Schlangenjagd
von Kilometern von der Küste aus fortsetzte, musste alles, was die Schnüre festhielt oder die Netze zerriss, eine Felsformation oder ein Schiffswrack sein. Papa Heinrick erklärte ihr, dass sich ein solcher Ort zwei Segeltage weit nach Südosten befand und ein anderer fünf Tage weit im Nordwesten. Jeder Ort, den er beschrieb, korrespondierte mit der Landkarte, die sie während der letzten Tage angefertigt hatte, an denen sie mit Fischern und Kapitänen von Ausflugsdampfern in Walvis gesprochen hatte.
Aber da war eine Stelle, die nur Papa Heinrick erwähnte. Sie befand sich nach Sloanes Schätzung fast hundertzehn Kilometer weit draußen, weit entfernt von den anderen. Tatsächlich hatte keiner der anderen Kapitäne jemals erwähnt, dort gefischt oder geangelt zu haben. Papa Heinrick berichtete, dort draußen gebe es wenig, um Meeresfauna anzulocken, und er selbst sei auch nur deshalb dorthin geraten, weil ein widriger Wind ihn dorthin abgetrieben habe.
Sloane umkreiste mit einem Bleistift die Stelle und stellte dabei fest, dass genau dort die Wassertiefe über dreißig Meter betrug. Sie reichte zwar bis an die Grenze dessen, was sie mit ihrer Tauchausrüstung schaffen würde, aber es war nichtsdestotrotz machbar. Es war jedoch zu tief, und das sogar bei den klarsten Wasserverhältnissen, um die Umrisse eines Schiffes auf dem sandigen Untergrund zu erkennen – selbst von einem Hubschrauber aus, den sie mieten wollten, um die anderen Fundorte zu inspizieren.
»Sie dürfen nicht dorthin«, warnte Papa Heinrick, als er den verträumten Ausdruck in Sloanes Augen entdeckte.
Seine Antwort weckte erneut ihre Aufmerksamkeit. »Warum nicht?«
»Dort wimmelt es im Meer von riesigen metallenen Schlangen. Ich glaube, es ist schlechter Zauber.«
»Schlangen aus Metall?«, fragte Tony spöttisch.
Der alte Mann sprang auf die Füße, die Augen voller Zorn. »Sie zweifeln an Papa Heinricks Worten«, brüllte er und besprühte Reardon mit Speicheltropfen. »Dort gibt es Dutzende von ihnen, dreißig Meter lang oder länger. Sie winden sich und peitschen das Wasser. Eine hat beinahe mein Boot versenkt, als sie versuchte mich zu fressen. Nur ich konnte ihrem grässlichen Maul entkommen, weil ich der größte Seemann bin, der jemals gelebt hat. Sie hätten sich vor Angst bepinkelt und wären schreiend wie ein kleines Kind gestorben.« Er sah wieder Sloane an, wobei sich der Wahnsinn in seinen Augen ein wenig verflüchtigt hatte. »Papa Heinrick hat Sie gewarnt. Wenn Sie dorthin gehen, Sie werden ganz sicher bei lebendigem Leib gefressen werden. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.« Er hockte sich wieder neben sein kleines Feuer, schaukelte auf seinen Fersen und murmelte etwas in einer Sprache, die Sloane nicht kannte.
Sie bedankte sich bei ihm für seine Hilfe, doch er nahm sie gar nicht mehr zur Kenntnis. Sie und Tony kehrten zu ihrem Schlauchboot zurück und verließen langsam paddelnd Papa Heinricks einsames Lager. Als sie die geheime Lücke im Schilf dann hinter sich hatten, atmete Tony zischend aus. »Dieser Mann ist ja völlig hinüber. Schlangen aus Metall? Ich bitte Sie.«
»›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, Horatio, als Ihr Euch in all Euren Philosophien träumen lasst.‹«
»Was soll das heißen?«
»Es ist eine Zeile aus
Hamlet,
die bedeutet, dass die Welt seltsamer ist, als wir es uns vorstellen können.«
»Sie glauben ihm doch nicht etwa, oder?«
»Das mit den riesigen Schlangen aus Metall? Nein, aber er hat da draußen etwas gesehen, das ihm Angst eingejagt hat.«
»Ich wette, es war ein südafrikanisches U-Boot, das vor seinen Augen aufgetaucht ist. Die südafrikanische Marine muss einige solcher Schiffe haben, die in diesen Gewässern operieren.«
»Das könnte möglich sein«, musste Sloane eingestehen. »Aber wir haben mehr als genug Orte, um dort nachzuforschen, ohne nach Seeschlangen oder U-Booten Ausschau zu halten. Wir treffen uns heute Nachmittag mit Luka und überlegen gemeinsam, wie wir vorgehen wollen.«
Sie kehrten in ihre Zimmer im piekfeinen Swakopmund Hotel zurück, als gerade wieder die Sonne aufging. Sloane gönnte sich eine ausgiebige Dusche und wusch Sand und das klebrige Gefühl von Salz von ihrer Haut. Sie musste sich dringend die Beine rasieren, verschob diese Prozedur jedoch, blieb unter dem scharfen Duschstrahl stehen und ließ sich vom heißen Wasser die verkrampften Muskeln ihrer Schultern und ihres Rückens lockern.
Nachdem sie sich abfrottiert hatte, schlüpfte
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