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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ist, die Flammen bemerkt und versucht haben, sie zu löschen, aber dass sie vom Rauch ohnmächtig geworden sind.«
    »Davon sind alle ausgegangen?«
    »Jep. Sechs oder sieben identische Geschichten. Niemand hat was gesehen, aber jeder hatte eine ziemlich klare Vorstellung davon, was passiert sein musste.«
    »Und die Polizei hat das einfach so hingenommen?«
    Er zuckte die Achseln. »In den Berichten steht nichts, was auf etwas anderes schließen lässt.«
    »Aber ein paar von diesen Leuten müssen doch noch leben. Irgendjemand muss wissen, was passiert ist. Vorhin habe ich mich mit Violet Buckler unterhalten. Sie hat den Brand in der Kirche erwähnt. Allerdings, wenn ich es recht bedenke, hat sie gesagt, sie wäre selbst nicht dabei gewesen.«
    »Das Mysterium wird immer komplexer. Sie sollten auch zur Polizei gehen, Clara. Ermittlungsarbeit macht Sie richtig gesprächig.«
    Darauf gab es keine unmittelbare Antwort. Matt schien das
Interesse an dem Foto zu verlieren; er ging zu einer gestrichenen Holztür hinüber, zog sie auf und verschwand. Da ich ihm nicht wie ein Welpe hinterhertappen wollte, trat ich ans Fenster an der Rückseite des Hauses. In der Scheibe war ein kleiner Sprung, und ich konnte die Nachtluft riechen, duftend und wundervoll nach dem miefigen Geruch des Hauses.
    Draußen mussten die Wolken sich genau in diesem Moment verzogen haben, denn die Landschaft unter mir wurde plötzlich erhellt. Ich konnte den schmalen Streifen felsigen Bodens hinter dem Haus sehen, zum Teil von einem Gewirr aus Ginster- und Holunderbüschen bedeckt, und dann den Abhang, der etwa sechs Meter steil abfiel. Ich überlegte, wie es wohl sein musste, so dicht am Rand einer Klippe zu wohnen. Und noch dazu einer Kalksteinklippe – nicht gerade das stabilste Gestein.
    Dann war irgendwo unter mir ein Geräusch zu vernehmen, das an und für sich vertraut, in diesem Kontext jedoch vollkommen fehl am Platze war. Da war es wieder, ertönte hinter der Hecke, die den Garten umgab, wahrscheinlich gleich unterhalb des Steilhangs. Ein Schrei, ähnlich wie der einer Möwe. »Ga-oh, ga-oh.« Der Ruf eines Höckerschwans.
    Manche Leute glauben, Höckerschwäne sind stumm, doch sie machen im Vergleich zu anderen Schwänen einfach nur wenig Lärm. Höckerschwäne zischen, wenn sie sich verteidigen; sie geben ein Schnaubgeräusch von sich, das wie »hiior « klingt, und außerdem den »Ga-oh«-Ruf. Im Laufe der Jahre hatte ich diese Laute oft gehört und war mir sicher, dass ein großer, ausgewachsener Schwan ganz in der Nähe war. Dabei war der Fluss doch mehr als einen halben Kilometer entfernt.
    Mir fiel kein Grund ein, warum sich ein Höckerschwan zur Nistzeit so weit vom Wasser entfernt aufhalten sollte, doch das Tier klang nicht ungebührlich erregt und ich trat vom Fenster zurück.
    Gerade wollte ich mich abwenden, als ich die Fingerabdrücke bemerkte. Irgendjemand hatte die Hände auf das schmale,
fast verrottete Fensterbrett gelegt, und mehrere Fingerabdrücke waren im Staub deutlich zu erkennen. Und von irgendwoher in der Nähe vernahm ich ein ganz schwaches Seufzen.
    Unfähig, mich gegen die Gewissheit zu wehren, dass jemand mich beobachtete, fuhr ich herum. Ich konnte nicht einmal Matt hören, und die grauenhafte Vorstellung, dass ich allein in diesem Haus zurückgelassen worden war, schoss mir durch den Kopf. Es widerstrebte mir, auch nur Matts Namen zu rufen, und entschlossen, der Panik nicht nachzugeben, ging ich zur Tür und fand mich in einem dunklen Flur wieder.
    Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich hatte angenommen, dass die Tür zum nächsten der acht kleinen Schlafzimmer führte, dass alle miteinander verbunden waren. In zweien war ich bereits gewesen, und jetzt befand ich mich über dem dritten der ursprünglichen Cottages, jenem, das im Erdgeschoss eine zugemauerte Küche hatte. Ich hatte die Wahl. Nach links und zur Vorderseite des Hauses. In der Richtung gingen zwei Türen vom Flur ab. Oder geradeaus. Die Dielen begannen zu knarren und Schritte kamen auf mich zu. Unsicher trat ich zurück, doch am anderen Ende des Flurs tauchte Matt auf.
    »Noch vier Schlafzimmer«, meldete er. »Kaum möbliert und keinerlei Spuren im Staub.«
    Ich erzählte ihm von den Fingerabdrücken, die ich am Fenster entdeckt hatte, und er nickte. »Ja, die habe ich auch gesehen. Morgen früh kann ich sie richtig überprüfen lassen.«
    »Die sehen ziemlich frisch aus«, meinte ich. »Wenn Saul das schwarze Schaf war, für das Sie ihn

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