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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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haben, können wir uns vielleicht ein Winzlingshaus mit einem Winzlingsgärtchen und ein paar Rosenrabatten leisten – glauben Sie nicht, dass eine überlebensgroße Büste von Mahatma Gandhi sich da ziemlich bizarr ausnehmen würde?«
    Er war enttäuscht. »Ich dachte, Sie hätten Geld.«
    »Leider nicht.«
    Er zog seine Zigaretten heraus. »Na ja, da kann man nichts machen«, sagte er resigniert und neigte den Kopf, um die Flamme des Feuerzeugs vor dem Wind zu schützen. »Vielleicht schenk ich ihn Ihnen.« Er blies eine Rauchwolke in die Luft. »Wenn ich ihn nach London verfrachten wollte, würde mich das ein Vermögen kosten, und wahrscheinlich würde ihm dann doch noch die Brille von der Nase fallen. Sie können ja eine Sammlung anfangen – mein Gandhi neben Alans Quetzalcoatl – und der Welt zeigen, dass die Slaters auch noch was anderes können als dealen, einbrechen und ihre Ehefrauen verprügeln.«

    Ich schlug vor, Danny ins
Sailor's Rest
in Weymouth zum Mittagessen einzuladen, aber Sam war nicht begeistert. »Das Essen ist in Ordnung«, sagte er, »aber der Wirt ist das Letzte.«
    »Ich glaube, Sie kennen den Mann«, sagte ich zu Danny, als wir zu unserem Wagen zurückgingen. »Es ist der Polizist, der Alan damals ins Gefängnis gebracht hat. Ich dachte, es würde Sie vielleicht amüsieren, ihn mal in einer ganz anderen Situation zu erleben.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann fragte Danny: »Wie heißt er?«
    »James Drury. Er war Sergeant bei der Polizei in Richmond, bis er gezwungenermaßen in den Vorruhestand ging und Gastwirt wurde. Radley's Brewerey hat ihm erst ein Pub in Guildford gegeben und ihn dann 1995 ins
Sailor's Rest
gesteckt.«
    Danny musterte mich mit verständlichem Argwohn. »Woher wissen Sie, dass er Alan damals eingebuchtet hat?«
    »Eine Nachbarin aus der Graham Road hat es mir erzählt«, antwortete ich. »Libby Williams?« Er schüttelte den Kopf. »Sie wusste, dass ich mich für alles interessierte, was der gute Mr. Drury trieb, besonders wenn es mit einem meiner früheren Schüler zu tun hatte.« Mit kameradschaftlicher Geste hakte ich Sam unter, um die Keulenhiebe der plötzlichen Erkenntnis ein wenig zu dämpfen. »Ich hatte mehrere Zusammenstöße mit ihm, bevor wir ins Ausland gingen. Er ist wahrscheinlich der korrupteste Mensch, der mir je begegnet ist – verlogen und brutal – und rassistisch dazu. So einer gehört nicht in eine Polizeiuniform.«
    Danny lachte mit bitterer Ironie. »Ja, Alan hat er damals richtig in die Pfanne gehauen. Ich will ja gar nicht behaupten, dass mein Bruder ein Unschuldslamm war, aber er war ganz bestimmt kein Dealer. Kann sein, dass er hin und wieder was genommen hat – aber gedealt hat er nie.«
    »Wie war das damals eigentlich?«
    »So genau weiß ich das nicht, ich war ja noch klein, aber meine Mutter hat gesagt, Drury hätte Alan eines Abends in einem Pub festgenommen und ihm die Taschen mit Hasch voll gestopft, als er ihm die Handschellen umlegte. Der Kerl war ein echtes Schwein. Irgendwie hat er einen immer dran gekriegt, wenn nicht für das eine, dann für was anderes.«
    »Was hatte Alan denn wirklich verbrochen?«
    Danny ballte beide Hände zu Fäusten und schlug sie gegen einander. »Wo's eine Prügelei gab, war er dabei, besonders wenn er gesoffen hatte. Einmal hat er's mit einem ganzen Bullenregiment aufgenommen und wie ein Berserker gewütet, obwohl er erst fünfzehn war.« Ein Lächeln flog bei der Erinnerung über sein Gesicht. »Er hat fünftausend Eier Schmerzensgeld gekriegt.«
    »Das ist ein guter Trick«, bemerkte Sam.
    »Stimmt nicht. Al hatte viel schlimmere Verletzungen als die Bullen. Drei gebrochene Rippen, Blutergüsse am ganzen Körper von den Fußtritten, innere Blutungen – was weiß ich, er hatte so ziemlich alles, was man kriegen kann. Der Haken war nur –« Danny hob einen Stein auf und schleuderte ihn ins Weite –, »dass Drury es von dem Tag an auf die Slater-Sprösslinge abgesehen hatte. Irgendwann hat er jeden von uns mal kassiert –« er rieb sich wie in Erinnerung daran den Arm –»und hat jede Chance genutzt, um uns zu verdreschen.«
    »Und weswegen wurde Alan dann tatsächlich verurteilt?«, fragte ich neugierig. »Wegen Drogenbesitzes oder Gewalt gegen die Polizei?«
    Danny runzelte die Stirn. »Ich glaub, wegen Dealen«, sagte er. »Aber es war so oder so 'ne abgekartete Sache. Die waren der Meinung, er hätte einen schlechten Einfluss auf uns, also hat Drury ihn zum Abkühlen

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