Schlangenjagd
später erreichten sie Juans Kabine und setzten ihre Unterhaltung fort, während Juan seine schmutzige Kombination auszog und in einen Wäschekorb stopfte. Seine Schuhe warf er in den Abfalleimer, schüttete aber vorher eine Viertel Tasse Sand aus, die durch das Kaliber-.44-Loch in den einen Schuh eingedrungen war. »Nur gut, dass ich das nicht spüren konnte«, bemerkte er beiläufig. Er nahm sein Kampfbein ab und stellte es beiseite. Er würde es später in den Zauberladen bringen, damit sie die Pistole nachladen und die Mechanik gründlich von jeglichem Schmutz und Sand reinigen konnten.
»Mark und Eric haben sich vor etwa einer Stunde gemeldet«, sagte Max. Er saß auf der Kante der kupfernen Jacuzziwanne, während Juan in den Dampfschwaden verschwand, die aus der Duschkabine herausquollen. »Sie haben einige tausend Quadratkilometer abgesucht, aber keine Spur von den Waffen oder von Samuel Makambos kongolesischer Revolutionsarmee gefunden.«
»Was ist mit der CIA?«, fragte Juan über das Rauschen des Wassers hinweg, das auf seine Haut prasselte. »Haben ihre Kontaktleute im Kongo irgendeine Spur von Makambo?«
»Nichts. Es ist so, als könnte der Kerl spurlos verschwinden, wann immer es ihm einfällt.«
»Ein Mensch kann nicht verschwinden. Und nicht auch noch fünf- oder sechshundert seiner Gefolgsleute und Sympathisanten. Wie hat Murph die Suche organisiert?«
»Sie haben auf dem Kai angefangen, sind immer weitere Kreise geflogen und haben dabei die Reichweite der Peilsender um etwa vierzig Kilometer überschritten, um ganz sicher zugehen.«
»Der Fluss ist die Grenze zwischen der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo«, sagte Juan. »Halten sie sich südlich davon?«
»Die Namensähnlichkeit mal beiseitegelassen, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind extrem schlecht. Sie haben keine Erlaubnis erhalten, die Grenze der Republik Kongo zu überschreiten, daher bleiben sie südlich der Grenze.«
»Was wetten wir, dass Makambo die Waffen nach Norden transportiert hat?«
»Das wäre möglich«, gab Max zu. »Wenn die nördlichen Nachbarn des Kongo seine Armee beschützen, dann wäre das eine Erklärung dafür, warum er nie geschnappt wurde.«
»Wir haben nur noch ein paar Stunden, bis die Batterien der Sender den Geist aufgeben.« Juan drehte den Wasserkran zu und öffnete die Tür der Duschkabine. Er war zwar sauber, aber nur wenig erfrischt. Max reichte ihm ein Badetuch aus dicker brasilianischer Baumwolle. »Ruf Mark an, und lass ihn alles ausprobieren, was nötig ist, um über diese Grenze zu kommen und sich umzuhören. Die Waffen sind nicht weiter als dreihundert Kilometer vom Fluss entfernt. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Ich telefoniere gleich mit ihm«, sagte Max und erhob sich vom Wannenrand.
Juan trug sein Haar so kurz, dass er es nicht zu kämmen brauchte. Er benutzte ein Deodorant und entschied, dass er mit seinem Dreißigstundenbart deutlich verwegener aussah, daher ließ er sein Rasiermesser unbenutzt auf der Badezimmerkonsole liegen. Die dunklen Ränder unter seinen Augen und ihre Rötung verliehen ihm sogar eine dämonische Aura. Er schlüpfte in eine schwarze Cargohose und ein schwarzes T-Shirt. Dann rief er im Zauberladen an, damit ein Techniker sein Kampfbein holen komme, und machte auf dem Weg zum Frachtraum des Schiffs einen Abstecher in die Messe, um sich ein Sandwich zu besorgen.
Linda Ross wartete vor dem Frachtraum. Sie hielt einen Black Berry in der Hand, der soeben Signale aus dem Wi-Fi-Netz des Schiffs empfing.
»Wie geht es unserem Gast?«, fragte Juan.
»Sieh selbst.« Sie drehte das kleine Gerät so, dass er auf das Display sehen konnte. »Oh, ich wollte dir noch zu der erfolgreichen Rettungsaktion gratulieren.«
»Ich hatte schließlich jede Menge Hilfe.«
Susan Donleavy war in dem höhlenartigen Frachtraum, in dem Juan am Vortag seinen Fallschirm zusammengefaltet hatte, auf einen stählernen Einbalsamierungstisch geschnallt worden. Das einzige Licht kam von einer Hochleistungshalogenlampe, die einen gebündelten Lichtkegel um den Tisch erzeugte, sodass sie außerhalb des Lichtkegels nichts erkennen konnte. Das Bild auf dem BlackBerry kam von einer Kamera, die genau über der Lampe installiert war.
Susans Haare waren nach ihrem langen Aufenthalt in der Wüste – und ohne jedes Wasser für ihre persönliche Hygiene – schlaff und stumpf, und die Haut ihrer Arme war fleckig von Insektenstichen. Ihr Gesicht wirkte so blutleer, dass sie
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