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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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und dem anstehenden Date, wenn man das denn so nennen wollte, andererseits, fiel ihm das Loslassen und Abschalten doppelt schwer. Alkohol trank er seit seiner recht ausgelassenen Bundeswehr-Zeit kaum noch, blieb ihm also nur die Musik als Einschlafhilfe. Er hatte etwas Leises aufgelegt. Eine Schallplatte von 1987. Secrets Of The Beehive hieß die, von David Sylvian war die. Er hatte in seinem Sitzsack gesessen und das mysteriöse Plattencover auf seinen angezogenen Oberschenkeln geparkt, mit dem vertrockneten Geäst und der weißen Vogelfeder vorne drauf. Er hatte sich schon oft gefragt, ob er die Platte wohl auch gekauft hätte, wenn sie von dem ehemaligen Sänger einer deutschen Teenie-Band namens Detlef Silber gewesen wäre und «Geheimnisse eines Bienenstocks» geheißen hätte. Wahrscheinlich nicht. Und das wäre mal echt schade gewesen. Er liebte diese Platte, das Verwunschene daran, die tiefe, beruhigende Stimme Sylvians, progressive Muskelentspannung war das, und zwar auf angenehm passive Weise. Trotzdem war er irgendwie immer froh, dass er sich um die Texte nicht weiter zu kümmern brauchte. Er konnte jedes Wort mitsummen und hatte doch keine Ahnung, worum es ging. Tolle Erfindung, dieses Englisch.
    Das hatte er gedacht, spät war es bereits gewesen, dann hatte er zum Telefon gegriffen und auf Wahlwiederholung gedrückt.
    «Ja?», hatte die mürrische Stimme seines ältesten Freundes Ralf gesagt, für den es gerade Mittag war, obwohl sie sich in der gleichen Zeitzone befanden.
    «Ich bin’s», hatte Kuli gesagt. «Kann nicht schlafen.»
    «Ich weiß, dass du das bist. Ich kann ja deine Nummer sehen. Musst du mal unterdrücken. Viel zu gefährlich. Und dass du nicht schlafen kannst, ist auch klar, sonst würdest du ja nicht anrufen», hatte Ralf geantwortet. Komischerweise hatte Kuli keine startenden Raumschiffe gehört, keine kämpfenden Zwerge oder brüllenden Monster im Hintergrund. Sondern eher Geraschel und Gerumpel. War von Ralf etwa mehr in Bewegung als nur die Hand, mit der er die Maus steuerte?
    «Was machst du denn gerade?», hatte Kuli gefragt.
    «Rufst du über eine sichere Verbindung an?» Ralfs monotone Stimme hatte etwas gehetzter als üblich geklungen, was seiner Sprechgeschwindigkeit fast etwas Allgemeinverträgliches gegeben hatte.
    «Nee, über mein Telefon.» Kuli konnte sich noch genau an seine Verwirrung erinnern. «Wie immer.»
    «Ich sag dir das jetzt zum letzten Mal», hatte Ralf gesagt, geschnieft und plötzlich irgendwie streng geklungen, obwohl er dazu seine Stimme modulieren musste. «Wenn du dich mit Politikern einlässt, dann musst du scheiße noch mal aufpassen. Dann bist du so gut wie erledigt. Dann bist du platt. Dann machen die dich fertig. Dann bist du schneller weg, als du bis drei zählen kannst.»
    «Was machst du denn gerade?»
    «Ich räume auf.» Ralf hatte sehr pampig geklungen. «Falls ich Besuch bekomme, weil du Idiot andauernd meine Nummer wählst. Obwohl ich dir gesagt habe, dass du mich nicht mehr anrufen sollst.»
    «Kann ja keiner ahnen, dass du das ernst gemeint hast», hatte Kuli geantwortet. Sein ältester Freund Ralf war ganz schön paranoid geworden.
    «Du solltest auch mal aufräumen, Alter», hatte Ralf gesagt und wiederum geschnieft. Schien ein hartnäckiger Schnupfen zu sein. «Wenn die Bullen bei dir auftauchen, dass da nichts im Haus ist.»
    «Was soll denn da im Haus sein? Bin doch kein Junkie oder Dealer oder so was.» Kuli hatte es bereits an dieser Stelle zutiefst bereut, Ralfs Nummer überhaupt angewählt zu haben. «Filme, Alter. Spiele. Musik. Dateien. Gebrannte DVDs. Festplatten. Heiße Ware.» Aus dem Telefon schienen winzige Wassertröpfchen zu sprühen, denn Ralf hatte Kuli die Worte geradezu entgegengespuckt, so verächtlich, als könnte er es nicht fassen, wie naiv Kuli war. «Tausend Gründe, dich dranzukriegen, in den Knast zu bringen. Oder zumindest arm zu machen.»
    Da war was dran. Der ein oder andere Koffer musste raus, das stimmte. Kuli hatte in diesem Moment beschlossen, das Zeug bei Gelegenheit bei Paul zu deponieren.
    «Wir haben heute bei dem Politiker angerufen, den alle bis auf dich kennen», hatte Kuli gesagt, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Und außerdem hatte man ja schließlich älteste Freunde, um auch mal loszuwerden, was einen wirklich beschäftigte, das war doch schließlich der Sinn des Ganzen, auch wenn die Freundschaft gerade einen kleinen Knick hatte.
    «Leck mich am Arsch», hatte sein

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