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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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ältester Freund Ralf gesagt. Dann hatte es in der Leitung geklickt, Ralf hatte aufgelegt.
    «Maaaann», hatte Kuli genervt ausgestoßen, ebenfalls aufgelegt, vorsichtig Secrets Of The Beehive vom Plattenteller genommen und die Schallplatte zwischen Gone To Earth und Weatherbox einsortiert, obwohl Weatherbox nur ein halbgares Best-Of war und eigentlich nicht in seine Plattensammlung gehörte. Best-Ofs waren etwas für Leute, die keine Musik hörten.
    Kuli erinnerte sich, während er am Ende der Zossener Straße die Bergmannstraße kreuzte, nach links abbog, um an der Markthalle vorbeizustreifen und die steile Friesenstraße zusehends kurzatmiger in Angriff zu nehmen, dass ihm die Stille nach dem Telefongespräch augenblicklich unangenehm gewesen war. Denn diese Art der Stille stand nicht für Ruhe, sondern für Leere. An Schlaf war nicht zu denken gewesen. Er hatte also eine weitere Schallplatte aufgelegt, eine für die Nachbarn: Sheer Heart Attack von Queen. Die Gitarren hatten losgekreischt, Freddie Mercury hatte sein Bestes gegeben und sich für seine noch vor ihm liegende Superstar-Karriere ordentlich ins Zeug gelegt. Und das in den höchsten Tönen und so etwa bis zwei, halb drei. Kuli hatte in seinem Sitzsack gesessen, im Takt mit dem Kopf genickt und gedacht, dass es wirklich Zeit würde, dass er mal erwachsen wird, der Ralf. Dann hatte er die Schallplatte ausgemacht und sein Simpsons-Poster über dem Bett abgehängt. Man wusste ja nie, wohin das morgen Abend mit seiner Verabredung führen würde, aber sicher war, es würde nirgendwohin führen, wenn Homer Simpson über einem ungemachten Bett auf ihn wartete.
    Kuli schnaufte, grinste und resümierte. Kopfschmerz: okay. Ralf: nicht okay. Aber heute war ein neuer Tag. Da musste man doch was machen. Die Stimmung heben. Positiv denken musste man. Das war der Schlüssel. Heute Abend hatte er ein Date. Ein Date mit Bettina. Wie hieß die eigentlich weiter? Dass die sich echt traf mit ihm. Toll war das. Da hatte der Paul schon recht: Endlich passierte mal was. Und jetzt kannte er in Berlin immerhin schon zwei Leute: Paul und Bettina. Und Letztere schien ihn sogar zu mögen und war zudem eine Frau. Kuli hatte das letzte Mal so ein richtiges Date gehabt, als es das Wort in Deutschland noch gar nicht gab! Ein Date! D-A-T-E. Er grinste. Alles andere musste jetzt mal hintanstehen. Würde schon gut gehen. Immer diese Schwarzseherei. Das kam davon, wenn man die ganze Nacht am Computer hing und Phantasiegestalten beim Abschlachten anderer Phantasiegestalten behilflich war. War ja klar, dass das abfärbte. Sein ältester Freund Ralf hatte echt ein Problem. Und er hatte ein Date. Kuli grinste erneut und bemerkte zu seiner eigenen Verblüffung, dass eine ihm entgegenkommende, sehr hübsche, schwarz bebrillte Mittzwanzigerin mit der stilsicheren Erscheinung einer Kunststudentin offen und eindeutig zurückgrinste. Kuli drehte sich natürlich noch einmal um, als die Kunststudentin an ihm vorbei war, und auch wenn sie im Gegensatz zu ihm leider schnurstracks weiter Richtung Markthalle eilte, fühlte er sich jetzt regelrecht beschwingt. Tolle Stadt, dieses Berlin. Nur etwas steil. Wo sollte dieses Café jetzt noch mal sein? Direkt unterhalb des Polizeipräsidiums, hatte Paul in seiner SMS geschrieben. Linke Seite. Kein Ladenschild.
    Der Berg wurde flacher, das Präsidium türmte sich vor ihm auf. Mit seinen Backsteingebäuden und den erhaben wirkenden Türmen fühlte sich Kuli sofort wohlig an alte Edgar-Wallace-Filme erinnert. Vielleicht waren die ja sogar hier gedreht worden, dachte er. Aber wo war nun das Café?
    «Hier», rief eine bekannte und auch bekannt unwirsche Stimme. Kuli drehte sich um. Er war zu weit gelaufen. In einem Türrahmen stand Paul Uhlenbrock und winkte ihm zu.
    «Jetzt sag mir mal, warum ich so weit fahren musste», meckerte Kuli zur Begrüßung gut gelaunt. «Ich meine, extra nach Kreuzberg?»
    «Ist mein Lieblingscafé», antwortete Paul knapp und öffnete den dicken schwarzen Vorhang ein wenig mehr, damit Kuli hindurchschlüpfen konnte.
    Von außen gab das Lieblingscafé wirklich nicht viel her. Kein Schild, keine Karte, kein Anschlag. Ein paar dunkel getönte Fenster, durch die man kaum nach innen gucken konnte, dazu dieser schwarze Vorhang hinter der Glastür, der potenzielle Gäste eher abzuweisen denn einzuladen schien. Kuli fühlte sich an ein Beerdigungsinstitut erinnert, als er eintrat.
    Es waren etwa acht oder zehn andere Gäste da, die an kleinen

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