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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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hinter Gitter gebracht. Seitdem hat Alan sich nichts mehr zuschulden kommen lassen – es hat also anscheinend gewirkt.«
    Ich fragte mich, ob irgendetwas an dieser Geschichte wahr war, oder ob die Familie sie einfach erfunden hatte.
    Sam sah mich verwirrt an. »Und dieser Drury ist der Kerl, der dich so angestarrt hat?«
    Ich nickte. »Ich vermute, er versuchte, sich zu erinnern, woher er mich kannte.«
    »Na, das weiß er inzwischen. Ich habe mit Kreditkarte bezahlt.«
    »Ja«, sagte ich. »Deshalb sind wir ja dorthin gegangen.«
    Er wandte sich ab, offensichtlich ziemlich aus der Fassung. Erst als wir den Wagen fast erreicht hatten, sagte er: »Und wie sieht dein Plan jetzt aus? Knöpfen wir uns den Kerl vor oder strafen wir ihn mit vornehmer Verachtung?«
    »Mit vornehmer Verachtung haben wir ihn schon das letzte Mal gestraft«, sagte ich.
    »Du vielleicht«, gab er gereizt zurück und sperrte den Wagen auf. »
Ich
hatte keine Ahnung, wer er ist. Für mich war er nur ein blöder Kerl, der meine Frau anglotzte.«Über das Wagendach hinweg sah er mich stirnrunzelnd an. »Wenn du vorhast, mit ihm über den Diebstahl zu reden, wirst du nicht weit kommen. Larry sagte, er hätte nicht das geringste Interesse gezeigt, als Sheila versucht hat, ihn darauf anzusprechen. Er wurde lediglich aggressiv und hat Sheila fertig gemacht.«
    Ich warf einen raschen Blick auf Danny und sah nur Neugier in seinen Augen. »Ich möchte ihn ein bisschen aus der Ruhe bringen«, erklärte ich. »Er wird sich doch bestimmt fragen, was drei ehemalige Bewohner aus der Graham Road in sein Pub geführt hat.«
    Sam schüttelte wegwerfend den Kopf. »Wozu denn? Was willst du damit erreichen? Warum solltest du mehr Erfolg haben als Sheila? Und ich hab wirklich keine Lust auf eine lautstarke Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit.«
    Danny meldete sich zu Wort, ehe ich antworten konnte. Aber vorher schob er noch seine Hände in seine Hosentaschen, als müsste er etwas beschützen, was sich darin befand. Cannabis vielleicht? »Ich hab mir die letzten zehn Jahre allergrößte Mühe gegeben, Mr. Drury aus dem Weg zu gehen«, sagte er. »Mir wär's nur recht, wenn er mich für tot hielte.«
    Ich zuckte die Achseln. »Okay – dann gehen wir eben woanders hin. Ich hatte sowieso immer vor, ihn mir allein zu schnappen. Ich habe keine Angst vor ihm.«
    Das war natürlich gelogen.

    Sam nahm die Herausforderung an, wie ich gehofft hatte, allerdings mit einem gewissen Widerstreben, da er wohl fürchtete, ich hätte vor, eine Riesenszene hinzulegen. Danny hingegen brummte, mit Angst hätte das überhaupt nichts zu tun, es sei einfach eine Frage des gesunden Menschenverstands. Er fragte mich, ob wir ihn hinterher wieder zum Tout Quarry zurückbringen würden, und als ich bejahte, hellte sich seine Stimmung sichtlich auf, und er stopfte irgendetwas zwischen die Polster des Rücksitzes, ehe wir aus dem Wagen stiegen.
    Im
Sailor's Rest
wählte Sam einen Tisch in der Nähe der Hafenmauer und beäugte die anderen Gäste misstrauisch, um festzustellen, ob er jemanden unter ihnen kannte. »Tu mir einen Gefallen und versuch, dein Organ zu zügeln«, knurrte er. »Du wirst immer entsetzlich laut, wenn du von Annie redest.«
    »Schon lange nicht mehr«, entgegnete ich, bevor ich mich Danny zuwandte und ihn bat, mit mir hineinzugehen. »Sam kann den Tisch bewachen«, sagte ich, »während wir beide die Getränke holen.«
    »Sie meinen, die Schlange soll das Kaninchen schon mal zu Gesicht bekommen«, sagte Danny gottergeben, als wir über das Kopfsteinpflaster zur Eingangstür des Pubs gingen.
    Ich lächelte. Er gefiel mir immer besser. »
Die
Kaninchen«, verbesserte ich. »Wir sitzen beide im selben Boot – aber Einigkeit macht stark, das kann Ihnen jedes Kaninchen bestätigen.«
    »Und wer ist diese Annie, bei der Sie immer laut werden?«, fragte er, als wir an der Tür stehen blieben, um uns nach dem blendenden Sonnenlicht draußen erst einmal auf die Düsternis drinnen einzustellen.
    »Annie Butts«, sagte ich. »Sie hat in der Graham Street im Haus neben Ihnen gewohnt. Damals, als wir auch noch dort lebten. Ihre Mutter würde sich wahrscheinlich an sie erinnern. Sie war eine Schwarze. Kurz bevor wir dort wegzogen, wurde sie von einem Lastwagen angefahren und so schwer verletzt, dass sie wenig später starb. Ihr Tod war einer der Gründe, weshalb ich mit Drury aneinander geraten bin.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nie von ihr gehört.«
    Ich glaubte ihm. Er schien

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