Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
streicheln. Du brauchst sie nur einmal am Tag zu füttern und ab und zu das Katzenklo sauber zu machen.« Du lieber Gott, dieser Name gefiel ihr ganz und gar nicht.
»Abgemacht«, sagte Hayley. »Aber ich kann dir nicht versprechen, wie lange dieses Arrangement funktionieren wird.
»Wir gehen einfach einen Tag nach dem anderen an.«
»Perfekt. Genauso machen wir das.«
Kapitel 26
Freunde fürs Leben
Das mexikanische Restaurant war voll, was Jessica nur recht sein konnte, denn so fiel sie nicht auf. Sie saß an einem Tisch an der Wand und tat so, als läse sie ein Buch. Zwischendurch nippte sie an ihrem Eiskaffee und wartete, bis Ellen Woodson vorbeikam und ihr Mittagessen holte.
Ellen nahm an der Theke einen leeren Becher entgegen, füllte ihn mit einem Getränk und verließ das Restaurant.
Jessica ging ihr nach. Sie war Ellen von der Bank, wo sie arbeitete, die eineinhalb Kilometer zu dem Einkaufszentrum gefolgt, wo sie sich jetzt befanden. Ellen nahm sich gewöhnlich etwa eine Stunde Zeit zum Mittagessen. Sie allein anzutreffen, war sonst nahezu unmöglich.
Aber jetzt war der Augenblick gekommen.
Kaum hatte Ellen das Kaufhaus Macy’s betreten, stürzte Jessica sich auf sie. »Hi, ich bin Jessica Pleiss und ich würde mich gerne mit Ihnen über Carol Fullerton unterhalten.«
Ellen sah sie mit gehetztem Blick an. »Soll das ein Witz sein? Sie sind mir bis hierher gefolgt, nicht wahr? Mir scheint, als hätte ich Sie schon vor zehn Minuten gesehen. Sie schleichen mir in einKaufhaus nach und wollen mich über meine beste Freundin ausfragen? Die noch dazu vor vielen Jahren verstorben ist?«
»Wer sagt denn, dass sie wirklich tot ist?«
Ellen musste sich Mühe geben, nicht die Fassung zu verlieren.
Volltreffer! Lizzy hatte recht. Ellen Woodson wusste etwas über das Verschwinden ihrer Freundin.
»Ich gehe einfach mal davon aus«, sagte Ellen bitter. »Es ist schon ewig her, seit ich Carol das letzte Mal gesehen habe. Sie war ein fröhlicher und glücklicher Mensch und wäre nie einfach so verschwunden. Da ist es doch wohl klar, dass ich annehme, dass sie nicht mehr lebt.«
»Wie lange?«, fragte Jessica.
»Wie lange was?«
»Wie lange ist es genau her, seit Sie Ihre beste Freundin das letzte Mal gesehen haben?«
Ellen ging sichtlich aufgeregt weiter und blickte über ihre Schulter nach hinten, als sie sagte: »Fünfzehn Jahre, vielleicht auch zwanzig. Ich hab keine Ahnung. Ich muss jetzt weiter, hab noch jede Menge zu tun.«
Jessica wich ihr nicht von der Seite. »Eigentlich sollte man genau wissen, wann man die beste Freundin zuletzt gesehen hat, finden Sie nicht?«
»Was wollen Sie von mir?«
Jessica war immer noch wütend auf Hayley, weil die ihr gesagt hatte, sie traue sich nicht, Leute zu befragen. Aber wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie insgeheim Angst hatte, Hayley könnte recht haben. Wenn sie wirklich Kriminologin werden wollte, musste sie ihre Hemmungen und Ängste über Bord werfen und den Mut haben, den richtigen Leuten zur richtigen Zeit unbequeme Fragen zu stellen. Und manchmal, so wie jetzt, würde sie lügen müssen, wenn ihr das half, den Dingen auf die Spur zu kommen. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Carol Fullerton noch lebt«, log sie in der Hoffnung auf eine Reaktion.
Ellen blieb abrupt stehen. »Was reden Sie da?«
»Ich arbeite für Lizzy Gardner …«
Ellen verdrehte genervt die Augen. »Ich habe Ms Gardner doch schon gesagt, dass ich mit der Sache nichts zu tun haben möchte. Ich habe keine Lust, alte Wunden aufzureißen.«
»Welche alten Wunden meinen Sie?«
Ellen setzte sich wieder in Bewegung. »Ich hab damals mein Auto an Carol verkauft und hab nicht vollgetankt. Die Polizei hat mir später gesagt, ihr wäre unterwegs das Benzin ausgegangen. Was glauben Sie, wie ich mich deswegen fühle?«
»Keine Ahnung. Sagen Sie’s mir.« Wieder eine Lüge. Jessica wusste aus der Polizeiakte, dass die Version mit dem leeren Tank nicht stimmte. Die Frau ging wohl davon aus, dass Jessica nicht gründlich recherchiert hatte.
»Ich sag nichts dazu«, presste Ellen zwischen ihren Zähnen hervor. »Mein Leben ist total beschissen. Ich will es nicht noch schlimmer machen, indem ich unangenehme Erinnerungen ans Tageslicht befördere.«
»Unangenehme Erinnerungen?«
Ellen Woodson ging jetzt wieder schneller und Jessica hielt nur mit Mühe Schritt. »Warum wollen Sie nicht mit uns reden?«
»Spitzen Sie die Ohren und hören Sie genau zu. Es ist schon lange
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