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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Lippen und ein breiter Mund. Sein Haar, meiner Meinung nach mittelbraun, war nach der Mode der Zeit kurz geschnitten.
    »Das ist Walter«, sagte Matt und ich fuhr zusammen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er so dicht neben mir stand. »Als ich klein war, war er immer noch Kapitän der Cricketmannschaft.«
    Unter dem Bild hatte die Zeitung die Namen der Spieler aufgelistet. Ich fuhr mit dem Finger über die Liste, fügte Namen und Gesichter zusammen. Alle Witcher-Brüder hatten Cricket gespielt. Archie, der schon vor langer Zeit nach Amerika gegangen war, war der Größte und Attraktivste gewesen, dunkler als seine Geschwister, mit schmaler, ganz leicht hakenförmiger Nase und schrägstehenden dunklen Augen. Er sah vage vertraut aus, doch ich kam nicht darauf, an wen er mich erinnerte; vielleicht an jemanden aus dem Fernsehen. Ich versuchte, ihn mir im Talar eines Geistlichen vorzustellen, und es gelang mir nicht. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem Prediger, der mir jemals begegnet war.
    Harry, der Trinker, der eines gewaltsamen Todes gestorben war, hatte ein bisschen wie Walter ausgesehen, war jedoch kleiner gewesen, dicklich und mit recht heller Haar- und Hautfarbe. Saul, das schwarze Schaf, war vom Aussehen her seinem ältesten Bruder am nächsten gekommen: die gleiche Größe, ähnliche Gesichtszüge. Ganz sicher war es möglich, dass der Mann in meinem Haus gestern Nacht Saul gewesen war. Und auch, dass Saul sich gerade jetzt im Haus der Witchers aufhielt. Ich konnte mir einen raschen Blick durchs Zimmer nicht verkneifen.
    »Das ist das Gutshaus«, meinte Matt und starrte das Foto an. »Hinterm Haus gibt es eine Wiese; der frühere Besitzer hat sie damals geebnet und ein Cricketfeld daraus gemacht.
Clive Ventry hat davon gesprochen, das Feld wiederherzustellen. Wenn er so lange überhaupt im Lande bleibt.«
    Das Cricketfeld des Gutshauses interessierte mich nicht. »Ausgeprägte Familienähnlichkeit.« Ich schnippte mit dem Finger von Saul Witcher zu Walter. »Haben Sie ihn gekannt? Saul Witcher, meine ich.«
    Matt schüttelte den Kopf. »Er war schon weg, als ich geboren wurde.«
    »Er könnte noch leben. Er könnte in diesem Haus wohnen.«
    »Dafür gibt’s bis jetzt keinerlei Anzeichen.«
    Dem konnte ich nicht direkt widersprechen. Und doch, das Haus hatte irgendetwas an sich, es fühlte sich einfach nicht an, als wäre es leer.
    »Warum ist er vertrieben worden?«, fragte ich noch einmal.
    »Das weiß niemand so richtig«, meinte Matt. »Oder zumindest will niemand darüber reden, wenn er es weiß. Sie sind auf das Geheimnis dieses Dorfes gestoßen, Clara. Vor ein paar Jahren bin ich selber neugierig geworden und bin unten auf dem Revier alte Berichte durchgegangen. Was immer passiert ist, es war so um 1958, als die Kirche abgebrannt ist. Saul hat als junger Kerl ständig irgendwelche Scherereien gemacht, aber im Sommer 1958 hat das schlagartig aufgehört. Harry und Archie Witcher sind im selben Jahr auch beide weggegangen – allerdings ist Harry zurückgekommen, ungefähr zehn Jahre später.«
    1958. Also war die Kirche tatsächlich in diesem Jahr niedergebrannt. Was hatte Violet gesagt? Sie hätte nie wirklich erfahren, was an jenem Abend geschehen war? Matt erzählte immer noch.
    »Irgendwas war merkwürdig an dem Brand«, sagte er. »Ist alles dokumentiert, wenn man weiß, wo man suchen muss. Die Feuerwehr wurde erst in den frühen Morgenstunden gerufen, als das Feuer schon ziemlich niedergebrannt war. Die Polizei wurde überhaupt nicht verständigt, obwohl sich die Kollegen
der Sache offensichtlich angenommen haben, sobald sie davon gehört hatten. Natürlich gab es damals Telefone im Dorf, aber obwohl Menschen von den Flammen eingeschlossen wurden und umgekommen sind, hat niemand Hilfe geholt.«
    »Zwei Männer sind bei dem Brand ums Leben gekommen.« Mir fielen die Gräber ein, die ich vorhin entdeckt hatte. »Mindestens zwei. Einer davon war der Priester.«
    Matt nickte. Das war ihm nicht neu. »Der Kapitän, der mit seinem Schiff untergeht«, stimmte er zu. »Und ein paar Tage später sind noch zwei gestorben.«
    »Hat Saul das Feuer gelegt? Wurde er deshalb vertrieben?«
    »Laut den Berichten nicht. Die Polizei hat damals mehrere Dorfbewohner befragt, die an dem Abend beim Gottesdienst gewesen waren. Keiner hat gesagt, er hätte irgendetwas gesehen. Sie sind alle davon ausgegangen, dass eine Kerze brennen gelassen wurde, dass der Reverend und der andere Mann, der ums Leben gekommen

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