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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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geeilt, hatte den Vorhang zugezogen und Kuli eine letzte Minute gegeben, um sich zu erinnern, wo er das Foto denn nun versteckt hatte. Kuli hatte daraufhin in einem manischen Akt der Selbstaufgabe kübelweise Schallplatten aus den Regalen gerissen, in affenartiger Geschwindigkeit die Hüllen herausgezerrt und ihren Inhalt auf den Boden gepfeffert. Die wilde Hektik und gleichzeitige Konzentriertheit, mit der er diesen finalen Findungsversuch durchzog, erinnerte Paul an eine dieser unästhetischen Wetten bei Wetten Dass …? , bei denen irgendein Oberstudienrat oder Gabelstaplerfahrer aus der schwäbischen Provinz in vier Minuten fünfzig Bierkästen mit der Zunge abschleckte, um sie anhand ihres Geschmacks voneinander zu unterscheiden und am Ende mit in die Höhe gerecktem Victory-Daumen die Kegelfreunde der Sportgaststätte Bad Saulgau zu grüßen.
    Am Ende jedenfalls und kurz vor Ablauf der ihm zur Verfügung stehenden Minute hatte Kuli die Wette gewonnen und das Siegerfoto in die Höhe gerissen wie Boris Becker den Wimbledon-Pokal 1985. Paul hatte auf Komplimente verzichtet, und sie waren hinausgestürmt, den Hausflur hinunter und zurück auf die Straße, auf dem gleichen Weg, auf dem sie gekommen waren, und scheinbar unbeobachtet von der Polizei und irgendwelchen Schlägertypen.
    Dann hatten sich ihre Wege getrennt, sicherheitshalber, und Kuli und Paul waren auf unterschiedliche Weise nach Kreuzberg gelangt, Kuli mit seinem Fahrrad und Paul mit der S-Bahn bis Yorckstraße, von da aus mit einem Taxi, womit auch sonst. Das Beste daran war: Der Fahrer hatte nicht Wassili geheißen, sondern war eine Fahrerin namens Rosi gewesen, die eigentlich Polsterin gelernt hatte, aber in einer Lebenskrise auf einer der Matratzen, die sie selbst hergestellt hatte, mit ihrem Chef erwischt worden war, der daraufhin keine andere Wahl gesehen hatte, als Rosi wegen sexueller Belästigung zu verklagen und ihr die Kündigung zuzustellen. Nun fuhr Rosi also Taxi und schlief auf japanischem Futon. Paul hatte Rosi durchaus sympathisch gefunden, war aber doch froh, dass die Fahrt nur kurz gewesen und Rosi nicht dazu gekommen war, weitere indiskrete Details ihres Lebens vor ihm auszubreiten.
    Sophie, die in ihrem Mini Cooper vorgefahren war, hatte schon im Café auf sie gewartet und kein Wort über den recht seltsamen, übellaunigen Wirt namens Henk verloren, der heute zu seinen Moonboots keine Schürze, aber ein T-Shirt mit der Aufschrift Sag deinen Titten, sie sollen mich bitte nicht so anstarren trug. Das ging natürlich gar nicht, aber Paul hatte seit seinem Erscheinen so eine kindliche Freude an diesem T-Shirt und überhaupt an Henks Erscheinung demonstriert, dass auch Sophie sich einer gewissen Faszination nicht entziehen konnte. Auch heute hatte natürlich wieder finnischer Metal aus den Boxen gedröhnt, der Kuli und Paul – alte Hasen, die sie waren – kaum beeindrucken konnte, bei Sophie jedoch ein gewisses Stirnrunzeln verursachte. Kaum hatten die drei ihre Bestellung aufgegeben (der Brunch halt), war sie mit der unerschrockenen Entschlossenheit einer Berliner Jeanne D’Arc aufgestanden und zu Henk in die Küche geeilt. Paul hatte eindringlich davor gewarnt, so von wegen Lebensgefahr und so, aber Sophie als Ikone des Freiheitskampfes für den guten Geschmack hatte nur Nase samt Kinn gehoben und die Faust geballt. Keine sechzig Sekunden später waren die Finnen mit eingeknickten Gitarren im ewigen Eis verschwunden und durch Kammermusik von Dvořák ersetzt worden.
    «Das ist wirklich lecker», schwärmte Kuli mit halb vollem Mund, ohne seine gute Kinderstube übermäßig mit einzubeziehen. Sophie nickte und tunkte eine offensichtlich hausgemachte Mini-Frikadelle in einen Tomatendip.
    «Wir müssen das mit Bürger jetzt beschleunigen», sagte Paul. «Ich glaube, das geht nicht mehr lange gut.»
    «Was ist denn jetzt eigentlich mit den anderen?», fragte Sophie.
    «Welche anderen?», stutzte Paul. Kuli sagte so etwas wie «Hhmpf?» und wollte Paul damit wohl unterstützen, so genau war das nicht zu erkennen.
    «Na, der Exfreund von Lisa Gerhard zum Beispiel. Wie hieß der noch mal?»
    «Keine Ahnung», sagte Paul, weil er es nicht wissen wollte, und brach sich noch ein Stück Baguette ab.
    «Hagen Junghans», wusste hingegen Kuli wie aus der Pistole geschossen zu berichten.
    «Wollt ihr den denn nicht mal überprüfen?», bohrte Sophie weiter.
    «Wieso das denn?», wollte Paul wissen.
    «Und was ist mit dieser Frau, von der ihr

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