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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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falsche Pferd. Die wollte damals
deinen
Vater einsperren lassen – die hat
deinen
Vater als Mörder hingestellt.«
    Danach war es lange still.
    Danny warf mir einen unsicheren Blick zu. »Stimmt das?«
    »Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Mr. Drury fragte mich, ob ich jemanden wüsste, der etwas gegen Annie hatte, und da nannte ich deine Eltern und Sharon Percy. Ich habe nie behauptet, sie hätten sie ermordet. Das war Mr. Drurys Angelegenheit.«
    Drury lachte. »Sie hatten immer schon ein Riesentalent dafür, die Tatsachen zu verdrehen.«
    »Wirklich? Ich dachte, das wäre Ihre Spezialität.«
    Er erwiderte einen Moment lang meinen Blick, schien nach einem wunden Punkt zu suchen, dann kreuzte er die Arme und wandte sich Danny zu. »Überleg dir doch mal, warum sie dich hierher geschleppt hat und warum du die Fotos sehen solltest. Sie will über dich an deine Eltern rankommen, am liebsten indem sie dich vorher richtig gegen sie aufhetzt. Das hat sie echt drauf – andere zu manipulieren.«
    Danny zog unglücklich den Kopf ein, und ich dachte mit Unbehagen an die Worte meines Sohnes, »... ich würde stocksauer werden, wenn mir so was passierte...«
    »Ihr Vater hatte von fünf Uhr abends bis Mitternacht ein Alibi«, sagte ich zu ihm, »und Mr. Drury persönlich hat es überprüft. Er weiß so gut wie ich, dass Ihr Vater Annie nicht getötet haben kann.«
    »Warum bin ich dann hier?«
    »Weil Mr. Drury Ihren Eltern Lügen über mich erzählt hat. Er behauptete Ihren Eltern gegenüber, ich verbreitete allerhand Geschichten über sie – aber das stimmte nicht. Und ich brauche Sie, Danny, weil ich hoffe, Sie werden Ihrer Mutter und Ihrem Bruder klar machen, dass ich Ihren Eltern nie etwas anderes vorgeworfen habe als ihre rassistische Einstellung. Und der Vorwurf war berechtigt, Danny. Sie waren wirklich rassistisch – sind es wahrscheinlich noch –, und sie haben sich dessen nicht geschämt.«
    Ich berührte kurz seine Schulter zum Zeichen der Entschuldigung. Es schien mir grausam, ihn mit seiner ressentimentgeladenen Familie gewissermaßen in einen Topf zu werfen, nachdem er in seinen E-Mails an Luke so häufig erklärt hatte, er habe keinerlei Verständnis für Weiße, die sich in Südafrika niederließen.
    »Aber mir geht es gar nicht um die Familie Slater«, sagte ich zu Drury. »Mir geht es um
Sie
.« Ich schob die zerrissenen Fotos mit einer Fingerspitze hin und her. »Als ich nämlich Ihnen und Ihren Kollegen den gleichen Vorwurf machte – den des Rassismus, meine ich –, da bekamen Sie solches Muffensausen, dass Sie jedes einzelne Indiz oder Beweisstück so hindrehten, dass es die Theorie, Annie sei durch einen Unfall ums Leben gekommen, stützen musste. Es würde mich interessieren, warum Sie solche Angst hatten, dass Sie meinten, so etwas tun zu müssen.«
    Flackerte Furcht in seinen kalten Schlangenaugen oder bildete ich mir das nur ein?
    »Wir brauchten nichts ‘hinzudrehen’«, fuhr er mich scharf an. »Wir haben uns lediglich an den Spruch des Coroner gehalten, dass Ann Butts ungefähr fünfzehn bis dreißig Minuten, bevor sie von Ihnen gefunden wurde, von einem Lastwagen angefahren worden war und an den erlittenen Verletzungen gestorben ist.«
    »Aber als Sie mit Ihren Ermittlungen über Annies Tod begannen, wussten Sie doch noch gar nicht, zu was für einem Urteil der Coroner gelangen würde.«
    »Und?«
    »Und folglich können Sie das Urteil nicht als Rechtfertigung dafür heranziehen, dass Sie es rundweg ablehnten, ordnungsgemäße Ermittlungen zu führen. Ihr einziger Beitrag war eine Besichtigung von Annies Haus nach ihrem Tod, und was Sie sahen, veranlasste Sie einzig zu der Schlussfolgerung, Annie sei eine Trinkerin gewesen, eine Tierquälerin und eine Geistesgestörte, die nicht fähig war, für sich selbst zu sorgen. Ich erinnere mich noch genau an Ihre Worte. Sie sagten, angesichts der zahlreichen Probleme, die die ‘verrückte Annie’ gehabt habe, wundere es Sie nur, dass sie überhaupt so lange gelebt habe.«
    »Richtig. Und ich weiß von niemandem außer Ihnen, der anderer Meinung war.«
    »Doch! Annies Ärztin zum Beispiel.«
    Er blickte an mir vorbei zur Tür. »Aber nicht Ihr Mann«, entgegnete er. »Er und Mr. Williams sagten aus, Annie sei ‘stockbetrunken’ draußen vor Ihrem Haus herumgetorkelt, als sie anderthalb Stunden vor Ihnen nach Hause kamen. Sie ließen außerdem durchblicken, dass das nichts Ungewöhnliches war.«
    Ich drehte mich herum und sah Sam, der

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