Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
Vom Netzwerk:
vermutlich sowieso besser war, wenn er allmählich etwas Führung über dieses Gespräch erlangte. «Ist das eigentlich ein Problem … ich mein, das ist ja ein bisschen makaber, dass wir uns jetzt hier so kennengelernt haben, weil jemand anderes … also die Lisa … gestorben ist.»
    «Ja, das ist makaber», antwortete Bettina und sah ganz traurig aus. «Woher kanntest du sie eigentlich?»
    «Was?» Na, das hatte ja super geklappt mit der Führung.
    «Sie hat mir halt nie von dir erzählt», sagte sie beiläufig, während sie noch immer die vollgesogene Serviette in der Hand hielt.
    Kuli stieß etwas Luft aus. «Nee, das wundert mich nicht. Wir waren nur so ein bisschen bekannt, von früher noch.»
    Bettina runzelte die Stirn. «Ich denk, du bist neu in der Stadt? Lisa hat ja immer darüber gejammert, dass sie noch nie so richtig aus Berlin rausgekommen ist.»
    «Ja … das stimmt», antwortete Kuli, und Oh Gott, was mach ich nur, dachte er. «Das hat sie mir auch immer gesagt. Nee, das war in einem Urlaub. Ach, ist ewig her. Man trifft sich, quatscht ein bisschen und tauscht Nummern aus. Und dann plänkelt man so ein bisschen rum. Viel Kontakt war das nicht. Öfter mal ’ne E-Mail und so.»
    Was für eine Scheiß-Antwort, dachte Kuli. Besser gar nicht erst zum Nachdenken kommen lassen. «Woher kanntet ihr euch denn?», fragte er schnell.
    «Der Blumenladen», sagte Bettina und betonte jede Silbe, so als wäre ihr gerade aufgegangen, dass ihr Gesprächspartner nicht alle Tassen im Schrank hatte.
    «Richtig», sagte Kuli. Er wünschte, er hätte sich auch eine Tasse Tee bestellt, damit er jetzt darin herumrühren könnte.
    «Sie hatte ’ne Anzeige geschaltet – ‹Teilhaber gesucht für Floristikunternehmen in bester Lage›. Da hab ich mich gemeldet», erklärte Bettina.
    «Und, war das ’ne gute Idee?»
    «Für mich schon, ich find’s super. Ich liebe dieses Wühlen in der Erde und diesen Duft der Blüten und das alles. Lisa hat immer so ein bisschen gehadert mit dem Beruf. Hat nach Höherem gestrebt. Irgendwann krieg ich die ganzen Blumen, hat sie immer gesagt.»
    «Ja, ja, die Lisa», seufzte Kuli. «Die wollte groß rauskommen.»
    «Genau», seufzte Bettina.
    Kuli beschloss, aufs Ganze zu gehen. Paul sollte stolz auf ihn sein.
    «Hat sich wahrscheinlich deshalb an den Bürger rangehängt, oder?», fragte er.
    Bettina guckte Kuli für einen Moment misstrauisch an, aber dieser Moment währte wirklich nur kurz und machte einer ausgeprägten Lust am Erzählen Platz. «Ich glaube, das war Liebe», sagte sie. «Zumindest von ihrer Seite.»
    «Liebe, echt?»
    «Warum soll man sich nicht in jemanden verlieben können, nur weil der Politiker ist?», fragte sie.
    «Ja, klar», sagte Kuli. «Macht macht interessant.»
    «So sieht’s aus.» Sie wurden von dem Kellner unterbrochen, der sich erneut vor ihnen niederließ und nun schon leicht ermüdet wirkte.
    «Ich nehme die Dreiundvierzig», sagte Bettina und lächelte den Kellner an. Der Kellner lächelte beglückt zurück.
    «Dann nehme ich die … äh … die … äh … die … Zweiundsiebzig», sagte Kuli auf Geratewohl, um endlich zu Potte zu kommen. War sicherlich alles gut hier, wenn die Bettina so häufig herkam. Warum also nicht auch die Zweiundsiebzig? Hoffentlich gab es die überhaupt. Der Kellner jedenfalls nickte zustimmend.
    «Und ein Spezi», sagte Kuli und bemerkte gerade noch, dass Bettina das Gesicht verzog.
    «Aber mit viel Cola», ergänzte er schnell. «Mit ganz viel Cola. Eigentlich eher Cola mit einem Schuss Fanta. Kein Spezi. Bloß kein Spezi.»
    Kuli grinste ein Cowboy-Grinsen oder das, was er dafür hielt. Bettina grinste etwas befangen zurück und bestellte ein Wasser. Mit einem Schuss Zitrone.
    Der Turban-Kellner erhob sich und entschwand geisterhaft in das Dunkel des Indian Palace. Kuli beugte sich vor.
    «Sag mal, die Lisa … dass das Mord war, das weißt du, oder?», fragte er.
    «Ja.» Bettinas Mundwinkel schossen nach unten. «Ihre Mutter hat es mir gesagt. Das ist so … so schrecklich. Ich kann gar nicht drüber reden. Aber woher weißt du denn …?» Ihre Stimme versagte. Sie nahm den Ärmel ihres Longshirts und wischte sich damit über die Nase.
    Kuli fragte sich, ob er die Stimmung jetzt endgültig verdorben hatte, andererseits konnte er das dann jetzt auch nicht mehr ändern.
    «Mich hat da gestern so ein Kommissar bei der Arbeit abgefangen …», antwortete er also. «… weil er wohl meine Visitenkarte bei ihr gefunden hat.

Weitere Kostenlose Bücher