Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
ob du diese Besuche am Montag wirklich auf dich nehmen willst – vor allem den bei Alan Slaters Familie. Ich weiß, Danny hat dir gesagt, dass Alan nicht zu Hause sein wird, aber versuch wenigstens, dir klar zu machen, wie er reagieren wird, wenn seine Frau ihm erzählt, dass du in seinem Haus fotografiert hast. Bist du ganz sicher, dass es nicht vernünftiger wäre, die Polizei einzuschalten? Ich weiß, ich brauche dich nicht daran zu erinnern, was Alan und sein Vater dir angetan haben – es bedrückt mich entsetzlich, sehen zu müssen, wie du dir ständig die Hände wäschst –, aber ich bin nicht so sicher wie du, dass Alans Frau über die Vergangenheit ihres Mannes nicht Bescheid weiß, nur weil Alans Bruder nichts darüber zu wissen scheint.
    In Liebe
    Dad

18
    Mein letzter Besuch an diesem Tag führte mich nach Isleworth, in ein kleines Haus aus den Dreißigerjahren mit Rauverputz an den Mauern und altmodischen, vielfach unterteilten Fenstern. Zu Fuß hätte ich für den Weg Stunden gebraucht, darum nahm ich am U-Bahnhof Richmond ein Taxi und bat den Fahrer zu warten, für den Fall, dass niemand zu Hause wäre oder die Leute mich nicht hereinlassen wollten.
    Ich hörte Hundegebell, als ich läutete, ein lockenköpfiger kleiner Junge machte die Tür auf, und eine Dogge sprang heraus, die mich sogleich umkreiste.
    »Mama!«, schrie der Kleine laut. »Komm schnell. Hier ist eine Frau, und Satan will sie beißen.«
    Eine junge Frau, blond, rundlich, in weitem T-Shirt und Leggings, erschien hinter ihm und verbannte den Hund mit einem kurzen Fingerschnalzen wieder ins Haus. »Keine Angst«, sagte sie gänzlich unaufgeregt. »Er bellt nur.«
    Ich lächelte schwach. »Und was tut er, wenn er nicht bellt?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, beißt er dann?«
    »Ach so!« Sie lachte. »Nein, nein! Er ist lammfromm, wirklich. Aber«– Sie zauste ihrem Sohn das Haar –»wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du die Tür nicht allein aufmachen sollst, Jason? Nicht jeder kann so ruhig mit Hunden umgehen wie die Dame hier, und wenn Satan wirklich mal jemanden beißen würde, hätten wir im Nu die Polizei auf dem Hals.« Sie drehte ihn herum und schob ihn zu einer Tür auf ihrer rechten Seite. »Pass mal kurz auf Tansy auf. Ich bin gleich wieder da.« Mit einem fragenden Lächeln sah sie mich an. »Was kann ich für Sie tun? Wenn Sie von den Zeugen Jehovas kommen, verschwenden Sie bei uns leider Ihre Zeit. Deswegen hat Satan seinen Namen bekommen – um Gottes Krieger abzuschrecken.«
    Sie wirkte wie eine frische Brise nach dem dumpfen Misstrauen Maureen Slaters, und es wunderte mich überhaupt nicht, dass Danny ihre Gesellschaft der seiner Mutter vorzog. »Das kann sich nur Alan ausgedacht haben«, sagte ich.
    »Da haben Sie Recht.«
    »Und Sie sind Beth?«
    Sie nickte.
    »Ich bin Mrs. Ranelagh.« Ich bot ihr die Hand. »Mein Mann und ich haben früher auch in der Graham Road gewohnt. Allerdings am anderen Ende als Alan und seine Eltern. Ich war seine Lehrerin.«
    Mit einem überraschten Blick gab sie mir die Hand. »Sind Sie die Frau, von der Danny erzählt hat? Er hat neulich abends angerufen und gesagt, er hätte zufällig eine ehemalige Lehrerin von Al getroffen.«
    »Ja, das stimmt.«
    Sie sah an mir vorbei zum Taxi. »Aber er sagte, dass Sie in Dorset leben.«
    »Wir haben dort den Sommer über ein Bauernhaus gemietet. Ungefähr fünfzehn Kilometer von dem Ort entfernt, wo Danny sich zurzeit aufhält. Ich bin heute nur nach London gekommen, weil ich verschiedene Leute besuchen wollte.« Ich glaubte nicht, dass sie es mir abnehmen würde, wenn ich behauptete, ich wäre rein zufällig vorbeigekommen. »Unter anderem auch Alan.«
    Unsicherheit spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Er wurde ganz still, als Danny Ihren Namen erwähnte – beinahe so, als wären Sie Jack the Ripper oder so jemand.«
    »Ach was?«, fragte ich erstaunt. »Er hat mir früher immer erklärt, ich wäre seine Lieblingslehrerin. Sonst wäre es mir doch nicht eingefallen, einfach bei Ihnen aufzukreuzen.«
    Sie war verlegen. »Er ist gar nicht da. Er arbeitet draußen in Chertsey auf einer Baustelle.« Sie runzelte die Stirn. »Komisch, dass Danny Ihnen das nicht gesagt hat. Es wird so eine Nobelwohnanlage, Sie wissen schon, mit Stuck und Säulenveranden und so, und er liegt Al schon seit Wochen in den Ohren, dass er ihm dort einen Steinmetzauftrag verschaffen soll. Die sind mit dem Bau total hinterher, deswegen muss Al ständig Überstunden

Weitere Kostenlose Bücher