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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Frau, die nach ihrem Hund rief. Ich kannte das Paar vom Sehen. Eine Witwe Mitte fünfzig und eine lebhafte Mischlingshündin namens Scruffy. Ich war versucht, mich hinter der Hecke zu verstecken, bis sie vorbei waren, doch ich wusste, dass Scruffy sich nicht täuschen lassen würde. Er würde mich aufspüren wie ein Trüffelhund, ich würde hinter einer Hecke ertappt werden und meinem Ruf, reichlich merkwürdig zu sein, alle Ehre machen.
    Ein letzter Blick zu den Fenstern im Obergeschoss – leer –, und ich machte mich wieder auf den Weg. Scruffy und ihre Besitzerin kamen in Sicht, und der Hund stürmte auf mich zu. Da Scruffy zu gut erzogen war, um an mir hochzuspringen, starrte er mich nur an. Ich bückte mich und kraulte ihn hinter den Ohren. Hinlänglich ermuntert richtete er sich auf die Hinterbeine auf und reichte mir beide Vorderpfoten. In dieser Haltung war er fast so groß wie ich.
    »Scruffy, lass sie in Ruhe!«
    »Ist schon okay«, murmelte ich, schaute in Scruffys pelziges, freundliches Gesicht und dachte im Stillen, wie wunderbar vorurteilsfrei Hunde doch waren und wie schön es wäre, in einer Welt zu leben, wo es nur Tiere gab.
    »Scruffy, aus. Hierher.« Scruffys Halsband wurde gepackt, und er wurde weggezerrt.
    »Hallo, Clara. So ein schöner, wolkenloser Abend – ist alles in Ordnung?«
    Ich nickte und zwang mich, aufzublicken. Die Augen der Frau waren grün, ihre Haar war blond mit grauen Strähnen. Ich wusste nicht genau, ob ich sie schon jemals richtig angesehen hatte. Wieder schlug ich die Augen nieder.

    »Es geht schon«, brachte ich heraus. »Bin hingefallen. Wird schon wieder.«
    Mit ein paar undeutlichen, an den Schlamm auf meinen Füßen gerichteten Abschiedsworten ging ich weiter. Ich hatte Walter nicht gesehen – ich konnte ihn nicht gesehen haben. Es war eine Täuschung des spätabendlichen Lichts gewesen, die mein Gehirn, noch unter Schock durch den plötzlichen Schmerz, fehlinterpretiert hatte.
    Ich bog in die Carters Lane ein. Noch vierhundert Meter, und ich war wieder am Dorfanger. Gänseblümchen, die sich gerade zu schließen begannen, übersäten das Gras wie herabgefallene Sterne.
    Fünfhundert schmerzhafte Schritte den Hügel hinauf lagen noch vor mir. Ich mühte mich weiter und dachte an jenen Morgen, als ich von Walters Tod erfahren hatte.

    Seine Frau Edeline hatte vor der Tür auf mich gewartet. Sie hatte sich nicht mit meinem knappen Kopfnicken zufriedengegeben, sondern hatte mir winkend bedeutet, anzuhalten, wie man es mit einem vorbeifahrenden Auto macht. Mir war das Herz schwer geworden. Es schien Edeline stets eine grimmige Freude zu bereiten, mich anzustarren. Sie war wie gebannt, wenn sie mich sah, so, wie es kleinen Jungen mit toten Tieren geht. Wann immer ich konnte, ging ich ihr aus dem Weg.
    »Walter hat uns verlassen«, verkündete sie gedehnt, und einen Augenblick lang dachte ich, er hätte sich nach fünfzig Jahren Ehe einfach aus dem Staub gemacht. Weiß der Himmel, ich hätte es ihm nicht verdenken können.
    »Er is’ heut’ Nacht gestorben«, fuhr sie fort. »Ich war nich’ da. Niemand wollt’ mich hinfahren.«
    Ich wusste bereits, dass Walter seit zwei oder drei Wochen im Krankenhaus lag, wegen einer Lungenentzündung, die er der Feuchtigkeit und den dürftigen sanitären Einrichtungen in dem uralten Haus verdankte. Ich hatte ihr wahrheitsgemäß versichert, dass es mir sehr leidtäte.

    Beim Sprechen hatte ich gesehen, wie Edelines Blick von meinen Augen fortglitt und zur linken Seite meines Gesichts wanderte. Ich war es gewöhnt, dass die Leute das taten, doch die meisten versuchten wenigstens, höflich zu sein und es zu verbergen. Edeline hatte das nie geschafft. Ich fragte sie, ob ich irgendetwas tun, sie irgendwo hinbringen könne, doch sie sagte, am Vormittag kämen Leute aus dem Krankenhaus und dass sie versprochen hätten, sich um alles zu kümmern.
    Am folgenden Morgen, und noch Wochen danach, hatte sie am Gartentor auf mich gewartet, und mir war nichts anderes übrig geblieben, als ihr geduldig zuzuhören. Sie teilte mir Walters Entscheidung mit, seinen Leichnam der medizinischen Forschung zu überlassen, sprach über den Gedenkgottesdienst im Krankenhaus, der nur für die Angehörigen gedacht war, und über ihre Pläne für einen Gedenkstein auf dem Dorffriedhof.
    Eigentlich hatte ich Edeline nie gemocht, und als die Tage verstrichen, konnte ich sie immer weniger leiden, doch jeden Morgen nach Walters Tod zwang ich mich, stehen zu

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