Schlangenhaus - Thriller
Vorratsschrank. Er ist nicht einmal so groß, dass ich aufrecht darin stehen kann, eignet sich aber gut als Lagerraum. Ich stand lauschend an der Tür. Wieder ein Geräusch: leise, kehlig, ein Mittelding zwischen Grunzen und Murmeln. Entsetzt fuhr ich zu Matt herum, und als er mein Gesicht sah, erhob er sich. Fast im Laufschritt eilte ich zur Haustür. Sie war noch immer abgeschlossen und verriegelt. Die Hintertür hatte ich erst Minuten zuvor selbst aufgeschlossen. Es hatte keine Möglichkeit gegeben, hinauszugelangen. Der Eindringling war noch im Haus.
Ich hastete in die Küche zurück, als Matt gerade vom Tisch wegtrat. Das Kratzen seines Stuhls auf dem Boden war laut, doch ich konnte noch ein weiteres Geräusch hören. Es war definitiv jemand im Keller. Normalerweise schließe ich die Kellertür nie ab – warum sollte ich? –, doch nun streckte ich die Hand aus und schob den Riegel vor.
Matt war neben mir. »Er ist da drin«, flüsterte ich. »Er ist im Keller. Ich kann ihn riechen.«
Matt ahmte meine Bewegungen nach und schnüffelte geräuschvoll.
»Ich rieche nichts«, meinte er und schüttelte den Kopf. »Sind Sie sicher?«
»Absolut«, versicherte ich. »Er stinkt grauenvoll. Vorhin hat’s
im ganzen Haus nach ihm gerochen. Er riecht wie ein Landstreicher.«
»Wirklich?«, fragte er, und ich merkte, dass er mich nicht ernst nahm.
»Landstreicher riechen nach altem Schweiß und Urin«, erläuterte ich mit gedämpfter Stimme. »Wenn man nahe genug rankommt, kann man Alkohol riechen – normalerweise ziemlich ekliges Zeug –, und sie übergeben sich oft im Schlaf. Oft wühlen sie in Mülltonnen nach Essbarem, und der Geruch bleibt an ihnen hängen. Und sie machen sich auch ziemlich häufig in die Hose. Man kann Fäkalien riechen.«
»Woher kennen Sie sich denn so gut mit so was aus?«
»Viele unserer Patienten werden von Leuten gebracht, die im Freien übernachten«, antwortete ich und trat von der Tür zurück. »Ich glaube, wir sollten lieber rausgehen.«
Matt musterte mich eine Weile. Dann beugte er sich zu der Tür vor und schnüffelte noch einmal übertrieben. »Ich rieche immer noch nichts.«
Angesichts seiner völligen Unbekümmertheit hätte ich ihn am liebsten angeschrien. »Sie duschen abends«, sagte ich. »Meistens waschen Sie sich abends die Haare. Sie trinken eher Kaffee als Tee, aber heute Abend haben Sie ein Glas Rotwein getrunken. Innerhalb der letzten Stunde haben Sie Ihren Hund gestreichelt, und ich glaube, Sie haben vor Kurzem sein Geschäft beseitigt.«
»Wollen Sie etwa sagen, ich rieche nach Hundescheiße?«
»Ich wünschte, Sie würden von der Tür weggehen. Er ist da drin, und dieser Riegel ist nicht besonders stabil.«
Matt warf einen Blick auf den Riegel und sah dann wieder mich an. »Wenn er immer noch da drin ist«, meinte er, »wem bin ich dann auf der Straße hinterhergerannt?«
Darauf wusste ich keine Antwort. Und während ich noch darüber nachdachte, streckte Matt die Hand nach dem Riegel aus.
»Nein!« Plötzlich war ich neben ihm, meine Hand fuhr
hoch, um seine aufzuhalten. »Nein. Kommt überhaupt nicht in Frage. Überlassen Sie das der Polizei.«
»Clara, es gibt da etwas …«
In diesem Moment klopfte es an der Hintertür und eine große Gestalt erschien davor. Matt reagierte, bevor ich es tat, und öffnete. Er bekam ein allem Anschein nach überraschtes »Oh, guten Abend, Sir« zu hören und ließ dann drei Polizisten in mein Haus treten, ganz so, als wohne er selbst hier.
Die Polizisten hörten sich meine Geschichte höflich an, doch als ich sagte, ich sei überzeugt, dass sich der Einbrecher noch im Haus befände, änderte sich ihre Haltung; sie wurden angespannter, wachsamer. Einer von ihnen, der Dienstälteste der drei, sah Matt an.
»Und Miss Benning hat Sie angerufen, Sir?«
Matt schüttelte den Kopf. »Nein, ich war wach. Mein Hund ist noch sehr jung. Er musste mal raus.«
»Und haben Sie den Mann in Miss Bennings Haus gesehen?«
»Ich fürchte nein. Ich habe sie schreien gehört. Und irgendeine Bewegung vor dem Haus. Richtig gesehen habe ich aber nichts.«
»Im Moment sind ’ne Menge Dachse unterwegs.«
»Stimmt. Ich hatte gestern Abend einen in meinem Garten«, pflichtete Matt dem Officer bei.
»Es ist mir egal, was Sie die Straße raufgejagt haben«, fauchte ich. »Der Mann, der auf mich losgegangen ist, konnte das Haus gar nicht verlassen haben. Beide Türen waren abgeschlossen, bis ich die Hintertür aufgemacht habe.« Ich deutete
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