Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
Vom Netzwerk:
erleidet. Aber – Gott im Himmel – die Schuld war trotzdem da und fraß sich in die Seele wie eine Säure, die sogar Stahl auflöst.
    Fünf Minuten lang, vielleicht auch länger, flossen die Tränen. Juan stand mit gesenktem Kopf neben ihr und sah sie erst wieder direkt an, als sie sich nach einem letzten Aufseufzen die Nase putzte.
    »Vielen Dank«, murmelte sie leise.
    »Wofür?«
    »Die meisten Männer hassen es, eine Frau weinen zu sehen, und tun oder sagen alles, um das zu stoppen.«
    Er schenkte ihr sein wärmstes Lächeln. »Ich hasse es genauso wie jeder andere, aber andererseits weiß ich, dass, wenn Sie den Tränen nicht jetzt freien Lauf lassen, Sie es später tun würden, und dann wäre es um einiges schlimmer geworden.«
    »Deshalb habe ich mich bei Ihnen bedankt. Sie haben mich verstanden.«
    »Ich habe Ähnliches auch selbst schon erlebt. Wollen Sie darüber reden?«
    »Nicht, nein.«
    »Aber Sie wissen, dass Sie nicht verantwortlich sind, oder?«
    »Ich weiß. Sie wären zwar noch am Leben, wenn ich nicht hierhergekommen wäre, aber ich habe sie nicht getötet.«
    »Richtig. Sie sind nur ein Glied in einer Kette von Ereignissen, die zu ihrer Ermordung geführt haben. Was Ihren Führer betrifft, so haben Sie vermutlich Recht, aber machen Sie sich wegen Tony keine Sorgen. Niemand an Land weiß, dass der Angriff auf Sie fehlgeschlagen ist. Wahrscheinlich denken sie im Augenblick, dass Sie und Tony tot sind. Doch um ganz sicherzugehen, nehmen wir jetzt Kurs auf Walvis. Die
Pinguin
sah nicht so aus, als wäre sie schnell genug, um schon jetzt ihren Heimathafen erreicht zu haben. Wenn wir uns beeilen, können wir sie noch rechtzeitig warnen.«
    Sloane wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ihrer Windjacke ab. »Meinen Sie wirklich?«
    »Ja, das tue ich. Kommen Sie.«
    Eine halbe Minute nachdem sie an Bord des Tragflügelbootes zurückgekehrt waren, jagten sie quer über die Bucht, während sich Sloane trockene Kleidung aus dem Fundus des Rettungsbootes anzog. Dann übernahm sie das Steuer, während Cabrillo ihrem Beispiel folgte und anschließend ein paar Essensrationen hervorholte.
    »Tut mir leid, ich kann nur mit MREs aufwarten«, sagte er und hielt zwei in Folie eingeschweißte Pakete hoch. »Entweder Spaghetti mit Fleischbällchen oder Hühnerfleisch und Biskuits.«
    »Ich nehme die Spaghetti und gebe Ihnen die Fleischbällchen. Ich bin Vegetarierin.«
    »Tatsächlich?«
    »Warum überrascht Sie das?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht weil ich mir Vegetarier immer als Leute vorstelle, die Birkenstocksandalen tragen und auf Biofarmen leben.«
    »Das sind Veganer. Für mich sind das Extremisten.«
    Ihre Feststellung brachte Juan dazu, über Fanatismus und auch darüber nachzudenken, was die Leute dazu trieb. Religion war das Erste, was ihm in den Sinn kam, aber was gab es noch, dem die Menschen derart leidenschaftlich folgten, dass sie ihr ganzes Leben danach ausrichteten? Die Umwelt- und Tierschutzgruppen waren die nächsten Bewegungen, die ihm in den Sinn kamen. Deren Aktivisten waren sogar bereit, in Laboratorien einzubrechen, um Versuchstiere zu befreien, oder Ferienhäuser in Skiorten niederzubrennen, um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen. Ob einige auch bereit waren, dafür zu töten?
    Er fragte sich, ob sich die Polarisierung in den vergangenen paar Jahren derart verschärft hatte, dass sozialethische Normen für Rücksicht und Respekt keine Geltung mehr hatten. Osten, Westen. Muslime, Christen. Sozialisten, Kapitalisten. Reich, arm. Es schien, als wäre jeder Gegensatz scharf genug, um die eine oder andere Seite zur Ausübung von Gewalt zu treiben.
    Natürlich bewegte er sich mit der
Oregon
in genau diesen bewegten Gewässern. Da die Welt nicht mehr mit der Bedrohung totaler nuklearer Vernichtung anlässlich eines Krieges zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten leben musste, entwickelten sich regionale Auseinandersetzungen in einer Weise, die mit konventionellen Mitteln nicht unter Kontrolle gehalten werden konnte.
    Cabrillo hatte geahnt, dass es dazu kommen würde, und die Corporation gegründet, um diesen neuen Gefahren zu begegnen. Der Gedanke allein war ziemlich entmutigend, aber er wusste, dass sie mehr Arbeit haben würden, als sie schaffen könnten.
    Da von den Entführern Geoffrey Merricks keine Lösegeldforderungen gestellt wurden, erschien es zunehmend wahrscheinlich, dass die Entführung politische Hintergründe hatte. Und wenn man Merricks Wirken und seine Arbeit

Weitere Kostenlose Bücher