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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Und etwas Kaltes, Nasses hatte meinen linken Knöchel gepackt. Ich wurde die Treppe hinuntergeschleift. Verzweifelt griff ich zu und packte das Geländer. Dann trat ich mit dem freien Bein heftig nach hinten aus. Ich fühlte, wie mein Fuß auf feuchten Stoff traf. Hastig holte ich tief Atem. Ich würde schreien – wirklich das einzig Mögliche –, schreien wie am Spieß.
    Irgendwie hatte ich mich umgedreht. Er ragte über mir auf. Nicht viel mehr als ein stinkender dunkler Schatten im Treppenhaus, der auf mich herabstarrte. Aber nicht auf mein Gesicht. Bei dem Sturz und bei meiner heftigen Gegenwehr hatte sich mein bodenlanges Nachthemd um meine Hüften geschlungen. Er schaute auf meine nackten Beine hinunter. Von denen er eins immer noch fest gepackt hielt. Und mit der anderen Hand griff er nach unten.
    Und dann strich etwas über meinen Oberschenkel, das sich nicht wie eine menschliche Hand anfühlte, etwas aus Schleim und verfaulenden Knochen, glitt aufwärts, und seine Augen bewegten sich …
    Die grauenvollen Geräusche zerbrachen die Nacht. Harsche, primitive, durchdringende Schreie. Meine Schreie. Wieder und wieder schrie ich. Und vielleicht noch etwas anderes. Eine andere
Stimme? Aus weiter Ferne? Und dann war alles dunkel. Und still. Ich hatte aufgehört, zu schreien. Schließlich fasste ich den Mut, abermals auszutreten. Dort war nichts. Ich öffnete die Augen. Ich war allein auf der Treppe. Während ich es kaum wagte, mich zu rühren, blickte ich wie wild nach rechts und links. Hinter mich. Wo war er?
    Er war direkt über mir gewesen, hatte mich begrapscht, seine Augen waren über mich hinweggewandert. Sein Geruch hing noch immer in der Luft: schwer, zäh. Doch er war nicht mehr da.
    Ich blinzelte Tränen fort. Und fand mich aufrecht dasitzend wieder, starrte in alle Richtungen. Er war nirgends zu sehen, absolut nirgends. Sogar der Geruch verflog allmählich. Ich schaute nach unten, auf den feuchten Fleck unten an meiner Wade, wo er mich festgehalten hatte, doch noch während ich hinsah, verdunstete die Feuchtigkeit in der warmen Nachtluft. Keine Spur mehr.
    Während ich mir einredete, dass ich nicht an Gespenster glaubte, dass ich nie an Gespenster geglaubt hatte, dass es unmöglich… zwang ich mich, aufzustehen und quer durchs Esszimmer zu stolpern. In dem Wissen, dass ich vielleicht nur Sekunden hatte, ehe er wieder über mich herfiel, griff ich nach dem Telefon. Kaum wagte ich es, den Blick zu senken, um hinzusehen, doch irgendwie schaffte ich es, die Nummer des Notrufs zu wählen und mich mit der Polizei verbinden zu lassen.
    Während ich auf die Verbindung wartete, konnte ich nur mit äußerster Mühe stillstehen. Wo war er? Er hatte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst. So etwas tun Menschen nicht. Er konnte nicht an mir vorbei die Treppe hinaufgelaufen sein, die Haustür war abgeschlossen, von dort, wo ich stand, konnte ich sie sehen. Und ich war mir sicher, dass ich die Hintertür gehört hätte, wenn er dort hinausgegangen wäre. Er war noch im Haus.
    Unfähig, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken, erklärte
ich dem Polizisten, der den Anruf entgegennahm, meine Situation. Das Versprechen, dass innerhalb von zwanzig Minuten jemand bei mir sein würde, beruhigte mich etwas, allerdings nicht sehr. In zwanzig Minuten kann viel passieren.
    Ich konnte nicht stehen bleiben, wo ich war, und krampfhaft das Telefon umklammern. Also riskierte ich ein paar Schritte durchs Esszimmer.
    Was zum Teufel war mit den Eulenküken los? Noch nie hatte ich sie so einen Lärm machen hören. Hatte er ihnen etwas getan? Ich trat in die Küche, gerade weit genug, um einen Blick in den Käfig werfen zu können.
    Die Küken waren nicht hungrig – sie hatten Todesangst. Eine Ringelnatter, fast einen Meter lang, war in ihrem Käfig. Noch während ich auf die Szene starrte und meinen Augen kaum trauen konnte, bäumte sie sich auf, schnellte vor und packte eines der Küken an der Kehle. Ich dachte nicht nach. Schnell packte ich die Schlange, drückte ihr fest den Hals zusammen, und sie ließ den Jungvogel los. Ohne auf ihr verzweifeltes Zappeln zu achten, zerrte ich sie aus dem Käfig und entriegelte und öffnete mit einer Hand die Hintertür.
    Ich bin niemals grob, rücksichtslos oder auf irgendeine Weise unfreundlich zu Tieren. Doch ich hatte genug: Ich war übermüdet, verzweifelt und außerdem sehr verängstigt. Und was am schlimmsten war, zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, hatte ich das

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