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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Gefühl, keinerlei Kontrolle über mich zu haben. Was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass ich in diesem Moment etwas tat, was ich mir nie hätte träumen lassen: Ich ließ meine Wut an einem Tier aus. Ich schleuderte die Schlange so weit fort, wie ich konnte. Sich drehend und windend flog sie durch die Luft und landete am anderen Ende des Gartens im Gebüsch. Ganz kurz verspürte ich Gewissensbisse, ehe ein jähes Geräusch dicht hinter mir mich zusammenzucken und herumfahren ließ. Und ich eine dunkle Gestalt auf mich zukommen sah.
    Ich trat einen Schritt zurück, mein Fuß knickte um, und ich
fiel hin, krabbelte verzweifelt rückwärts, als die Gestalt näher kam. Der Nachthimmel hatte sich bewölkt, und hinter meinem Haus ist es immer viel dunkler als auf der Straßenseite. Die Bäume, die den Garten umgeben, sind hoch und dicht. Die schwarze Silhouette stand über mir und war alles, was ich sehen konnte. Ich öffnete den Mund, doch die Schreie waren aufgebraucht. Nur ein jämmerliches Wimmern kam hervor.
    »Clara, ich bin’s, Matt Hoare. Was zum Teufel ist hier los?«
    Und aus der dunklen Gestalt wurde ein Mann, den ich kannte. Eigentlich konnte ich nur seine Augen richtig erkennen, weil sich Licht vom Haus her darin spiegelte, doch der Umriss seines Körpers war vertraut. Und sein Geruch auch. Shampoo und saubere Haut. Frischer Kaffee. Ich glaube, ich wimmerte abermals. Er hockte sich hin, streckte eine Hand aus, die ich irgendwie zu fassen bekam, und zog mich auf die Beine.
    »Ich habe Sie schreien hören. Da bin ich über den Zaun gesprungen. Ich meinte, ich hätte jemanden vorne aus Ihrem Haus rennen hören. Ich habe mir erst gedacht, das sind wahrscheinlich Sie, aber auf der Straße war niemand. Was zum Teufel ist denn los?«
    Hinter mir war ein Geräusch zu vernehmen. Wahrscheinlich bloß ein Nachtvogel, der auf einem Busch landete, doch ich fuhr vor Schreck zusammen.
    »Clara!«
    Ich musste mich zusammenreißen. Doch ich war gar nicht wirklich hier, in diesem dunklen Garten, bei Matt. Ich wirbelte davon, auf einen finsteren Ort in meinem Kopf zu …
    »Kommen Sie, schön tief durchatmen. Gehen wir rein.« Ein Arm legte sich um meine Taille. Ich wurde sanft wieder auf das Haus zugeschoben. Und irgendetwas an dem Geräusch leiser Schritte auf Rasen, an der Kälte unter meinen Füßen und der Wärme von Matts Arm ließ mich zu mir zurückfinden. Der Einbrecher war fort. Was Matt da auf der Straße gehört hatte, das war er gewesen, als er davongerannt war.

    »Es geht schon«, brachte ich hervor, als wir über die Schwelle in meine hell erleuchtete Küche traten. »Jemand ist bei mir eingebrochen. Er hat mich angefasst. Ich …«
    Ich konnte nicht weitersprechen. Plötzlich war mir fast schmerzhaft bewusst, wie ich aussehen musste. Matt starrte mich einen Augenblick lang an, sein Blick glitt von meinem Gesicht abwärts, wanderte an mir hinunter. Er lief rot an, wandte sich ab und verließ die Küche. Doch gleich darauf war er wieder da, mit einem dicken Steppmantel, der immer neben der Haustür hängt.
    »Ziehen Sie das an«, sagte er. So schnell ich es mit zitternden Fingern vermochte, zog ich den Mantel eng um meine Schultern und schloss alle acht Knebelknöpfe. Der Mantel reichte mir bis über die Knie und bedeckte mich fast vollständig. Er schien nicht einmal annähernd auszureichen.
    »Haben Sie die Polizei verständigt?«, erkundigte sich Matt über die Schulter hinweg. Trotz des Mantels brachte er es nicht fertig, mich anzuschauen.
    Ich nickte. »Die haben gesagt, zwanzig Minuten.«
    Er ging zum Wasserkessel, füllte ihn, schaltete ihn ein und blickte sich dann um. »Sie sollten sich lieber hinsetzen«, meinte er.
    Ich stand noch immer wie blöd mitten in der Küche. Also zwang ich mich, zum Tisch zu gehen und einen Stuhl hervorzuziehen. Ich setzte mich, zog den Mantel ein wenig enger um mich und wünschte mir, er würde bis zum Boden reichen. Dann schaute ich schnell hoch und ertappte ihn dabei, wie er meine Füße anstarrte. Und ich wäre am liebsten niedergesunken und hätte mich unter dem Tisch versteckt.
    »Können Sie mir jetzt erzählen, was passiert ist?«
    Ich riss mich zusammen und berichtete, wie ich aufgestanden war, um die Eulenjungen zu füttern, wie ich den Eindringling erblickt und versucht hatte, wegzulaufen, wie ich festgehalten worden war. Das Licht der Küchenlampe spiegelte sich in Matts Brillengläsern, und ich konnte seine Augen
nicht richtig sehen. Ich hatte keine

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