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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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versichern, dass ich in den sehr wenigen Stunden meines Zusammenseins mit Christian nicht auch noch seine Telefonate zu erledigen die Zeit hatte, wirklich nicht. Ganz davon abgesehen wäre es ein absoluter Regelverstoß gewesen, wenn Christian während dieser kurzen Zeit das Handy nicht abgeschaltet hätte. Muss ich noch deutlicher werden?«
    Dingeldey winkt ab. »Wir haben jetzt drei sehr präzise Aussagen. Aus ihnen scheint hervorzugehen, dass niemand von Ihnen mit Zlatan Sirko gesprochen hat. Wir wissen aber, dass jemand von Ihnen es getan haben muss.« Plötzlich lächelt er, und sein Blick geht von der einen zur anderen. »Wer von Ihnen lügt?«
    S ie hätte sich nicht zu beeilen brauchen. Er war zu seinem Büro gefahren. Jedenfalls hatte er in der Straße davor geparkt. Was will er dort an einem Sonntagvormittag?
    Sie beschließt, daran vorbeizufahren. Noch hat sich der Morgennebel nicht aufgelöst, also würde er vermutlich im Büro das Licht einschalten.
    Aber als sie vorbeifährt, bemerkt sie nichts davon. Etwas ratlos setzt sie die Fahrt fort, einmal um das Quartier, und kommt an diesem Park vorbei, der eigentlich ein Friedhof ist, an einer Stelle sind noch Kreidespuren zu erkennen. Sie registriert es nur nebenbei, die Spuren sind da, wo sie sie erwartet hat. Noch einmal fährt sie an dem Büro vorbei, es brennt wirklich kein Licht: Also sucht sie sich einen Parkplatz und findet ihn auch in einer Seitenstraße, muss aber erst wenden und dann zweimal vor- und zurückstoßen, bis sie den Opel, den sie gestern gemietet hat, in die Lücke bekommt.
    Vor ihr, in weniger als fünfzig Metern Entfernung, überquert eine Gruppe von Leuten die Straße, unter ihnen ein Mann, der sich auffällig aufrecht hält, erst auf den letzten Blick erkennt sie ihn. Was tut er da? Er ist in Begleitung eines anderen Grauhaarigen, der schwarz gekleidet und bärtig ist, selbst aus der Entfernung sieht sie, dass er ein Türke ist, und hätte es auch dann gesehen, wäre da nicht auch noch ein Kopftuchmädchen dabei gewesen, in fünf Schritten Abstand hinter den Männern. Also ist er mit den Verwandten von diesem Dummkopf unterwegs, der die falsche Jacke getragen hat. Sie steigt aus und folgt mit raschen und ausgreifenden Schritten der Gruppe, die an der Kreuzung vorne nach rechts abgebogen ist. Erst an der Ecke bekommt sie das Mädchen und die beiden Männer wieder in ihr Blickfeld, fast sieht es so aus, als wollten sie zu der Stelle mit den Kreidemarkierungen auf der Straße. Aber dann gehen sie doch nach links, in Richtung der nächsten U-Bahn-Station, und Olga folgt auf der anderen Straßenseite, jetzt in normalem Tempo.
    I ch finde, dass das ein sehr albernes Spiel geworden ist«, sagt Solveig Lunden. »Aber bitte. Warum fragen Sie eigentlich nicht nach dem wirklichen Grund, warum Christian überhaupt diese zusätzliche Handyfunktion eingerichtet hat?«
    »Das ist keine Minute her«, kommt es von Carla Ruff, »dass ich das erklärt hab.«
    »Gewiss doch«, sagt Solveig Lunden. »Nur dass die Erklärung nicht stimmt. Christian hat außerdem ein weiteres Mobiltelefon, dessen Nummer auf allen Visitenkarten steht, die er sehr großzügig verteilt. Selbst für den Lokalredakteur vom Filderboten war er jederzeit erreichbar. Nein, Christian hatte einen anderen Grund – er misstraute seinen Mitarbeiterinnen, und eben deshalb …«
    Ein Zornesausbruch von Carmen Ruff unterbricht sie, und als die Ruff Atem holen muss, setzt Carla Jankewitz noch eins drauf:
    »Wissen Sie eigentlich, dass Sie der böse Stern in Faussers Leben sind?«, fragt sie, an Solveig Lunden gewandt, »Sie haben seine Ehe ruiniert, und seit Sie ihn sich gefügig gemacht haben, ist es auch mit seiner politischen Karriere nur noch bergab gegangen.«
    »Gewiss doch«, antwortet Solveig Lunden, »ich bin die Hexe, früher hätten Sie mich verbrannt. Das ändert aber leider nichts daran, dass Fausser diese Zusatzfunktion aus dem einzigen und einfachen Grund hat einrichten lassen, damit Sie wussten, dass er es jederzeit mitbekam, wenn das Büro während der Sprechzeiten wieder einmal nicht besetzt war. Solche Tricks seien beschissen, hat er mir gesagt, aber es gehe bei seinen Mitarbeiterinnen leider nicht anders …«
    Sie bricht ab, denn Carla Jankewitz steht wortlos auf, mit blassem steinernem Gesicht, und wendet sich zum Gehen, und auch Carmen Ruff stemmt sich vom Besprechungstisch hoch. Doch an der Tür stellt sich ihnen Barbara Stein in den Weg. »Nur einen Augenblick

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