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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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wollte Nick wissen. North trat von der Wand weg und machte einen Schritt auf das Bett zu. Er bückte sich, um Nicks Wunde abermals zu betrachten.
    »Ich würde sagen, Sie haben sich eine Infektion eingefangen«, meinte er. »Die meisten Ringelnattern sind Salmonellenträger. Mit Antibiotika sollte man das in ein paar Tagen wieder hinkriegen.«
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte.
    »Also, ich hoffe jedenfalls, dass Sie recht haben«, sagte Dr. Richards, der genauso erleichtert aussah, wie ich mich fühlte. »Die Blutwerte müssen bald da sein. Mit Infektionen kommen wir klar.«
    Wir verließen Nick Poulson – dessen Freude darüber, doch nicht gleich sterben zu müssen, sich irgendwie in Grenzen hielt –, und gingen auf Dr. Richards’ Einladung hin in sein Büro ein Stockwerk höher. Bei Kaffee, den North und ich tranken, als wären wir am Verdursten, erklärte ich, zu welchem
Schluss wir bei Aeolus gekommen waren: Dass das Gift in John Allingtons Blut zwar definitiv von einer Kreuzotter stammte, die Konzentration aber zu hoch schien, um von einer einzigen Schlange herzurühren. Dr. Richards förderte mehrere Fotos von John Allingtons Wunde zutage, die kurz nach dessen Einlieferung, zwei Tage später und post mortem gemacht worden waren. Dann erläuterte Sean seine Theorie von anderen, weniger sichtbaren Bissstellen.
    »Vielleicht waren es nicht die offensichtlichen Einstiche von zwei Fangzähnen; vielleicht eine Reihe kleiner Kratzer von den Zähnen und nur eine größere Punktur. Man müsste mit einer lokalen Schwellung rechnen, vielleicht auch mit einer Verfärbung.«
    Richards schüttelte den Kopf. »Mir ist nichts aufgefallen. Aber, um ehrlich zu sein, an multiple Bisse habe ich gar nicht gedacht. Ich war zu sehr damit beschäftigt, die eine Bisswunde zu behandeln, die ich sehen konnte.«
    North starrte eines der Fotos an. »Kommen Sie mal her und schauen Sie sich das an, Clara.« Anstatt mir das Foto zu reichen, winkte er mich zu sich, so dass ich gezwungen war, mich über die Lehne seines Stuhls zu beugen.
    »Fällt Ihnen etwas auf?«, fragte er.
    Ich streckte die Hand aus und griff nach dem Foto. Er ließ es los, und ich ging zum Fenster hinüber. Im Zimmer war reichlich Licht vorhanden, ich fühlte mich nur nicht wohl dabei, ihm so nahe zu sein. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass Sean North etwas ganz leicht Reptilienartiges an sich hatte. Er hatte so eine Art, wie gebannt zu schauen, als mustere er einen genau, bevor… bevor er was tat? Lossprang? Zustieß? Was, fragte ich mich (während ich eigentlich die Fotografie hätte betrachten sollen), erwartete ich von Sean North? Ich wusste, dass er mich wieder anstarrte, also zwang ich mich zur Konzentration.
    Das Foto zeigte den Hals eines Mannes, aus einer Entfernung von nur knapp zehn Zentimetern aufgenommen. Es
musste gleich nach Allingtons Einlieferung gemacht worden sein, denn die Schwellung um die Wunde herum war minimal. Ich konnte die Poren seiner Haut erkennen, die Bartstoppeln an seinem Kinn und die drahtigen grauen Haare in seinem Nacken. Zwei kleine Stichwunden, rot und von ein wenig Blut umgeben, waren oberhalb des Schlüsselbeins sichtbar.
    »Was meinen Sie?«, fragte North, und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass er mich auf die Probe stellte. Ich war versucht, zu sagen, nein, mir fiele nichts auf, und das Foto zurückzugeben, aber …
    »Haben Sie den Abstand zwischen den beiden Einstichen gemessen?«, fragte ich Harry Richards, wobei ich North absichtlich nicht beachtete. Richards wühlte kurz in seinen Unterlagen herum, dann schaute er auf.
    »Achtzehn Millimeter«, antwortete er. »Wieso, was …?«
    Es ging nicht anders, ich musste North ansehen. Seine Brauen waren hochgezogen, als wäre er mein Biologielehrer oder so etwas. Und warum um alles in der Welt war ich so ängstlich bemüht, ihm zu gefallen?
    »Kommt mir ein bisschen klein vor«, meinte ich, obgleich ich mir in Wahrheit gar nicht so sicher war, was die Anatomie der gemeinen Kreuzotter anging. Es schien einfach nur keine besonders breite Bissspur für eine Schlange zu sein, die ziemlich kräftig sein kann.
    »Die Theorie von der großen Schlange wird anscheinend immer weniger tragfähig«, pflichtete North mir bei.
    »Ich verstehe nicht ganz …«, begann Dr. Richards.
    North wandte sich ihm zu. »Ich nehme doch an, dass eine Autopsie gemacht wird?«
    Richards nickte. »Höchstwahrscheinlich«, bestätigte er.
    »Bitten Sie den

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