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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entdeckten wir dicke Karettschildkröten, die wie klumpige Hügel auf dem sandigen Boden lagen und sich ebenfalls nicht stören ließen.
    Eidechsen, kleinere Leguane, auch ein Chamäleon, es war praktisch alles vorhanden, was die Exotik der Fauna zu bieten hatte. Und es gab nicht nur den einen Gang.
    Hin und wieder zweigten welche ab und mündeten in andere Gänge. So war ein Schachbrettmuster entstanden, in dem der Besucher sich leicht zurechtfand, wenn er sich serpentinen- oder schlangenförmig durch die Gänge bewegte.
    Und wir sahen die Schlangen!
    Zuerst die heimischen. Ein zum Teil mit Wasser gefülltes Terrarium diente den Schwimm- und Wassernattern als Heimat. Für mich waren sie kleine Seeschlangen, und ich musste daran denken, dass ich schon richtige gesehen hatte.
    Diese Welt war normal. Trotzdem empfand ich auch sie als unheimlich, weil sie eben so fremd war.
    Ich musste daran denken, dass die Schlangen auf Grund ihrer eigentümlichen Gestalt und Bewegungsweisen seit ältester Zeit Gegenstand mythischer Vorstellungen waren. Als Trägerinnen übersinnlicher Kräfte wurden sie ebenso verehrt wie als Seelen- oder Orakeltiere und manchmal sogar als häusliche Schutzgeister.
    In der christlichen Mystik und Kunst ist bis heute die Verbindung der Schlange mit dem Sündenfall erhalten geblieben.
    Viele Menschen mögen keine Schlangen. Sie ekeln sich regelrecht davor. Ich sah das nicht so oder hatte mich immer bemüht, es nicht so zu sehen, doch in diesen Momenten hier, was gewiss auch an der Umgebung lag, bekam ich trotzdem beim Anblick der geschmeidigen Tiere hin und wieder einen leichten Schauder. Besonders bei den Giftschlangen, die außerhalb Europas lebten.
    Und mir ging der Anblick des toten Mason Carter nicht aus dem Kopf. Er war zuerst zur Schlange geworden und dann durch die Dämonenpeitsche in drei Teile zerhackt worden. Kein Mensch mehr, sondern als Schlange. Er hatte den dämonischen Schlangenkuss bekommen, vor dem wir uns hüten mussten.
    Ich ging mit leisen Schritten weiter. Ich entdeckte eine Anaconda ebenso wie Kobras oder Klapperschlangen. Giftige Wasserschlangen huschten durch eine grünliche Flüssigkeit, und nicht wenige Tiere waren dabei, ihre Beute zu verschlingen. So konnten wir beobachten, wie sie allmählich durch den Leib wanderte. Egal, ob es eine Maus, eine Ratte oder ein Kaninchen war. Sie alle hatten gegen die Schlangen keine Chancen. Aber wo blieben die Menschen?
    Sie waren hier, sie sollten und mussten hier in der Nähe sein, wenn alles stimmte, was wir erfahren hatten. Zu hören war nichts und zu sehen ebenfalls nichts. Wie Diebe schlichen wir an den Terrarien entlang, und immer mehr Zeit tropfte dahin.
    Irgendwann blieben wir stehen und sahen uns an. Auf unseren Gesichtern hatte sich der Schweiß verteilt. Ich sah, wie sich Suko’s Mund zu einem Lächeln verzog.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich leise.
    »Ich meine, John, dass wir viel gesehen haben, aber leider nicht das Richtige.«
    »Wieso?«
    »Die Schlangen sind normal. Oder hast du eine gesehen, die auf Aibon hindeutet?«
    »Nein.«
    »Was tun wir dann hier?«
    »Gute Frage. Ich nehme an, dass wir trotzdem richtig sind. Ich kann mir vorstellen, dass es hier eine Verbindung zu den Aibon-Schlangen gibt. Oder zu Aibon selbst. Wenn sich jemand so intensiv mit diesen Tieren beschäftigt wie die Mitglieder der Schlangensekte, ist es nur natürlich, dass sie sich in dieser Umgebung treffen. Der Meinung bin ich zumindest.«
    »Aber Menschen hinterlassen Spuren, John!«
    »Nur wenn sie wollen.«
    Suko schaute mich zwar skeptisch an, doch ich blieb bei meiner Meinung.
    Schließlich zuckte er die Achseln. »Okay, dann suchen wir eben weiter.« Er deutete auf seine Uhr. »Trotzdem meine ich, dass sie eigentlich schon hätten hier sein müssen.«
    »Falls sie sich in dieser Nacht überhaupt treffen.«
    »Du kannst einem auch jeden Optimismus nehmen, Alter.«
    »Das nicht. Ich bin nur Realist.«
    »Dann komm weiter, bitte.«
    Wir hatten wieder einen der breiten Gänge erreicht, die uns in ihre Tiefe führten, aber dort endeten, wo normalerweise die Besucher den großen Raum betraten.
    Es gab dort wirklich einen anderen Eingang zu sehen. Der Bereich glich schon einer kleinen Vorhalle, wo auch Gitter zu Gängen aufgestellt werden konnten, durch die man die Besucher schleuste. An den Wänden sah ich Regale wie in einer Kirche. Sie waren mit Prospekten oder auch mit Büchern über Schlangen und andere Kriechtiere gefüllt. So konnte sich

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