Schlecht aufgelegt (German Edition)
weil er das mit dem Namen schon wieder gemacht hatte.
«Eine Verwechslung ist das, mit dem Foto! Der ist das nicht! Froschscheiße ist das!», schimpfte Paul weiter, als würde er seinen Gesprächspartner überhaupt nicht hören.
«Paul, jetzt pass mal auf!» Schon wieder, dachte Kuli und betonte anschließend jedes Wort. «Der ist das! Bestimmt!»
Schweigen. Kuli bemerkte einen dicken, schwarzen Schimmelfleck an der Badezimmerwand. Er versuchte, noch leiser zu flüstern. «Das ist doch nach allem, was wir wissen, total unwahrscheinlich, dass der das nicht ist. Außerdem hat die Bettina mir das bestätigt. Der stand auf harten Sex. Und der hat mit Sicherheit noch mehr Frauen gehabt, sagt die Bettina. Der ist voll promiskuitiv oder wie das heißt!»
«Echt?», nuschelte Paul und klang plötzlich etwas weinerlich.
«Ja, sicher», sagte Kuli. «Was ist denn los, Paul?»
«Ich hab Schiss», sagte Paul und holte tief Luft. «Das ist totaler Wahnwitz, ist das. Wir sind doch total bescheuert! Wir gegen den! Jetzt hör mir mal zu, Kuli! Wir haben hier schön ein bisschen Detektiv gespielt, und jetzt sollten wir das den großen Jungs überlassen, finde ich. Das ist genau … genau wie du gesagt hast: Wir sind Call-Center-Agenten. Sonst nix. Lächerliche, bescheuerte, kleine Call-Center-Agenten.»
«Paul …»
«Guck dich doch mal an, zum Beispiel. Du bist doch das totale Gegenteil von einem Detektiv.» Paul rülpste. «Ist nicht persönlich gemeint, obwohl ich dich nicht leiden kann. Aber du bist viel zu nett für den ganzen Scheiß hier. Und selbst wenn der auf harten Sex steht, heißt das doch nicht, dass der die umbringt, die Lisa Gerhard. Ist doch nicht dasselbe.»
Kuli wurde langsam kalt. «Du kannst mich nicht leiden?», fragte er.
Paul rülpste erneut. «Gar nicht. Keinen Millimeter», sagte er dann. «So viel Wahrheit muss sein.»
Kuli zögerte, beschloss dann aber, diese Demütigung zu ignorieren. Paul hatte offensichtlich wirklich etwas zu viel getrunken, man wusste ja, dass man da nicht alles so wörtlich nehmen durfte.
«Paul, wir haben den am Telefon belauscht, den Bürger, schon vergessen?», fragte er stattdessen.
«Nee, das vergess ich nie wieder!»
Kuli nickte. «Siehst du! Der klang doch voll gefährlich, und das hatte nichts mit Sex zu tun.»
«Ja, das können wir ja dann alles dem Kommiss… Kommissar Bernauer sagen. Der ist eh hinter uns her. Hinter mir ist der her! Aufgelauert hat der mir! Mit ’ner Currywurst!»
Kuli sah, dass Bettina sich urplötzlich im Bett aufrichtete. «Was ist denn los, Kurt?», fragte sie hellwach.
«Nix, das ist nur … komme gleich», rief Kuli und machte die Badezimmertür zu. Erst eine Sekunde danach wurde ihm klar, dass das eine blöde Idee gewesen war. Schließlich wirkte das jetzt erst recht so, als hätte er was zu verbergen, und außerdem konnte sich Bettina nun auf die andere Seite der Tür schleichen und ihn aber mal so richtig belauschen. Paul hatte schon recht, er war nicht gerade der geborene Detektiv.
«Paul», flüsterte er. «Du hast gesagt, der würde uns Geld anbieten. Wenn der das tut, dann ist das so gut wie ein Geständnis. Dann gehen wir damit zu Kommissar Bernauer. Okay! Aber jetzt so mittendrin einfach auszusteigen … was ist denn mit dem ganzen Gerede von wegen ‹unsere Chance›, ‹unsere fünfzehn Minuten› und so?»
«Alles Gerede», sagte Paul so kleinlaut, dass Kuli ihn in dem Lüftungsgetöse kaum verstehen konnte.
«Pass mal auf», begann Kuli, dem nicht nur kalt, sondern auch langsam mulmig wurde. Was Bettina wohl gerade machte? Zog sie sich vielleicht schon an? War sie überhaupt noch da? «Wir rufen den morgen früh noch mal an. Wenn der uns Geld anbietet, gehen wir damit zum Kommissar. Bietet der uns kein Geld an, auch.»
«Und warum machen wir es dann überhaupt?», wollte Paul wissen.
«Weil ich es wissen will», sagte Kuli mit einer Entschlossenheit, die ihm selbst fremd war. Er hatte Sex gehabt, seine Hormone waren in Wallung, daran musste es liegen. «Um acht Uhr, an unserer Telefonzelle. Sei pünktlich», ordnete er abschließend an, dann legte er auf und öffnete schnell und energisch die Badezimmertür. Bettina lag im Bett und rekelte sich.
«Hast du doch eine Freundin?», fragte sie schläfrig.
«Nein», sagte Kuli. «Aber einen durchgeknallten Freund in Dortmund, der tagsüber schläft und nachts seine Freunde anruft, wenn er nicht weiß, wo er um diese Zeit noch Mittagessen herkriegen soll.»
Bettina
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