Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
gesucht haben.« Lizzy beugte sich vor und hob den Zeigefinger. »Da wird ein junges Mädchen vermisst und ihr Vater erzählt dem Detective, der die Ermittlungen leitet, er würde ständig den Straßenabschnitt entlanggehen, wo das verlassene Auto stand. Nicht nur einmal im Jahr, nicht nur einmal im Monat, sondern an jedem Wochenende im Sommer, seitdem sie verschwand. Aber das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Warum haben Sie gelogen, Frank?«
»Ich hab nicht gelogen. Damals haben eine Menge Leute nach meiner Tochter gesucht. Einer mehr hätte da auch keinen Unterschied gemacht. Und in den letzten fünf Jahren bin ich wirklich regelmäßig am Wochenende dorthin gefahren.«
»Das heißt, Sie waren an den letzten fünf bis zehn Wochenenden dort und haben nach irgendwelchen Spuren und Hinweisen gesucht, für den Fall, dass etwas übersehen wurde?«
Er nickte.
Lizzy schüttelte den Kopf. Der Typ hatte die Lügen anscheinend schon so oft wiederholt, dass er sie inzwischen selbst glaubte. »Detective Roth beobachtet Sie seit ein paar Jahren. Er hat sich sogar die Mühe gemacht, nahe der Stelle, wo Carol ihr Auto zurückließ, eine Überwachungskamera anzubringen. Das hat er gemacht, damit er sehen kann, ob Sie wirklich dorthin kommen. Ich könnte es ja verstehen, wenn Sie hin und wieder ein Wochenende auslassen würden, aber Sie sind noch
nie
an dem Straßenabschnitt entlanggelaufen, an dem Ihre Tochter verschwand. Nicht ein einziges Mal. Und trotzdem lügen Sie jetzt mich und meine Mitarbeiterin an und wollen uns weismachen, Sie seien ein Vater, der um seine verschwundene Tochter trauert und selbst nach all den Jahren noch nach ihr sucht. Und das, obwohl Sie mir vorhin gesagt haben, dass Sie nicht den Rest Ihres Lebens damit verbringen wollen. Welche Version stimmt jetzt also?«
»Ich finde, Sie sollten jetzt lieber gehen.«
Lizzy ignorierte die Aufforderung. »Sie hat ihren Wagen zurückgelassen«, sagte sie. »Als die Polizei ihn gefunden hat, waren noch ein paar Sachen von Carol drin. Ein paar Schulbücher, eine Haarbürste und Snacks. Wenn man ihren Freunden glauben kann, ging es ihr gut und es bestand keine Veranlassung für sie, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen.«
»Das stimmt. Sie war glücklich und intelligent und hatte keine Sorgen.«
»Die Ermittler gingen zunächst von der Annahme aus, dass Carol in Schwierigkeiten steckte und für eine Weile dem Druck in ihrem Leben entfliehen wollte. Deshalb haben sie nicht sofort mit der Suche nach ihr begonnen. Aber Ihre Frau behauptete damals steif und fest, dass dem nicht so war. Daraufhin haben Freunde und Verwandte auf eigene Faust an den Wochenenden nach ihr gesucht.«
»Das könnte hinkommen«, sagte Frank und seufzte dabei hörbar.
»Die Polizei hat erst fünf Tage, nachdem das Auto gefunden wurde, mit der Suche begonnen. Die Gegend wurde mit Helikoptern, Spürhunden und Einheiten auf dem Boden gründlich durchkämmt. Die Hunde nahmen dann am Highway, wo das Auto zurückgelassen wurde, ihre Witterung auf, verloren sie jedoch wieder vor der ersten Abzweigung zum Nationalpark.«
»Fußspuren hat man auch keine gefunden«, ergänzte Frank. »Warum erzählen Sie mir das alles? Da könnten Sie mir genauso gut die gesamte Akte vorlesen.«
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wurde Carol von einem vorbeikommenden Autofahrer mitgenommen oder sie ist zum nächsten Haus gelaufen und hat dort um Hilfe gebeten.«
Er fuhr sich mit beiden Händen durch seine falschen Haare. »Sagen Sie mir etwas, was ich noch nicht weiß.«
»Die Polizei ging damals nicht von einer Entführung aus, weil es am Ort ihres Verschwindens keine Hinweise darauf gab, dass sie sich gewehrt hat.«
Er nickte.
»Ihre Tochter schickte eine E-Mail an einen ihrer Lehrer und teilte ihm mit, sie könne wegen eines Todesfalls in der Familie für ein paar Tage nicht in die Schule kommen. Aber Ihre Verwandten und Freunde –
Ihre
, wohlgemerkt, nicht meine – haben ausgesagt, dass niemand in der Verwandtschaft gestorben ist.«
»Das ist richtig.« Er griff zum Telefonhörer. »Ich gebe Ihnen genau eine Minute, um aus meinem Büro zu verschwinden.«
»Warum ist Ihre Tochter ausgerissen, Frank?«
»Tja, das ist hier die große Preisfrage.«
»Was haben Sie ihr angetan?«
Frank schmetterte den Hörer auf die Gabel, stand abrupt auf und verließ sein Büro.
»Der hat Dreck am Stecken«, sagte Lizzy.
Jessica nickte. »Hundertprozentig.«
»Aber wieso ist ihm noch niemand
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