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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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Blumenverkäuferin?», fragte er beiläufig und legte zwei Eurostücke auf den Wählapparat.
    «Gut», antwortete Kuli, so knapp es eben ging.
    «Wilder Sex?», fragte Paul und grinste wölfisch.
    «Das ist privat», antwortete Kuli würdevoll und verschwieg, dass sie die komplette Nacht zusammen verbracht hatten und Bettina in den frühen Morgenstunden vor ihm aufgestanden war und das Hotel verlassen hatte, ohne einen Gruß zu hinterlassen, ohne Lippenstift am Spiegel, ohne irgendein Zeichen der Zuneigung, der Anerkennung oder des Wunsches nach Wiederholung. Woraufhin Kulis Selbstvertrauen in Bezug auf Frauen den direkten Weg des geringsten Widerstands gegangen war, zurück auf den angestammten Platz im Keller. Er hatte mit hängenden Schultern alleine in dem verqualmten Frühstücksraum gefrühstückt (eine halbe Schrippe mit Honig, eine Tasse Kaffee und ein angeblich hartgekochtes, aber leider puddingweiches Ei), dann war er in die U-Bahn gestiegen, um pünktlich im Wedding zu sein, was er gerade noch so geschafft hatte.
    «Los, wähl mal an», sagte Paul, und Kuli erinnerte sich, dass er es ja war, der den Zettel mit der Telefonnummer bei sich trug. Er zog sein Portemonnaie aus der Innentasche seines Jacketts, das er natürlich immer noch trug, und entnahm das mittlerweile schon ziemlich zerknitterte Papier.
    Er warf einen Euro ein, wählte, das Freizeichen war zu hören. Kuli gab den Hörer sogleich an Paul weiter, der nicht protestierte. Dieses Mal ging bereits nach dem zweiten Läuten jemand ran.
    «Ja?», fragte Henning Bürger und klang wieder fordernd und autoritär.
    «Wir sind’s …», sagte Paul und hoffte, mehr musste er nicht sagen, um am anderen Ende Angst und Schrecken auszulösen.
    «Sie …», antwortete Henning Bürger in gleicher Knappheit, aber es klang gar nicht eingeschüchtert oder angsterfüllt, eigentlich eher drohend oder, wenn man es bewusst positiv auslegte, bestenfalls abwägend. Das hieß, ihr Gegner hatte seine Festung errichtet, dachte Paul. Zeit, die Kanonen in Stellung zu bringen.
    «Wir wissen, dass Lisa Gerhard nicht Ihre einzige Geliebte war. Oder vielleicht sogar ist», sagte er daher so lässig wie möglich. Kuli nickte dazu.
    «So, Sie wissen was», kam es hämisch aus der Leitung. «Das ist doch ein komischer Zufall, so kurz vor der Wahl, nicht wahr? Sind Sie von der ach so moralischen Presse? Ist das so eine dreckige, kleine Schmutzkampagne, um mir etwas anzuhängen?»
    Paul hatte plötzlich keine Kopfschmerzen mehr. Das hier war ein Duell, das ihm angeboten wurde. Es ging darum, wer der hellste, der kühlste, der schnellste Kopf Berlins war. Und er würde die Herausforderung annehmen. Friedenspolitiker gegen Call-Center-Agent. Ein Außenseiterkampf. Fragte sich nur, für wen.
    «Wir müssen Ihnen nichts anhängen, Herr Bürger. Für Ihr Tun sind nur Sie selbst verantwortlich», entgegnete er sekundenschnell und mit der gleichen Klarheit wie sein Vorredner. Kuli entfuhr ein «Wow», als er bewundernd zu Paul hinüberblickte. Paul verspürte nun schon wieder dieses Jagdfieber, er wollte den nächsten Tiefschlag anbringen; mal gucken, ob Henning Bürger sich jetzt noch einmal traute, einfach so aufzulegen. Ob er einstecken konnte.
    «Sie haben Lisa Gerhard ermordet», sagte er also. Bürger schien dieses Mal allerdings nervlich deutlich besser präpariert zu sein.
    «Überhaupt nichts habe ich», kam es aus der Leitung. «Was wollen Sie eigentlich von mir? Geld?»
    «Gerechtigkeit», sagte Paul nicht ohne Pathos.
    «Gerechtigkeit», schnaubte Henning Bürger. «Warum gehen Sie dann nicht einfach zur Polizei, statt Ihnen und mir den Tag zu versauen? Ich sage Ihnen, warum. Weil Sie nichts in der Hand haben. Selbst die Boulevardpresse lacht Sie aus.»
    Kuli nahm Paul den Hörer aus der Hand und hielt ihn quer vor seinen Mund wie einen anzunagenden Kolben Mais. «Wir haben immerhin ein Foto, haben wir», brüllte er. «Von Ihnen und Lisa Gerhard. Und da sehen Sie mal echt scheiße drauf aus, auf dem Foto!»
    Mit diesen Worten gab er Paul den Hörer zurück und nickte ihm mit grimmig entschlossener Miene zu. Aus der Leitung kam nur Rauschen.
    «Herr Bürger? Sind Sie noch da?», fragte Paul nach einer Weile vorsichtig.
    «Das muss eine Fälschung sein», sagte Henning Bürger leise.
    Irgendwie tat er Paul plötzlich ein wenig leid. Kurz. Dann wusste er wieder: Gnade war etwas für die Heilsarmee. «Das wäre aber eine perfekte Fälschung», sagte er trocken. «Mit

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