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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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Suche nach Charlie. »Es hat keinen Sinn. Wir müssen abwarten und hoffen, dass der Sturm nachlässt.« Obgleich seine Lippen Turnbaughs Ohr berührten, musste Ryder sich dreimal wiederholen, um sich über dem Kreischen des Sturms verständlich zu machen.
    »Du hast Recht«, brüllte Charlie zurück, und gemeinsam kämpften sie sich über das Schiff, um ihre Männer zurückzurufen.
    Die Männer stolperten in den Deckaufbau, wobei sie mit jedem Schritt Sandkaskaden aufwirbelten. H.A. und Jon Varley waren die Letzten, die sich durch die Tür drängten, H.A. aus reinem Pflichtgefühl, das ihn stets darauf achten ließ, dass seinen Leuten kein Unglück zustieß, und Varley, der wie eine Ratte auf Futtersuche niemals aufgab, wenn er auch nur die geringste Chance auf eine Belohnung witterte.
    Selbst in dem Korridor und vor dem Wind geschützt war es schwierig, einander zu verstehen.
    »Lieber Gott im Himmel, bitte mach diesem Schrecken ein Ende.« Peter war angesichts der Naturgewalten, die auf sie einstürmten, derart eingeschüchtert, dass er fast in Tränen ausbrach.
    »Sind wir vollzählig?«, fragte Charlie.
    »Ich glaube schon.« H.A. ließ sich gegen ein Schott sinken. »Hast du es kontrolliert?«
    Turnbaugh begann, seine Leute zu zählen, als an der Luke ein lautes Klopfen ertönte.
    »Liebe Güte, da draußen ist noch einer!«, rief jemand.
    Varley war der Luke am nächsten und löste die Verriegelung. Der Wind schleuderte die Tür zur Seite, während der Sturm ins Schiff peitschte und die Farbe von den Wänden fegte. Es schien, als sei draußen niemand. Es musste irgendein nicht gesicherter herumfliegender Gegenstand gewesen sein, der die Tür getroffen hatte.
    Varley machte einen Schritt vorwärts, um die Tür zu schließen, und hatte sie fast schon zugezogen, als plötzlich eine hellsilberne Klinge eine Handbreit aus seinem Rücken drang. Fleischfetzen klebten an der Speerspitze, und als sie wieder aus der Wunde herausgerissen wurde, bespritzte ein Blutregen die entsetzte Mannschaft. Jon vollführte eine groteske Pirouette, ehe er auf dem Deck zusammenbrach. Dabei machte sein Mund lautlose Bewegungen, während sich sein Hemd rot färbte. Eine dunkle Erscheinung, die nur wenig mehr am Leibe trug als Federn und ein Tuch um die Hüften, stieg über Varley hinweg. In der Hand hatte sie einen Assegai. Hinter ihr hielten sich weitere Gestalten zum Angriff bereit, deren Kriegsrufe noch lauter erklangen als der rasende Sturm.
    »Hereros«, flüsterte H.A. schicksalsergeben, während sich die Krieger wie eine Springflut ins Schiff ergossen.
    Der Sturm war eine Laune der Natur, ein Ereignis, wie es nur einmal in hundert Jahren stattfindet. Über eine Woche lang tobte er und veränderte dabei den Küstenverlauf von Südwestafrika. Einst mächtige Dünen wurden eingeebnet, während andere in größere, bislang nie erreichte Höhen wuchsen. Wo sich einmal Buchten befunden hatten, schoben sich jetzt breite Halbinseln aus Sand in die eisigen Fluten des Südatlantiks. Der Kontinent hatte sich an einigen Stellen um zehn Kilometer verbreitert, an anderen sogar um zwanzig, ein deutliches Zeichen, dass die Kalahari eine ihrer Schlachten gegen ihren Erzfeind gewonnen hatte. Die Landkarten müssten für Hunderte von Kilometern die Küste auf- und abwärts neu gezeichnet werden, das heißt, wenn sich denn jemand die Mühe machte, diese gottverlassene Küste neu zu vermessen. Jeder Seemann wusste, dass es ratsam war, diese trügerischen Gewässer zu meiden.
    Was die
Rove
und ihre Besatzung sowie die an Bord befindlichen Gäste betraf, so verbuchte ein offizieller Bericht sie allesamt als ›auf See verschollen‹. Und das war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, obwohl sie nicht unter einigen hundert Metern Wasser, sondern unter der gleichen Masse Sands vergraben war, fast dreizehn Kilometer landeinwärts von der Region entfernt, wo die eisigen Wogen des Benguela-Stroms auf die Skelettküste Afrikas treffen.

2
    Die Laboratorien von Merrick/Singer
Genf, Schweiz
Gegenwart
    Susan Donleavy beugte sich wie ein Geier über das Okular ihres Mikroskops und betrachtete die Vorgänge auf dem Objektträger, als wäre sie eine Göttin der griechischen Mythologie, die sich über das Treiben der Sterblichen amüsiert. Und in einem gewissen Sinn war sie auch genau dies, denn was sich da auf dem Objektträger befand, war ihre eigene Schöpfung, ein künstlich geschaffener Organismus, dem sie ebenso Leben eingehaucht hatte, wie die Götter

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