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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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Hammer ist, der hatte dann schon selber wieder eine neue Frau. Und nicht nur das, sogar zwei Kinder hat der mit der. Und hat trotzdem nicht aufgehört.»
    «Was es alles gibt», staunte Kuli erneut und meinte es ehrlich. Das war eine Welt, die außerhalb seiner Wahrnehmung stattfand.
    «Was macht der denn, dieser Hagen Junghans? Also, beruflich?»
    Bettina schnaubte. «Paartherapeut ist der. Lustig, was?»
    «Nee», sagte Kuli und wollte noch etwas hinzufügen, als der graubärtige Inder mit dem orangefarbenen Turban an ihren Tisch trat.
    «Einmal die Dreiundvierzig», sagte er mit tiefer, weise klingender Stimme, der man auch als Jünger in ein Selbstfindungscamp gefolgt wäre. Er stellte einen Teller vor Bettina hin, die sich die Hände rieb. «Ah, das Tandoori-Huhn auf Salat», freute sie sich und strahlte ihr Bettina-Strahlen.
    «Und die Nummer zweiundsiebzig», sagte der Kellner und präsentierte Kuli einen sehr kleinen Micky-Maus-Teller, auf dem sich drei panierte Hähnchen-Nuggets und fünf Pommes frites befanden.
    «Was ist das denn?», fragte Kuli perplex.
    «Das ist der Kinderteller», sagte der weise Inder und verbeugte sich leicht. «Nummer zweiundsiebzig. Und dazu ein Glas Wasser mit Zitrone.»
    Er stellte das Glas vor Kuli ab, verbeugte sich noch einmal und zog sich in die Tiefe des Raumes zurück. Kuli glaubte ein leises Kichern zu vernehmen. Dann waren sie wieder allein. So allein, wie man in einem voll besetzten Restaurant nur sein konnte.
    «Ja, dann … guten Appetit», sagte Kuli ratlos.
    Bettina starrte auf Kulis Teller.
    «Wolltest du das wirklich haben?», fragte sie.
    «Nee», sagte Kuli und pikste mit seiner Gabel eine Pommes auf. «Aber egal. Ich mag Pommes.»
    «Aber dafür müssen wir doch nicht indisch essen gehen», stellte Bettina energisch fest. «Komm, wir bestellen dir was Neues.»
    «Ach nee, weiß ich nicht», wand sich Kuli. «Das dauert ja auch wieder, und dann wird deines kalt, und ich kann doch auch mal ein paar Nuggets mit Pommes beim Inder essen. Vielleicht bestelle ich mir dann morgen bei McDonald’s ein Curry.»
    Bettina lachte. «Du bist wirklich ein lustiger Typ, Kurt», sagte sie und spießte eine Scheibe ihres Hühnchens auf. «Und ich mag das Sanftmütige an dir.»
    «Echt?» Kuli strahlte eine Idee zu doll.
    «Ja», sagte Bettina. Sie aß ein wenig von ihrem Salat, bevor sie fortfuhr. «Das erinnert mich daran, dass Lisa mal gesagt hat, dass der Bürger viel zu sanft ist für einen Politiker, als sie ihn kennengelernt hat. Und dass er es deswegen vielleicht nicht packt.»
    «Sieht gar nicht so aus, als ob er es nicht packt», bemerkte Kuli.
    «Stimmt», sagte Bettina. Sie schaute Kuli kurz an, als überlegte sie, ob sie es ihm wirklich sagen sollte, entschied sich dann aber dafür.
    «Ich glaube nicht, dass er sie geliebt hat. Ich glaub, der hat viele Frauen.»
    «Wieso?»
    «Ach, nur so. Schmecken die Nuggets?»
    «Weiß ich nicht. Ich teile sie mir ein», sagte Kuli und beschloss, den Detektiv in sich nicht verkümmern zu lassen. «Wieso hat der viele Frauen?»
    Bettina seufzte. «Mich hat der auch mal angebaggert. Ich hasse das, wenn Männer meinen, sie könnten einen einfach so angraben, nur weil man gerade irgendwo mit ihnen zusammensitzt.»
    Kuli zuckte innerlich zusammen und aß eilig seine aufgespießte Pommes. Jetzt hatte er noch vier.
    «Äh, klar», sagte er. Bettina schien wild entschlossen, ihre bislang verborgene feministische Seite auszuleben, und fuchtelte mit einem Salatblatt durch die Gegend.
    «Als wäre man so ’n Objekt! Einmal oben Essen reinstecken und unten dann … total widerlich!», fauchte sie.
    «Absolut», bestätigte Kuli und sah sich in Gedanken das Simpsons-Poster wieder aufhängen.
    «Das ist so durchschaubar!» Bettina war jetzt richtig in Fahrt. «So niveaulos. So beschissen einfallslos. Und ich sag dir mal was, fast alle Männer ticken da total gleich! Ich könnte kotzen! Widerliche, stumpfsinnige, schwanzgesteuerte Wichser!»
    «Äh …» Kuli fiel jetzt nichts mehr ein. Er wollte heim.
    «Kurt!», rief Bettina scharf.
    «Was?»
    «Merkst du eigentlich gar nicht, dass ich dich verarsche?»
    «Wie, verarschen?»
    «Du merkst wirklich überhaupt gar nichts.»
    «Entschuldigung.»
    «Und hör auf, dich zu entschuldigen!»
    «Passiert nicht wieder.»
    «Gehen wir jetzt zu dir oder zu mir?»
    Von Kuli fiel ein Gewicht vom Kaliber des Siebengebirges ab. Er hob den Finger und durchbrach mit dröhnender Stimme das geheimnisvolle

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