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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Einkommen von Jock bezogen.
    Der zweite Ausschnitt betrifft den Polizisten, Sergeant Drury, den du anfangs so umwerfend fandest. Sah aus wie Patrick Swayze in
Dirty Dancing,
nur die Haare waren kürzer. Hast du den Film gesehen? Einfach klasse! Der Kerl hätte mir vielleicht auch gefallen können, wenn er sich nicht als so ein Arschloch entpuppt hätte. So was Gemeines, Sam zu sagen, du wärst hinter ihm her! Hast du dir mal überlegt, dass Sam vielleicht deshalb so ein Problem mit der ganzen Annie-Geschichte hat? Ganz sicher war's an dem Abend, bevor er für drei Wochen abgehauen ist, ein Problem für ihn. Hast du ihm je verziehen, dass er Dich gezwungen hat? Es war wirklich schäbig und rücksichtslos von ihm, Dich so zu behandeln, wo du sowieso schon mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen hattest. Aber so sind die Männer ­ erst handeln, dann denken. Bestimmt hat er's inzwischen hundertmal bereut, besonders wenn du es geschafft hast, ihn davon zu überzeugen, dass Drury gelogen hat.
    Na, jedenfalls ist der fiese Drury vorzeitig in den Ruhestand gegangen. So wie die Meldung abgefasst ist, scheint er allerdings rausgeflogen zu sein, weil er einen siebzehnjährigen Asiaten zusammengeschlagen hat.
    Keep smiling!
Alles Liebe,
Libby

    * * *
Richmond & Twickenham Times, 14. September 1989
Mann aus Richmond verurteilt
    M ichael Percy, 25, bekannte sich gestern des schweren Einbruchs in ein Haus im Sheen Common Drive für schuldig. Er gab zu, einen Meißel bei sich gehabt und damit den Hausbesitzer bedroht zu haben, als er diesen überraschenderweise im Haus vorfand. Er bekannte sich weiterer zehn Einbrüche für schuldig. Der Richter bezeichnete Percy als einen »unverbesserlichen Kriminellen« und einen »gefährlichen Menschen«, bevor er ihn zu drei Jahren Gefängnis verurteilte.
Richmond & Twickenham Times, 24. November 1989
Polizist geht in Pension
    S ergeant James Drury, 41, geht nach 15-jähriger Dienstzeit bei der Städtischen Polizei in Richmond vorzeitig in den Ruhestand. Er war nach einem Handgemenge, das sich zwischen ihm und einer Gruppe Jugendlicher hinter dem William of Orange Pub ereignete, seit zwei Monaten im Krankenurlaub. Einer der Jugendlichen, Javinda Patel, 17, trug bei der Auseinandersetzung einen Wangenbeinbruch davon und wurde ins Krankenhaus eingewiesen. Der Rest der Bande ergriff die Flucht, bevor Sergeant Drurys Kollegen am Tatort eintrafen. Ein Polizeisprecher kommentierte die Sache wie folgt: »Der Zwischenfall hat Mr. Drury sehr mitgenommen, und das hat zu seiner Entscheidung beigetragen, sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen zu lassen. Wir bedauern es stets, wenn ein guter Beamter uns verlässt.« Er bestritt, dass Sergeant Drury den Streit begonnen habe.

12
    Tout Quarry, das Gelände, auf dem man den Skulpturenpark angelegt hatte, war ein großer Steinbruch, der seit langem ausgeschlachtet und verlassen war. Es war ein wildromantischer Ort, ein von Menschenhand geschaffenes Labyrinth verschlungener Schluchten und weit offener Räume, wie Amphitheater, wo zwischen gewaltigen Blöcken behauenen Sedimentgesteins verkrüppelte Bäume und Büsche wuchsen. Man hatte den Eindruck, als hätte hier eine Riesenhand die Eingeweide der Erde aufgewühlt und den Stein in einen chaotischen Tanz gestürzt.
    Sam war fasziniert von den Skulpturen, die aus den Felsen herausgearbeitet waren und der zerklüfteten Landschaft einen eigenen Charakter gaben. Antony Gormleys »Still Falling«– die reliefartig aus dem Stein gehobene Darstellung eines herabstürzenden Menschen. Robert Hardings »Der Stein des Weisen«– eine komplizierte Schichtung geschliffener Steine zwischen V-förmigen Felsblöcken. Die Figur eines Kauernden, dessen Kinn auf seinen Knien ruhte. Eine dem Fels abgerungene Tulpe, die wie hingeworfen auf dem Boden lag.
    »Darf da jeder mal dreinschlagen, wenn er will?«, fragte Sam, während er ein Fossil in einer Felsplatte musterte und festzustellen versuchte, ob es ein echter Ammonit war oder ein nachgemachter.
    »Ich glaube, die wählen die Leute aus.«
    »Schade«, sagte er. »Ich hätte mich hier gern verewigt.«
    Ich lachte. »Das ist wahrscheinlich genau der Grund, warum Leuten wie dir das nicht gestattet ist. Du würdest dich nach kurzer Zeit langweilen und nur noch ‘Sam war hier, 1999’ raushauen, und aus dem Skulpturenpark würde ein Graffitipark werden.«
    Wir brauchten nur den Geräuschen zu folgen, um den Workshop zu finden – ein fortwährendes hartes Klopfen von

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