Schlangenjagd
oder?«
»Wir fahren etwa fünfzig Kilometer weit in die Wüste und lassen sie dort zurück.«
»Auf diese Art und Weise wird das Flugzeug, das Singer geschickt hat, sie niemals finden«, sagte Juan. »Und vergesst nicht, die GPS-Koordinaten festzustellen, damit wir sie später holen können.«
»Dann fahren wir zurück nach Windhoek, lassen den Truck irgendwo stehen und nehmen uns in einem Hotel ein Zimmer.«
»Meldet euch auf dem Schiff, sobald ihr angekommen seid«, sagte Juan und schüttelte ihnen die Hand. »Vielleicht können wir euch rausholen, ehe wir im Kongo – oben im Norden – auf die Suche nach den Waffen gehen.«
Während Cabrillo Anstalten machte, mit seiner Gefangenen in der
Caribou
zu verschwinden, rief er den Umweltaktivisten noch einen Abschiedsgruß zu: »Wir sehen uns in einer Woche.«
Linc folgte ihm, und sobald er an Bord war, ließ Tiny die Motoren aufheulen. Neunzig Sekunden, nachdem sie gelandet waren, befanden sie sich schon wieder in der Luft und ließen acht entgeisterte Möchtegern-Ökoterroristen zurück, die niemals erfahren würden, was da so plötzlich und unangekündigt über sie gekommen war.
23
»Willkommen zu Hause, großer Meister«, sagte Max Hanley, als Juan das obere Ende der Jakobsleiter erreichte, die zur
Oregon
gehörte.
Die beiden wechselten einen Händedruck. »Es tut gut, wieder zurück zu sein«, sagte Cabrillo und hatte Mühe, die Augen offen zu halten. »Die letzten zwölf Stunden dürften in etwa die schlimmsten meines Lebens gewesen sein.« Er drehte sich um und winkte Justus Ulenga zu, dem namibischen Kapitän der
Pinguin.
Dies war das Boot, das Sloane Macintyre und Tony Reardon seinerzeit gechartert hatten, als auf sie Jagd gemacht worden war. Juan hatte mit dem Fischer in Terrace Bay Kontakt aufgenommen, wo dieser sich nach dem Angriff auf seinem Boot versteckt hatte.
Der freundliche Kapitän tippte zum Abschied an den Schirm seiner Baseballmütze und grinste breit, als er an das dicke Bündel Geldscheine dachte, das ihm für den simplen Job bezahlt worden war, Juans Leute zu dem Frachter zu bringen, der außerhalb der Zwölfmeilenzone Namibias ankerte. Sobald sich sein Boot ein Stück von der
Oregon
entfernt hatte, nahm der große Frachter, begleitet von einer Wolke künstlichen Rauchs, die aus seinem einzigen Schornstein quoll, Kurs nach Norden.
Geoffrey Merrick war mit einem Krankenkorb an Bord gehievt worden. Julia Huxley beugte sich bereits über ihn, wobei ihr Kittel durch eine zu Teer verhärtete Ölpfütze schleifte. Darunter trug sie ihre blutverschmierte Krankenhauskombination. Sie hatte verwundete Männer zusammengeflickt, seit der Container, den Max für den Transport der Soldaten zum Schiff benutzt hatte, geöffnet worden war. Bei ihr hielten sich zwei Sanitäter bereit, um Merrick in die Chirurgie hinunterzubringen, doch sie wollte sich schon hier so schnell wie möglich einen Überblick über seinen Zustand verschaffen.
Sobald sie einen Fuß auf die
Oregon
gesetzt hatte, war Susan Donleavy mit verbundenen Augen von Mike, Ski und Eddie ins Schiffsgefängnis gebracht worden. Es war deutlich zu erkennen: zunehmend beunruhigte sie, dass niemand ein Wort mit ihr gesprochen hatte, seit Juan sie in der Wüste aufgestöbert hatte. Zwar noch nicht völlig eingeschüchtert, war mittlerweile aber deutlich zu erkennen, dass ihre Fassade der Selbstsicherheit zu bröckeln begann.
»Was denkst du?«, fragte Juan, als Julia ihr Stethoskop von Merricks nackter Brust herunternahm.
»Die Lunge ist in Ordnung, aber sein Herz schlägt ziemlich schwach.« Sie blickte auf den Tropfbeutel mit Kochsalzlösung, den einer ihrer Leute über Merricks ausgestreckter Gestalt hochhielt. »Das ist schon die dritte Einheit, die er kriegt. Ich möchte ihm etwas Blut geben, um seinen Blutdruck zu stabilisieren, ehe ich mich an die Kugel heranwage, die immer noch in der Wunde steckt. Mir gefällt nicht, dass er noch bewusstlos ist.«
»Könnte es an dem Heroin liegen, das sie ihm in der
Oase
verabreicht haben?«
»Das müsste von seinem Körper längst verarbeitet worden sein. Es ist etwas anderes. Er hat außerdem Fieber, und seine Wunde sieht aus, als hätte sie sich entzündet. Ich muss ihm Antibiotika geben.«
»Was ist mit den anderen? Mit Moses Ndebele?«
Ihre Augen verdüsterten sich. »Zwei habe ich verloren. Ein weiterer ist in einem kritischen Zustand. Die anderen hatten vorwiegend Fleischwunden. Solange es keine Infektionen gibt, sollten sie sich
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