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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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schlicht und schlug die Tür zu.
    Seine Frau machte einen Schritt nach vorne. «Scheiße», rief sie, und ihre mühsam bewahrte Haltung fiel in sich zusammen. Plötzlich sah man sie: Die achtunddreißigjährige Mutter zweier Kinder, die mit sich so sehr im Unreinen war, die so unglücklich, einsam und seit langer Zeit an ein Leben verloren war, für das sie sich heute niemals mehr entscheiden würde. Sie taumelte. Das dauerte zwei Sekunden. Dann stand sie wieder mit der gleichen Festigkeit im Türrahmen wie zuvor.
    «Weiter», sagte sie.
    Henning Bürger suchte nach Worten. «Diese beiden Typen haben gesagt, ich hätte … ich habe mich erkundigt», sagte er. «Es kommt morgen in der Zeitung. Sie ist tatsächlich ermordet worden. Ich meine … das ist furchtbar.»
    «Tut sie dir leid, oder tust du dir leid?», fragte sie.
    «Sei nicht so herzlos», sagte er leise.
    «Anders könnte ich das hier gar nicht ertragen.»
    Er kratzte sich hinterm Ohr und wünschte, sie würde das Licht wieder ausmachen.
    «Man wird ihre Wohnung durchsuchen», stellte er fest.
    «Was wird man finden?»
    «Vielleicht … es gibt da ein Foto … ein, na ja …»
    «Ich kenne deine Vorlieben, du perverser Vollidiot», schleuderte sie ihm hasserfüllt entgegen.
    «Susanne …», begann er. Er breitete die Arme aus und ging auf sie zu. Das war die falsche Entscheidung. Sie warf die Hände in die Luft und fuchtelte darin herum, als müsste sie sich vor einem wild gewordenen Hornissenschwarm schützen.
    «Fass mich nicht an!», brüllte sie.
    Er blieb in der Mitte der geräumigen Küche stehen, die so sauber war, dass sie fast unbenutzt wirkte. Seine Hände suchten Halt und fanden eine Stuhllehne. Susanne Bürger schien jeden Buchstaben einzeln zu formen, als sie ihre nächste Frage stellte. «Hast du sie umgebracht?»
    Er war nicht überrascht, die Frage war nahe liegend.
    «Natürlich nicht», sagte er. Es klang überzeugend.
    Sie atmete durch und sortierte ihre Gedanken. Zeit, die Scherben aufzufegen. Das konnte sie, darin hatte sie Übung.
    «Wann ist der Mord passiert?», wollte sie wissen.
    «Vorgestern.»
    «Dann haben sie das Foto nicht gefunden. Sonst wäre die Polizei schon hier.»
    Henning Bürger nickte. «Richtig. Die Polizei hat das Foto nicht. Aber diese beiden Typen vielleicht … und ich frage mich wirklich, woher die meine Nummer haben, ich meine, woher haben die meine Nummer …»
    Er dachte nach. Darin war er schnell. Das war eine seiner Stärken, einer der Gründe für seine politische Karriere. Er war charmant, sah gut aus, hatte Charisma. Aber vor allem war er ein schneller Denker. Und konnte Schlüsse ziehen.
    «Warte mal, ich hab da so eine Idee», sagte er und klang schon wieder viel eher nach dem Henning Bürger, den zweiunddreißig Prozent der Wahlberechtigten gewählt hätten, wenn an diesem Tag Wahl gewesen wäre. Das hatte ihm der Moderator des RBB erzählt, eben erst. Seine eigene Partei ging noch von 29 Prozent aus. Ein Triumph. Und jetzt stand er hier und fürchtete zwei Trottel und seine Frau.
    «Ich muss telefonieren.» Er drängte sich an Susanne vorbei durch den Türrahmen. Sie machte bereitwillig Platz.
    «Reite uns nicht noch tiefer rein», sagte sie leise und machte das Licht aus.
    Er blieb stehen und drehte sich noch einmal um. Seine Selbstsicherheit kehrte zurück. Er war ein Macher. Ein Überzeugungstäter. Er war tatkräftig, er hatte Ellenbogen, er konnte sich durchsetzen. «Natürlich nicht», verkündete er und brachte sogar ein kleines Grinsen zustande. «Wollen wir am Wochenende nicht mal ins Strandbad fahren? An den Wannsee? Mit den Kindern?»
    «Du widerst mich an», erwiderte sie tonlos, verließ den Türrahmen, trat in den Flur, schleppte sich an einem der Kinderzimmer vorbei und schlich die Treppen nach oben. Sie würde das Schlafzimmer hinter sich abschließen. Er konnte im Arbeitszimmer schlafen. Oder auf dem Küchenfußboden.

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    Finnisches Frühstück
    A ls Kuli am nächsten Morgen um neun in Kreuzberg an der Gneisenaustraße aus der U-Bahn stieg und sein Kopf ein wenig später von dem ranzig grünen Sitzplatz aufzustehen schien als er selbst, entsann er sich des Grundes für seine Kopfschmerzen und warum er so schlecht in den Schlaf gekommen war. Mit dem Schlafen war das ja eh immer so eine Sache, wenn man nur ein paar wenige Stunden nach Feierabend hatte und eine riesige Plattensammlung, die gehört werden wollte, aber nach den jüngsten Ereignissen einerseits

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