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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Ruby Mottram unterhalten«, sagte Archie. »Wo ist sie, Miss Clara?«
    Und die Wut siegte. War diese gebrechliche alte Frau sein nächstes Opfer? »Bleiben Sie ja …«, begann ich. Und stockte. Ich blickte in diese kalten blauen Augen, und alles fügte sich zusammen. Augen wie der Himmel im Winter. Allmächtiger! Meine eigenen Augen mussten unter dem Schock riesengroß geworden sein, vielleicht fuhr ich auch ein wenig zurück. Was immer es auch war, er sah es und bemerkte die Veränderung, die in mir vorging.
    Clara, nein. Sag nichts. Mach es nicht noch schlimmer.
    Sein Blick krallte sich in meine Augen. Ich würde nicht wieder
wegschauen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch jetzt war ich an der Reihe.
    »Sie sind gar nicht Archie Witcher«, stellte ich fest.
    Blaue Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Aber doch, natürlich.«
    Clara, er ist wahnsinnig. Reiz ihn nicht.
    Ich zwang mich, langsam zu sprechen und ihn nicht anzuschreien. »Archie Witcher liegt auf dem Friedhof. Da liegt er schon seit fünfzig Jahren. In dem Grab, das Ihren Namen trägt. Sie haben sogar den Grabstein bezahlt.«
    »Meine Teure …«
    »Sie sind nicht aus Dorset.« Mühsam kämpfte ich mich auf die Beine, und er ließ es zu. »Ein Mann aus dem West County würde niemals so sprechen wie Sie, nicht wenn er hundert Jahre in Amerika gelebt hätte.«
    Fast geschafft, fast aufrecht, er hatte noch immer nicht versucht, mich zurückzuhalten, er erhob sich mit mir. »Und wissen Sie was?«, fuhr ich fort. »Archie Witcher hatte braune Augen. Dunkelbraune Augen. Mehrere Leute haben diese Augen erwähnt. Gestern habe ich ein Foto von Ihnen gesehen, ein Polizeifoto, in Farbe. Da hätte es mir klar sein sollen. Braune Augen verblassen nicht zu Blau, nicht einmal nach fünfzig Jahren.«
    Daraufhin trat er endlich vor, so groß, so ein Hüne. Er packte mich an den Schultern und zerrte mich zu sich.
    »Archie Witcher ist an dem Abend damals verbrannt«, zischte ich ihm ins Gesicht. »An dem Abend, an dem Sie Ulfred fast umgebracht hätten. Drei Menschen sind von Ihren Schlangen gebissen worden. Zwei davon sind gestorben. Sie wussten, dass es eine polizeiliche Untersuchung geben würde, dass man Anklage gegen Sie erheben würde, also sind Sie abgehauen, zurück nach Hause. Aber Sie konnten nicht unter Ihrem eigenen Namen heimreisen, dort wurden Sie auch gesucht, weil Sie Ihren Vater ermordet hatten. Also haben Sie Archies Leben gestohlen. Sie haben fünfzig Jahre vorgegeben, ein anderer zu sein, und
jetzt sind Sie zurückgekommen, um dem Neffen dieses anderen Mannes sein Geld zu stehlen.«
    Er setzte sich in Bewegung, nahm mich mit. Ich musste mich anstrengen, um nicht zu fallen. Wir kämpften uns um das Taufbecken herum, kamen ihm gefährlich nahe. In der vordersten Kirchenbank erhob sich Ulfred, den Taipan noch immer in den Händen.
    »Deswegen mussten diese Menschen sterben«, schrie ich. »John Allington, Violet, Dr. Amblin. Sie haben Sie alle gekannt. Hätten Sie vielleicht wiedererkannt. Sie haben diejenigen umgebracht, die wissen, dass Sie nicht Archie sind.«
    Und jetzt gehörst du auch dazu. Ach, Clara, wirst du es denn nie lernen?
    Wir blieben stehen. Meine Oberarme noch immer fest im Griff, beugte er sich tiefer herab; sein Gesicht war nur Zentimeter von dem meinen entfernt. Aus den Augenwinkeln glaubte ich zu sehen, wie Ulfred einen Schritt vortrat.
    »Und wer bin ich, Clara?«, flüsterte er. »Wenn ich nicht Archie bin, wer dann?«
    »Joel Fain«, brachte ich heraus. »Sie sind Reverend Joel Morgan Fain. Vor fünfzig Jahren waren Sie Pfarrer in dieser Kirche. Die Leute haben Ihnen vertraut, sie haben an Sie geglaubt, und Sie …«
    Ich konnte nicht weitersprechen. Fain veränderte sich. Er ließ mich los, richtete sich hoch auf und holte tief Luft. Seine Lider schlossen sich, und dann schien ihn ein Zittern zu durchlaufen. Seine Augen öffneten sich wieder, und er war anders, ich schwöre es, als hätte ich ein Bild betrachtet, das plötzlich schärfer gestellt worden war. Seine Augen hatten an Farbe gewonnen; er wirkte sogar größer. Dann öffnete er den Mund; die Stimme, die herauskam, war jung und stark.
    »Danke, Clara«, sagte er. »Es tut gut, den Klang meines eigenen Namens zu hören.«
    Ich trat einen Schritt zurück, doch ich hatte die Orientierung verloren und stieß mit dem Rücken gegen das Altargeländer.
Joel Fain zog mich weiter mit sich. Hinter ihm setzte sich auch Ulfred in Bewegung, kam näher.
    »Ich habe von dir

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