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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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erzählt habt? Die, die Susanne Bürger erwähnt hat. Wie heißt die?»
    «Katharina», sagte Paul widerwillig. «Katharina irgendwas.»
    «Simunek», half Kuli so hilfsbereit wie stets und nahm noch etwas von den Kartoffelpuffern. «Bernstein-Stuben. Da arbeitet die.»
    Paul seufzte tief. «Wie sollen wir das denn machen? Wir sind doch keine Privatdetektive. Außerdem waren die das nicht. Der Bürger war das.»
    «Du hast dich da verrannt», sagte Sophie trocken.
    «Habe ich nicht.»
    «Könnte aber auch jemand anderes gewesen sein.» Sophie ließ nicht locker.
    «Könnte, könnte.»
    «Aber was ist wenn?»
    «Ja wie, wenn? Wenn Piranhas an ihm kleben, krault der Bauer um sein Leben.»
    «Was?», fragte Sophie.
    «Alte Bauernregel», erklärte Paul.
    Kuli hielt inne. «Wieso denn Piranhas? Wieso denn jetzt ausgerechnet Piranhas?», mischte er sich ein und musste an den Goldfisch denken und den Blinden aus dem Supermarkt und den Teich und das Gefressenwerden.
    «Du lenkst ab.» Sophie zeigte mit dem Finger auf Paul. «Ihr verfolgt Henning Bürger, weil ihr ihn fertigmachen wollt, nicht, weil er schuldig ist.»
    «Das ist doch Quatsch.» Paul zog ein Gesicht, als hätte man ihm gerade selbst gebackene Tabasco-Bananen gereicht.
    «Wieso Piranhas?», fragte Kuli erneut.
    «Kein Quatsch», beharrte Sophie. «Ihr habt überhaupt keine Beweise. Und Phantasie habt ihr auch nicht. Das könnte doch jeder sein. Die hat doch Freunde, die Lisa Gerhard. Oder Verwandte. Habt ihr euch mit denen eigentlich jemals befasst?»
    «Nein, aber das ist doch auch gar nicht unsere Aufgabe.» Paul wusste, das ging nicht gut aus.
    «Du hättest ja auch Haie sagen können. Oder Hyänen», beharrte Kuli.
    «Dann macht es zu eurer Aufgabe», sagte Sophie streng. «Ihr könnt doch nicht das Leben eines Menschen zerstören, nur weil ihr euch das in den Kopf gesetzt habt. Und nur, weil der Sex mit einer Frau hat, mit der er nicht verheiratet ist.»
    «So ist das doch gar nicht», sagte Paul. Kuli stierte durch sie beide hindurch und befand sich in seiner ganz eigenen Gedankenwelt, in der er sich als kleiner Fisch in einen riesigen Rachen voller spitzer Zähne schwimmen sah. Plötzlich gab er sich einen Ruck.
    «Sophie hat recht», sagte er.
    «War ja klar.» Paul winkte ab. «War ja klar, dass du deiner neuen Freundin wieder zustimmst.»
    «Nee, ist schon richtig», bekräftigte Kuli und lehnte sich zurück. «Wir müssen das klären.»
    «Na, also», sagte Sophie.
    «Aber wir haben doch gar keine Zeit», versuchte Paul es ein letztes Mal. «Wir haben Spätschicht.»
    «Dann lass dir was einfallen», forderte sie und tupfte mit der Serviette ihren Mund ab.
    Paul überlegte, wägte ab, bewegte Dinge in seinem Kopf und schließlich, am Ende einer nicht unkomplizierten Entscheidungskette, nickte er.

    « S ie wollen Urlaub nehmen, alle beide?», sagte Herr Kletzke und zog dabei ein Gesicht, als hätte Paul nach einer Liebesnacht mit Sandy Schorndorf gefragt.
    «Jawohl, Herr Kletzke», sagte Kuli an Pauls Stelle, denn Paul hatte gerade pro forma einen Kunden wegzutelefonieren. Normalerweise hätte man den einfach in irgendeiner Schleife verkümmern lassen, aber heute hieß es natürlich, Einsatz demonstrieren, Motivation behaupten, bloß keine Amtsmüdigkeit erkennen lassen.
    «Aber das geht doch nicht. So kurzfristig! Wie soll ich das denn organisieren?», fragte Herr Kletzke scheinbar hilflos und zog sein Gesicht noch mehr in die Länge.
    «Wenn das jemand kann, dann Sie, Herr Kletzke», schleimte Kuli und dachte insgeheim, dass er die Spielregeln des Call-Centers erstaunlich schnell begriffen hatte.
    Herr Kletzke lächelte gequält, war aber doch in seiner Eitelkeit gestreichelt. «Na ja, schon. Trotzdem …», bedauerte er.
    Kuli hatte eine Eingebung. «Ich habe Sie gestern Abend im Fernsehen gesehen», sagte er. Er lächelte seinen Vorgesetzten bewundernd an und feierte seine formidable Geistesgegenwart. Das musste Herrn Kletzke doch knacken. Doch Herr Kletzke war gar nicht geknackt. Oder erfreut. Oder geschmeichelt. Sein Kopf färbte sich dunkelrot, er expandierte förmlich, da war definitiv zu viel Druck auf dem Kessel, der jetzt in alle Himmelsrichtungen entwich. «Ich verbitte mir», schrie er fast, «ich verbitte mir, dass Sie sich in mein Privatleben einmischen!»
    «Ich …», stammelte Kuli. Frau Gutschmidt einige Plätze weiter begann, an ihrer Handtasche zu nesteln.
    «Was fällt Ihnen ein, mich bei der Ausübung einer privaten, ich

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