Schlecht aufgelegt (German Edition)
sagte Kuli.
«Ja», sagte Bettina.
Sie schwiegen einen Moment. Bettina nahm ihr Glas. «Was machst du denn jetzt im Moment eigentlich beruflich?», fragte sie.
«Ich?», fragte Kuli. Bettina warf einen überdeutlichen Blick in alle Ecken und drehte sich kurz um.
«Eindeutig: ja. Beim Bund bist du ja wohl nicht mehr», bestätigte sie und trank einen Schluck Wasser.
«Ich bin bei einer Firma für so Telefone, bin ich», sagte Kuli notgedrungen und ärgerte sich, dass ihm gerade nichts Besseres einfiel.
«Ach, du verkaufst Handys?», freute sich Bettina. «Cool, in welchem Laden denn? Da komme ich dich mal besuchen.»
«Nee, nicht im Laden», antwortete Kuli schnell. «Auf keinen Fall im Laden. Mehr so hinter den Kulissen. Ganz weit dahinter. Nicht im Laden.»
«Ach so. Du verkaufst den Läden die Telefonmodelle?»
«So was in der Art. Vertrieb ist das, genau.»
«Und macht dir das Spaß?»
«Weiß nicht. Meistens. Ist ein Haufen Arbeit, manchmal. Dann nicht so», sagte Kuli und dachte, was das für ein unglaubwürdiges Gestammel war, was er da gerade vom Stapel ließ.
Aber Bettina schien nichts zu merken und war offenbar ganz in ihre eigenen Gedankenwelten versunken. «Bei mir wird das jetzt auch viel», sagte sie mit leiser Stimme. «Wenn du jemanden weißt, der vielleicht mal einspringen könnte, jetzt, wo Lisa …»
Sie verstummte und trank noch einen Schluck Wasser.
«Wann ist eigentlich die Beerdigung?», fragte Kuli vorsichtig. «Ich mein, ich hab da so einen Strauß gekauft …»
«Gesteck», berichtigte Bettina automatisch.
«… Gesteck gekauft und weiß gar nicht, wann das ist.»
«Morgen früh», sagte Bettina und bekam schon wieder glasige Augen. «Um 11 Uhr. Hat sich ihre Tante drum gekümmert.»
«Morgen früh schon?», fragte Kuli erschrocken. «Weiß ich ja gar nicht, ob ich da frei kriege.»
«Und ich weiß noch nicht, ob ich das aushalte, da hinzugehen», sinnierte Bettina.
Sie schwiegen einen weiteren Moment. Und Kuli stellte fest, dass sie noch nicht an dem Punkt einer Beziehung waren, wo Schweigen nichts Unangenehmes mehr bedeutete.
«Meinst du, der Bürger könnte das gewesen sein?», fragte er daher. Bettina schaute ihn erschrocken an.
«Ach Quatsch, hör auf.» Sie schüttelte den Kopf.
«Ist Quatsch, oder?», schaltete Kuli augenblicklich um.
«Kann ich mir zumindest nicht vorstellen», sagte Bettina.
«Aber hast du denn eine Idee … also, fällt dir denn jemand ein?» Kuli führte den Zeigefinger zum Mund, als würde er angestrengt nachdenken.
Bettina schaute ihn forschend an. «Soll man ja eigentlich nicht machen, hier mit wilden Verdächtigungen …», sagte sie nach einer kurzen Pause.
«Nee, da ist man ja auch ganz schnell bei Rufmord», bestätigte Kuli.
«Genau», sagte Bettina.
«Allein, dass ich jetzt den Namen Bürger gesagt habe …»
«Genau, jetzt ist der Name gefallen, und schon hat der’s am Hacken», nickte sie.
«Und das wäre bei einem anderen Namen ja genauso. Ganz egal, ob der’s dann war oder nicht», dozierte Kuli und schüttelte angewidert den Kopf. Die Welt war schlecht.
«Genau, selbst wenn ich da an jemanden dächte …», begann Bettina.
«… dann wäre es ein Riesenfehler, den Namen zu sagen. Du hast vollkommen recht. Also, wer ist es?», fragte Kuli und schaute Bettina wieder mit diesen großen Kinderaugen an. Sie musste lachen und schien sich sofort dafür zu schämen.
«Ich könnte mir vorstellen …», sagte sie vorsichtig, «also die Lisa war mal mit einem Typen zusammen. Ist schon ein paar Jahre her. Hagen heißt der.»
«Hagen?», hakte Kuli nach.
«Hagen Junghans», bestätigte Bettina. «Kann der ja nichts für. Weiß gar nicht mehr, wie lange das ging, aber schon ein paar Jahre. Irgendwann hat die sich von dem getrennt. Der war wohl total cholerisch und so, hat die sogar mal geschlagen.»
«Echt?», staunte Kuli. Manche Leute hatten aber auch wirklich immer Pech.
«Ja, krankhaft eifersüchtig war der. Das hat Lisa dann irgendwann nicht mehr ausgehalten. Und dann ging das aber erst richtig los.»
«Was heißt das?», fragte Kuli und hielt vorsichtig nach dem Kellner Ausschau. Hoffentlich kam der nicht ausgerechnet jetzt.
«Der hat die richtig verfolgt. Lisa ist dreimal umgezogen, weil der die bedroht hat. Sie solle zu ihm zurückkehren. Oder er würde sich umbringen. Oder sie. Oder beide. Hat Scheiben eingeschlagen. Und Geschenke vor die Tür gelegt. Und die Tür dann eingetreten. Das ging ewig so. Der
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