Schlecht aufgelegt (German Edition)
eifersüchtig zu sein», sagte sie, ohne sich noch einmal umzudrehen. «Aber ich nicht. Ich schon lange nicht mehr.»
«Wer?», fragte Paul. Sie zögerte einen ziemlich langen Moment. In ihrem Gesicht zeigten sich alle Facetten menschlicher Regungen.
«Katharina Simunek», sagte sie dann. «Zum Beispiel. Habe ich selbst erst kürzlich herausgefunden, den Namen. Arbeitet in den Bernstein-Stuben. Mehr weiß ich nicht.»
«Katharina Simunek», wiederholte Paul.
Susanne Bürger öffnete die Tür. «Wenn mein Mann ein Mörder ist, soll er dafür büßen», sagte sie abschließend. «Wenn nicht, dann für alles andere. Nach der Wahl. Oder nach der Karriere. Unser Deal gilt.»
Und damit war sie schneller zur Tür hinaus, als Kuli Vinyl sagen konnte.
«Mann», sagte Paul. «Wahnsinns-Auftritt.»
Auch Kuli war beeindruckt. «Deiner aber auch, Mensch!», staunte er. «Für mich klang das richtig gut. Du bist ja ein richtiger Columbo. Eins-a-Beweisführung.»
«Nützt uns jetzt ja auch nichts.» Paul ließ sich in den Sitzsack fallen. Es tat auch beim zweiten Mal weh.
«Wir haben immerhin einen Namen», versuchte Kuli zu trösten und zuckte nur ganz leicht zusammen, als sein Festnetz-Telefon klingelte.
«Das war klar», sagte er und nahm den Hörer ab.
«Wissen Sie, wer da gerade bei Ihnen hereinspaziert ist?», erklang die für seine Verhältnisse geradezu aufgeregte Stimme Kommissar Bernauers.
«Keine Ahnung», erwiderte Kuli und hob entschuldigend den Arm in Richtung des Fensters. «Irgendeine Frau, die Unterschriften sammeln wollte für irgendeinen Wahlkampf.»
Bernauer schien sich an seiner Zigarette schier zu verschlucken. «Das war Susanne Bürger», hustete er in den Hörer, sodass Kuli gar nicht anders konnte, als ihn vom Ohr wegzuhalten. «Die Ehefrau von Henning Bürger», bellte der Kommissar weiter. «Und Sie wollen mir sagen, die hat bei Ihnen geklingelt, um eine Unterschrift zu sammeln?»
«Ja, die macht da so Stichproben. Für den Frieden. Sagt sie», erklärte Kuli lahm und machte sich gar nicht erst die Mühe, überzeugend zu sein.
«Erzählen Sie mir doch keinen Scheiß, Kulenkampff», explodierte der Polizist. «Vor der Tür stehen ein paar Schläger, und die Frau eines der wichtigsten Politiker Berlins klingelt bei Ihnen, eine Minute nachdem ich Ihre Wohnung verlassen habe. Wollen Sie mich eigentlich verarschen? Was haben Sie in der Wohnung von Lisa Gerhard gesehen?»
«Lass mich mal», sagte Paul, der alles mit angehört hatte, und nahm den Hörer. «Kommissar Bernauer?»
«Was?»
«Hier ist Paul Uhlenbrock», sagte Paul, obwohl die Polizisten das von der anderen Seite der Straße auch selbst sehen konnten. «Nichts», schloss er dann pointiert und setzte zur Unterstreichung einen dicken, fetten Punkt hinter das kleine S.
«Wie, nichts?», fragte der Kommissar verdutzt.
«Die Antwort auf Ihre Frage ist: nichts», verdeutlichte Paul. «Und wir gehen jetzt. Falls Sie uns folgen wollen, wir haben nachher Spätschicht im Call-Center. Da können Sie ja mal anrufen. Kostet siebzig Cent die Minute. Wiederhören.»
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Natürlich nicht
U nd wo ist denn jetzt das Foto?», fragte Sophie und biss in ihren Vollkorntoast mit Lachsauflage. Henks Brunchangebot ließ, genau wie sein Frühstück, keinerlei Auswahl zu, war aber schlicht und ergreifend sensationell. Kuli grinste und trank einen Schluck von seinem Kaffee. «Hier ist es», verkündete er dann lässig und zog das für ihn persönlich wichtigste Foto der politischen Nachkriegsgeschichte aus seiner Jackentasche. So richtig frisch sah es nicht mehr aus, neben diversen Fingerabdrücken besaß es unten rechts sogar schon einen Knick.
«Du musst da mal besser drauf aufpassen», meckerte Paul prompt und schob einen großen Löffel des besten und cholesterinhaltigsten Eiersalats seit der Erfindung des Huhns in den Mund. Sophie nahm das Foto mit spitzen Fingern entgegen. «Das ist er, eindeutig», sagte sie. «Henning Bürger. Wo war es denn nun?»
«In Innervisions natürlich», sagte Kuli.
Sophie nickte verständig. «Klar.»
Paul hob die Augenbrauen.
«Stevie Wonder», klärte sie ihn auf.
«Das weiß ich, ich war ja dabei», sagte Paul. «Aber was ist denn daran jetzt so klar?»
«Klar war, dass ich das Foto nicht einfach in irgendeine Platte stecke. Ich bin so ein Idiot», schalt sich Kuli und schüttelte den Kopf.
Kaum dass sie das Telefongespräch mit Kommissar Bernauer beendet hatten, war Paul zum Fenster
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