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Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Titel: Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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im Auftrag dieser Sekte. Könnten dein Vater und dein Bruder da auch mit drinstecken? Ich habe gelesen, dass es in Japan viele religiöse Sekten gibt.“
    Madoka erwiderte nichts darauf.
    „Und Harald gebe ich auch ein Plus“, sagte Artur nach einer Weile. Madoka entschied sich wie er, und keiner von ihnen begründete die Entscheidung. Der sportliche blonde Strahlemann hätte der beliebteste Mann auf Falkengrund sein können, hätte er seine scharfe Zunge besser unter Kontrolle und würde die anderen nicht unablässig durch seine geistlosen Späße nerven.
    „Es folgen deine Zimmergenossen, Artur: Enene Afam und Georg Jergowitsch.“
    Zimmergenossen für ein paar Nächte, mehr waren sie nicht. „Von mir ein Plus für Enene und ein Minus für Georg.“
    „Was stört dich an dem schwarzen Mann?“, wollte Madoka wissen.
    Artur wurde blass. „Ich … wollte nicht rassistisch sein. Aber er liegt die ganze Nacht über reglos auf seinem Bett, und man kann nie sagen, ob er wach ist oder schläft. Einmal habe ich mir überlegt, ob er vielleicht seine Gedanken schweifen lässt, ob er … nein, das ist zu lächerlich.“
    „Ob er was ?“
    „Ob er in die Träume der anderen eindringen kann. Er hat etwas von einem Schamanen an sich, findest du nicht? Auch wenn er europäische Kleidung trägt. War da nicht etwas mit Traumreisen?“
    Madoka gab beiden Zimmergenossen Arturs ein Plus. Was sie dazu veranlasste, auch Georg zu verdächtigen, verriet sie nicht. Wahrscheinlich hatte sie das Gefühl, schon genügend Verdächtige vorschnell ausgeschlossen zu haben.
    „Nächstes Zimmer. Melanie Kufleitner und Dorothea Kayser?“
    „Bei Melanie kannst du ein dickes Minus für mich machen“, sagte Artur. „Für das Mädchen lege ich meine Hand ins Feuer. Aber wer ist Dorothea Kayser? Ich meine … habe ich sie je getroffen? Ich verbinde kein Gesicht mit ihr.“
    Madokas Miene spannte sich. Sie blickte an die Wand, dann auf den Fußboden, und schließlich starrte sie den Namen auf dem Papier an. „Ich auch nicht“, hauchte sie.
    „Moment. Du kennst sie nicht? Ist eine Studentin mit diesem Namen wirklich hier eingeschrieben?“
    „Ja, wir sind dreizehn Studenten. Sie ist eine davon. Aber …“
    „Ich habe sie definitiv nicht kennen gelernt. Das wüsste ich.“
    „Du musst sie kennen gelernt haben. Weißt du noch, der Tag, an dem dieses Wesen aus dem Computer uns attackierte? Wir saßen alle dreizehn unten im großen Seminarraum. Es fehlte niemand, zumindest bis zu dem Moment, als sich Jaqueline davonschlich. Dorothea muss dabei gewesen sein. Ich kann mich auch erinnern, dass ihr Name in der zahlenmagischen Berechnung aufgetaucht ist, die Sir Darren durchführte.“
    „Sorry, dann muss ich einen Blackout haben. Wie sieht sie aus?“
    Schweigen.
    Artur wusste es nicht zu deuten. „Du weißt nicht mehr, wie sie aussieht? Deine Kommilitonin? Ist sie blond, schwarz, groß, klein?“
    Die Antwort blieb ihm Madoka schuldig.
    „Und was für Kleider trägt sie?“
    „Ich weiß es nicht. Wo sie sein müsste, klafft ein Loch in meiner Erinnerung.“
    Artur holte tief Luft. „Ich würde vorschlagen, dass wir uns nicht verrückt machen. Wir haben beide einiges durchgemacht, vor allem du. Wahrscheinlich ist diese Dorothea eben ein Mauerblümchen-Typ, der einem nicht im Gedächtnis bleibt. So etwas gibt es. Wie wär’s, wenn wir jetzt einfach runtergehen und in das Seminar des guten Professor Cavallito platzen würden? Das ist ohnehin besser, als uns hier zu verschanzen, bis uns jemand findet. Zuletzt denken die anderen noch, wir hätten was zu verbergen!“
    „Wir sind mit der Liste noch nicht durch“, gab Madoka zu bedenken. Ihre Stimme war nur ein Flüstern, sie wirkte irritiert, abwesend.
    „Die Liste können wir später noch vervollständigen. Gehen wir runter, melden wir uns zurück. Und sehen wir uns Dorothea Kayser an. Ich wette, wir werden uns an sie erinnern, und wenn sie noch so unscheinbar ist.“
    Artur half Madoka auf. Sie legte die Blätter mit den Namen in ihr Tagebuch und folgte dann Artur, der schon die Tür in den Korridor für sie aufhielt. Als sie in den Flur trat, griff sie nach seinem Arm.
    „Artur“, sagte sie. „Vielleicht ist es kein Zufall, dass diese Studentin in unserer Erinnerung keine Spuren hinterlassen hat.“
    Artur verstand nicht. „Willst du damit sagen, wir sind … krank? Amnesie?“
    „Das meinte ich nicht. Es könnte eine … Fähigkeit von ihr sein. Sie könnte quasi unsichtbar sein

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