Schlangenhaus - Thriller
nach der Hand, die er mir hinhielt, und stand gleich darauf neben ihm.
Alte Arbeitercottages haben normalerweise zwei Räume im Erdgeschoss und zwei im ersten Stock. Hier waren vier Cottages mittels Durchbrüchen miteinander verbunden worden, das hieß, dass wir 16 Zimmer durchsuchen mussten. Eine Aussicht, die mich in Anbetracht dessen, wie es in dem Raum aussah, in dem wir uns befanden, nicht gerade froh stimmte.
Die Wände bestanden aus nackten, feuchten Steinen. Große Brocken des Deckenverputzes waren zu Boden gefallen. Eine einsame Glühbirne pendelte an einem dicken Kabel. Stumm standen wir da, und ich stellte fest, dass ich lauschte. Auf was eigentlich? Auf das kleinste Geräusch, das vielleicht anzeigen könnte, dass Matt und ich nicht allein waren. Ein Licht flackerte auf und zeigte Asche, die überall im Zimmer verstreut war. Ich drehte mich zu Matt um. Er hielt eine kleine, überraschend helle Taschenlampe in der Hand.
»Ich habe nur ein Paar Handschuhe dabei«, sagte er. »Fassen Sie nichts an.« Sein flapsiges Gebaren von eben war spurlos verschwunden. Es war, als wäre ich mit einem völlig anderen Mann in diesem Haus. Einem Assistant Chief Constable.
Der Boden war mit einem Kunststoffbelag bedeckt. Ein Sessel mit hölzernem Gestell stand an einer Wand, Schimmel wuchs auf den Polstern.
Matt setzte sich in Bewegung, und ich folgte ihm durch die Tür in eine Küche.
»Ich fasse es nicht, dass hier Menschen gewohnt haben«, brummte er. Die Küche hatte einen Spülstein und einen Kamin
zu bieten, in dem sich ein winziger, altmodischer Herd befand. Stroh rieselte aus der offenen Ofentür; ich nahm an, dass dort irgendein Nagetier eingezogen war.
Das ganze Haus stank nach Feuchtigkeit, die die verbliebenen Möbel faulen ließ. Außerdem glaubte ich, verwesendes Fleisch riechen zu können.
Die Küche hatte ein winziges Fenster. Ich spähte durch das schmutzige Glas und konnte erkennen, wie das Gelände draußen steil abfiel, keine drei Meter von der Rückseite des Hauses entfernt. Eine Hintertür gab es nicht.
Ein mit einem Vorhang versehener Durchgang führte zu dem zweiten Cottage hinüber. Ich schauderte, als der schleimige Stoff mein Gesicht streifte, und folgte Matt in ein sehr karges Badezimmer mit einer Wanne aus weißem Stahl, Waschbecken und Toilette. Da ich wusste, dass ich von dem Geruch der Toilette gleich würde würgen müssen, ging ich in einen vierten Raum voran: eine Werkstatt. Eine alte Arbeitsplatte aus Resopal zog sich an zwei Wänden entlang, und unter dem Fenster stand ein gesprungener, schmutziger Glaskasten von der Art, wie man sie benutzt, um Fische, Schildkröten oder Mäuse zu halten. Oder Schlangen. Eine schmale, geschlossene Tür führte wohl zu einer weiteren Treppe. Ein paar rostige Werkzeuge lagen herum, doch ich starrte den vertrockneten Kadaver einer kleinen Schlange an, der zusammengerollt in dem Winkel lag, wo die Arbeitsplatte an die Wand stieß. Matt bemerkte es.
»Irgendwas, worüber wir uns den Kopf zerbrechen müssen?« , wollte er wissen.
Ich schüttelte den Kopf. »Sieht nach einer heimischen Art aus. Und schon sehr lange tot. Was haben Sie damit gemeint, dass Saul Witcher ein schwarzes Schaf gewesen sei? Dass er vertrieben worden wäre?«
Matt war weitergegangen, in das dritte Cottage. Ich folgte ihm in einen weiteren kleinen Raum, an dem nur der Schmutz bemerkenswert war. Ich konnte die Ziegel sehen, wo einst die
Haustür gewesen war. Und das Mauerwerk dort, wo die Küchentür gewesen war.
»Wieso mauert denn jemand eine Küchentür zu?«, fragte ich mehr mich selbst als Matt, während ich hinüberging. Von der anderen Seite des Zimmers her ließ Matt den Strahl seiner Taschenlampe über den ganzen Türrahmen wandern. Die Ziegel sahen alt aus, sie waren uneben, und hier und da bröckelten sie, der Mörtel war schwarz vom Alter.
»Vielleicht ist dieser Teil des Hauses nicht sicher. Zu dicht am Steilhang, sogar für die Witchers.«
Ich antwortete nicht. Langsam streckte ich die Hand aus, wappnete mich innerlich gegen die Kälte des alten Mauerwerks. Und fühlte sie nicht. Die Ziegel waren kaum merklich warm.
»Obwohl ich persönlich sagen würde, der ganze Schuppen sollte abgerissen werden.« Und damit war Matt weg, war in das vierte und letzte Cottage hinübergegangen. Ich wollte ihn zurückholen, wollte sehen, ob er auch fand, dass sich die Ziegel wärmer anfühlten, da fiel mir auf, dass dieses Cottage keine Treppe hatte. Vielleicht hatte sie sich
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