Schlangenjagd
wieder zurück bin.«
»Was haben Sie vor?«
»Den Job erledigen, wegen dem wir eigentlich nach Namibia gekommen waren, und vielleicht feststellen, wer hinter den Anschlägen auf Sie steckt und wer die Wellenkraftwerke gebaut hat.«
»Gehören Sie zur CIA?«
»Nein. Aber ich war mal bei diesem Verein. Und das ist jetzt alles, was ich Ihnen bis morgen verrate. Wie wäre es, wenn ich um acht vorbeischaue und wir gemeinsam frühstücken?«
»Abgemacht.«
Juan beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. »Schlafen Sie gut. Wir sehen uns morgen früh.«
Sie hielt seine Hand fest, als er sich erhob. »Ich möchte mich noch einmal bei Ihnen dafür entschuldigen, dass ich Sie in meine Angelegenheiten verwickelt habe.« Ihre Stimme klang ernst und aufrichtig.
»Wie sich herausgestellt hat, hat Ihr Problem auch mit meinem zu tun. Daher gibt es für Sie gar keinen Grund, sich zu entschuldigen. Außerdem sollte
ich
derjenige sein, der sich entschuldigt.«
»Weshalb?«
»Sie haben Ihr Diamantenschiff nicht gefunden.«
»Ich war eben ein Esel«, sagte sie matt.
»Hey, auch ein Esel kann das große Los ziehen.« Damit verließ er ihr Zimmer und machte sich, mit einem Arztkoffer in der einen Hand und dem Nylonsack mit seinen Waffen in der anderen, an der Seite Julias auf den Weg zum Hangar.
19
Das Frachtabteil in der altertümlichen
de Havilland C-7 Caribou
war so geräumig, dass sich die Männer mitsamt ihrer Ausrüstung auf den Bänken ausstrecken konnten. Die vier kleinen Motorräder standen achtern vor der Laderampe und waren mit dicken Gummiseilen gesichert. Während irgendwann in ihrer wechselvollen Karriere das Innere der Maschine dergestalt umgebaut worden war, dass es unter Druck gesetzt und so den Männern erspart werden konnte, die eisigen Temperaturen in dieser Höhe ertragen oder zum Atmen ein Sauerstoffsystem benutzen zu müssen, machte das Dröhnen der beiden Pratt-&-Whitney-Motoren eine Unterhaltung so gut wie unmöglich.
Cabrillo studierte die Gesichter seiner Männer, während er sich mit dem Rücken gegen eine Wand lehnte, um seine Schultern ein wenig vom Gewicht des Fallschirms zu befreien. Eddie Seng bemerkte Juans prüfenden Blick und schickte ihm ein unternehmungslustiges Grinsen hinüber. Mike Trono und sein Partner, Jerry Pulaski, saßen nebeneinander und spielten Schere, Stein, Papier. Es war ihr ureigenes Ritual und kein echter Wettstreit. Sie spielten so lange, bis beide fünf Mal hintereinander die gleiche Wahl getroffen hatten. Juan hatte mehr als einmal erlebt, dass sie schon nach dem fünften Versuch aufhören konnten.
Wegen seiner Körpergröße und der Gewichtsbeschränkung seines Fallschirms war Linc als Einziger nicht mit einem der Querfeldeinmotorräder belastet. Er hatte sich in einen Segeltuchsitz gezwängt, sein Kopf lag auf seiner Schulter, und der Mund stand ihm halb offen, ein sicheres Zeichen, dass er eingeschlafen war.
»Hey, Juan-Chef«, rief Tiny Gunderson. Juan schaute zum Vorderende des Flugzeugs. Die Tür zum Cockpit stand offen, und er konnte den großen blonden Schweden angeschnallt auf seinem Pilotensitz und mit einer Hand am Steuerknüppel sehen. Julia nahm den Copilotensessel ein. Ihre Arztkoffer standen zwischen den beiden Sitzen.
»Was ist, Tiny?«
»Nur ein kleiner Weckruf. In einer Viertelstunde sind wir am Ziel.« Er drehte die Kabinenbeleuchtung noch weiter herunter und schaltete eine automatische rote Notlampe ein.
»Verstanden«, erwiderte Cabrillo. Er erhob dann die Stimme über das Dröhnen der Turbopropmotoren und rief: »Fünfzehn Minuten, Gentlemen!«
Linc wachte sofort mit einem übertriebenen Gähnen auf.
Es bestand keine Notwendigkeit, die Ausrüstung noch einmal zu überprüfen, denn das war sicherlich bereits ein Dutzend Male geschehen, und es war wirklich nicht nötig, längst stramm gezogene Gurte und Riemen noch strammer zu ziehen, aber die Männer machten es trotzdem. Man hatte nun mal nur einen einzigen Versuch, um einen Fallschirmabsprung ordnungsgemäß zu absolvieren. Sie machten die Motorräder bereit, lösten die Gummiseile und begaben sich in Absprungposition.
Fünf Minuten vor Ankunft schaltete Tiny eine gelbe Warnleuchte ein, die die Männer anwies, ihre zusätzlichen Sauerstoffatemgeräte anzulegen. Jeder schnallte sich seine Flasche vor die Brust und achtete darauf, dass der Gummischlauch, durch den das Atemgemisch strömen sollte, nirgendwo eingeklemmt wurde. Cabrillo und seine Kampfgefährten stülpten sich die
Weitere Kostenlose Bücher