Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
wo ihr hinwollt. Wenn ihr mit dem Auto unterwegs seid, haltet immer den Schlüssel zwischen den Fingern, dass ihr dem Angreifer damit notfalls ein Auge ausstechen könnt. Kapiert?«
Die meisten Mädchen nickten. Ein paar blickten gelangweilt drein – allen voran Hayley. Plötzlich wandte der Idiot sich in ihre Richtung, als könne er ihre Gedanken lesen. »Hayley, stimmt’s?«
»Ja.«
»Könntest du bitte mal für einen Augenblick herkommen?« Er deutete auf eine Stelle direkt vor sich.
Hayley kam seiner Aufforderung nach.
»Wenn ihr durch eine schlecht beleuchtete und abgelegene Gegend lauft, ist dann die Gefahr, dass ein Fremder euch angreift, größer oder geringer?«
»Größer.«
»Richtig.
Risiko
lautet hier das Schlüsselwort«, betonte er, zu den Mädchen gewandt. »Begebt euch nicht in Situationen, wo das Risiko zu hoch ist. Und falls ihr doch mal in so eine Situation geratet, dann seid …« Er deutete auf Hayley und wartete, dass sie seinen Satz zu Ende sprach.
Er war nicht nur ein Idiot, sondern auch noch eine Nervensäge. »Vorbereitet«, beendete sie seinen Satz und täuschte Lizzy zuliebe Begeisterung vor.
»Richtig«, sagte er aufgeregt und in einem Ton, als wären die Mädchen fünf anstatt fünfzehn Jahre alt. »Es geht nicht darum, den Kampf zu gewinnen. Es geht darum, zu überleben. Wenn ein Krimineller euch die Handtasche entreißt, lasst sie ihm und rennt davon. Falls ihr aber doch in einen Kampf verwickelt werdet, denkt daran, dass es
keine
Regeln gibt. Stecht ihm mit den Fingern in die Augen, beißt ihn, wo es nur geht, und zieht ihn an den Haaren. Wisst ihr, was das Beste ist?«
Er deutete auf ein Mädchen in einer hinteren Reihe, das die Hand hob.
»Ein Tritt in die Eier«, sagte sie und erntete damit ein paar Lacher.
»Richtig, aber eins sollte man dabei beachten. Hayley, kommst du mal eben?«
Hayley zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. »Soll ich dir etwa in die Eier treten?«
Wieder ertönte Gelächter.
»Versuch’s«, sagte er.
Hayley zögerte keinen Augenblick. Der Typ ging ihr mächtig auf die Nerven und sie freute sich auf die Gelegenheit, ihn in seine Schranken zu weisen. Aber anstatt ihm in den Schritt zu treten, schlang sie ein Bein um das seine. In drei Sekunden hatte sie ihn flachgelegt.
»Respekt«, sagte er und sah zu ihr auf. Er redete so leise, dass die anderen ihn nicht hören konnten. »Ich hätte wohl lieber eine von den Mädels aus der Klasse nehmen sollen.«
»Das wäre vielleicht keine schlechte Idee gewesen.« Sie reichte ihm die Hand und half ihm auf die Beine.
»Okay«, sagte er zu den Mädchen gewandt, in dem Versuch, die Situation zu überspielen, »was ihr da gerade gesehen habt, war Teil meines Plans.«
Ein paar Mädchen kicherten, aber die meisten wussten nicht so recht, ob er nur einen Witz gemacht hatte – was tatsächlich der Fall war.
»Der Trick, den Hayley bei mir angewendet hat, ist etwas für Fortgeschrittene. Wenn ihr fleißig übt«, sagte er und warf dabei einen schrägen Blick auf Hayley, »werdet ihr auch mal so weit sein.«
»Okay, wer möchte mein nächstes Versuchskaninchen sein? Ich brauche eine Freiwillige, eine, die noch nie die Gelegenheit hatte, einem Kerl in die Eier zu treten.«
Die Hälfte der Mädchen hoben begeistert die Hände. Ein paar hüpften auf und ab, in der Hoffnung, aufgerufen zu werden.
»Du«, sagte er und deutete auf das kleinste Mädchen im Raum.
»Die ist doch bestimmt nicht älter als zehn«, flüsterte Hayley hinter ihm.
»Danke, aber diesmal möchte ich kein Risiko eingehen.«
Hayley musste wider Erwarten lächeln.
Der Kurs war zu Ende und Lizzy musste eigentlich weiter. Aber zuerst musste sie mit Hayley reden. Sie rief das Mädchen zu sich. Als Hayley auf sie zukam, lächelte Lizzy sie an. »Danke, dass du gekommen bist. Du warst gut, wie immer, und ich fand es wirklich toll, wie du mit Tommy zusammengearbeitet hast.«
»Schon gut.«
»Ich glaube, er mag dich.«
»Wer?«
»Tommy Ellis.«
»Jetzt verarschst du mich aber, oder?«
Lizzy bemühte sich, Hayleys Ausdrucksweise zu ignorieren. Das Mädchen hatte sich deutlich gebessert, seit Lizzy sie vor weniger als einem Jahr kennengelernt hatte. »Ich meine es ernst«, sagte sie. »Schau ihn dir nur an.«
Sie blickten beide zu ihm hinüber. Tommy lächelte sie an, bevor er sich wieder seiner gegenwärtigen Beschäftigung zuwandte. Er saß an einem Informationstisch, wo die Jugendlichen ihn ihren Eltern vorstellten und sie darum
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