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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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grünen Augen und hohen Wangenknochen.
    Elfie Watzkau macht einen zweiten Anlauf und nähert sich noch einmal der Frau im Kostüm, diesmal mit vorgestrecktem Kopf, es sieht aus, als ob sie an der Frau schnüffeln wollte. Mit einiger Verzögerung begreift Kramer, dass die Watzkau das auch tatsächlich tut.
    »Das da«, sagt Elfie und zeigt auf Olga Modrack, auf die Frau im Kostüm, »das da ist die Frau, die wegen dem Gas gekommen ist.« Unversehens hat sie sich ganz dicht vor sie gestellt. »Warum haben Sie mich angelogen?« Elfies Stimme ist laut geworden. »Es war gar nichts an der Gasleitung. Man darf den Leuten nicht mit solchen Sachen Angst machen, das ist … niederträchtig ist das!«
    Kramer ist neben Elfie getreten und fasst sie behutsam am Arm. »Sie sind ganz sicher?«
    »Fragen Sie nicht so blöd!«, fährt ihn Elfie an. »Dieses Parfüm, das riecht man doch gegen den Wind! Das ist Juchten, wissen Sie? Das hat sie schon am Mittwoch aufgelegt gehabt, der ganze Flur hat danach gestunken, als wäre er frisch geteert. Ich hab es immer gedacht, das müssen merkwürdige Weiber sein, die so was nehmen, solche, wo den Männern mit der Peitsche auf den nackigen Hintern hauen, aber jetzt weiß ich, dass es noch schlimmere sind …«
    J a, bitte?« Die Stimme, die sich bei Barbara Steins drittem Versuch nun doch meldet, ist tiefgekühlt. Barbara nennt ihren Namen, fragt, ob sie mit Solveig Lunden verbunden sei. Sie ist es, und Barbara bittet um Entschuldigung für die Störung.
    »Wir haben uns in der Charité gesehen, als wir beide Christian Fausser besuchen wollten.«
    »Ich weiß«, sagt die kühle Stimme. »Und?«
    »Ich habe Fausser erst vor kurzem kennen gelernt«, fährt Barbara fort, »auf dieser Tagung am Starnberger See, wir sind über das Thema Jugoslawien ins Gespräch gekommen, und dabei haben sich einige Aspekte ergeben, über die ich gerne mehr wissen würde …«
    »Wenn ich das richtig verstehe«, kommt es durch das Telefon, »dann werden Sie von der triumphierenden Brigitte nicht ans Krankenbett gelassen, und jetzt versuchen Sie es bei mir. Aber leider bin ich völlig ungeeignet, einen Kontakt zu vermitteln. Ich bin nämlich nur seine Hure. Oder war es. Man wird mich jetzt ja kaum mehr benötigen.«
    »Trotzdem hätte ich gerne mit Ihnen gesprochen«, beharrt Barbara. »Vielleicht können Sie mir helfen, seine Haltung besser zu verstehen.« Sie bemüht sich, in ihre Stimme einen so freundlichen und ruhigen Ton zu legen, wie es irgend möglich ist, wenn einem gleichzeitig durch den Kopf geht, was für eine dumme, beleidigte, ichbezogene Pute man da am Telefon hat!
    »Viel gibt es da nicht zu verstehen«, kommt es durch den Hörer. »Wie die meisten Männer ist er einfach feige. Ein bisschen Fassade, und nichts dahinter. Wenn Sie Details wissen wollen, von mir aus. Aber nicht heute Abend und nicht morgen. Sonntagvormittag ginge, sagen wir elf Uhr?«
    Barbara ist einverstanden, und sie vereinbaren als Treffpunkt ein Café am Potsdamer Platz. Dann ist das Gespräch beendet, Barbara legt sich beide Hände in den Nacken und massiert sich mit den Fingerspitzen.
    Wahrscheinlich hat diese Solveig auch noch Recht, sagt sie sich. Dieser Fausser ist nicht wirklich interessant. Ein bisschen links, dann aber wieder hauptsächlich staatstragend, ein bisschen Beischlaf mit einer Pute in Fick-mich-Stiefeln, dann aber wieder hauptsächlich verheiratet und Familienvater.
    Jemand schließt die Wohnungstür auf. Für einen Augenblick erschrickt sie – aber diese Olga sitzt doch hinter Schloss und Riegel, oder nicht? Die Wohnungstür fällt ins Schloss, jemand zieht die Tür des Garderobenschranks auf, ein Mantel wird aufgehängt, der Jemand kommt ins Zimmer und beugt sich über sie und küsst sie auf die Wange und riecht nach Bahnhofskneipe.
    »Du hast Bier getrunken!«
    »Im Zug, ja. Ging nicht anders.«
    »Haben sie dich laufen lassen, oder hast du wieder jemand über den Kopf gehauen und bist ausgebrochen?«
    »Dingeldey hat erreicht, dass der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt wird«, antwortet Berndorf. »Das andere hätte dir mehr Eindruck gemacht, nicht wahr? Aber dann hätte ich nicht hierherkommen können.«
    »Du irrst«, stellt Barbara richtig, »ich bin kein Fan davon, dass du andere Leute auf den Kopf haust. Absolut nicht.« Dann will sie wissen, ob er schon zu Abend gegessen hat, und weil er das noch nicht hat, beschließen beide, in die Eckkneipe zu gehen, einen Teller Pasta gibt es da allemal.
    Als sie

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