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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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schmeißen, aber er hatte wohl keine andere Wahl.
    «Nein», sagte er also.
    «Was?», explodierte Bettina.
    «Heiß ich nicht», flüsterte Kuli, dem das alles sehr unangenehm war. «Ich heiß Uli. Uli Kulenkampff. Wie der Showmaster.»
    «Was?», wiederholte Bettina noch eine Oktave höher als zuvor. «Du Arschloch!»
    Paul schien ihre Meinung zu teilen. «Spinnst du, du Idiot?», schnaubte er und schlug Kuli mit der Faust vor die Schulter.
    «Was denn?», verteidigte sich Kuli schwach. «Ist doch jetzt eh egal.»
    «Ist es nicht», zischte Paul. «Was ist denn, wenn die Typen wiederkommen?»
    «Wieso hast du mir ’nen falschen Namen gesagt?», schrie Bettina von der Seite und versuchte irgendwie dazwischenzukommen. Kuli und Paul hatten sich komplett von ihr abgewandt.
    «Wieso sollen die denn wiederkommen?», fragte Kuli lahm. «Die waren doch schon da.»
    «Ey, du Arsch, ich rede mit dir», brüllte Bettina. Aber niemand antwortete ihr, schon gar nicht der ehemalige Kurt, stattdessen zeigte Paul auf sie wie auf einen verhaltensgestörten Affen im Zoo.
    «Beim nächsten Mal brauchen die die Alte gar nicht erst zu verprügeln», schimpfte er. «Da erzählt die denen freiwillig, wer du bist und wo du wohnst.»
    «Weiß ich nicht», verteidigte sich Kuli und wusste längst, wie recht Paul doch hatte.
    Bettina stemmte mit leicht irrem Blick die Hände in die Hüften und schien ihre blutige Nase völlig vergessen zu haben. «Das gibt’s doch gar nicht», fauchte sie mehr zu sich selbst.
    «Da», sagte Paul. «Guck doch mal, wie sauer die auf dich ist.»
    «Allerdings, du Schwein», schrie sie. «Und wo du wohnst, hab ich denen schon gesagt. Über einer Scheiß-Dönerbude, nämlich!»
    «Scheiße», sagte Kuli kleinlaut.
    «Raus!», befahl Bettina.
    «Wir hauen ab», nickte Paul und zog Kuli zur Tür. Der drehte sich noch einmal um. «Gehst du denn jetzt heute zu der Beerdigung?», fragte er. «Ich kann leider nicht, ich krieg nicht so kurzfristig …»
    In diesem Moment flog etwas sehr Hartes aus Ton nur ein paar Millimeter an Kulis Kopf vorbei und verursachte einen amtlichen Schaden an der Ladentür. Knapp oberhalb der Klinke sah es nun so aus, als hätte eine grobmotorische Spinne ihr Netz ins Glas gewoben. Paul schloss auf, denn Bettina hatte den Schlüssel stecken lassen. Er zog Kuli unter einem Hagel weiblicher Flüche und Verwünschungen zurück in die Vorhalle der U-Bahn-Station und rannte mit ihm in Richtung Körtestraße. Erst mal in Sicherheit bringen, dachte er. Etwa hundert Meter weiter blieben sie auf der Höhe eines Bio-Bäckers stehen, schnauften durch und ersparten sich jeglichen Kommentar. «Nützt ja nichts», waren Pauls einzige Worte. Dann rief er ein Taxi, auch wenn das jetzt langsam zur Gewohnheit wurde. Aber sie hatten ja schließlich einen Job. Noch.

[zur Inhaltsübersicht]
    Mahlzeit
    H enning Bürger schloss die Wohnungstür auf, legte den Schlüssel in die Glasschale auf der Kommode neben dem Eingang und suchte nach seiner Frau. In der Küche war sie schon mal nicht. Am Treppenaufgang hörte er Hilla mit Jakob und Ella toben. Sie schienen oben in einem der beiden Spielzimmer zu sein. Hilla war ihre Kinderfrau, Susanne hatte sie fast ausschließlich nach den Kriterien alt, verheiratet und konservativ eingestellt, um eine potenzielle Verlockung für ihn von vornherein auszuschließen. Als sie ihm das im Streit vor knapp drei Jahren an den Kopf geworfen hatte, hatte ihn das sehr verletzt. Kurz danach hatten sie Ella gezeugt.
    Nachdem er seine Frau weder im Wohnzimmer noch im Esszimmer gefunden hatte, dachte er für einen Moment, sie wäre vielleicht gar nicht da. Normalerweise erleichterte ihn dieser Umstand, heute aber passte es ihm ganz und gar nicht in den Kram. Da hörte er ein vertrautes Geräusch. Ein Klackern, das aus seinem Arbeitszimmer kam. Es handelte sich um das Geräusch, das entstand, wenn die Schublade seines Schreibtisches geöffnet wurde.
    Er rannte durch den Flur, stieß die Tür auf und spürte eine selbst für ihn schwer kontrollierbare Wut in sich aufsteigen. Susanne Bürger schaute mäßig überrascht zu ihm auf. Sie saß an seinem Schreibtisch und hatte in seinen Unterlagen geblättert. Mehrere Schubladen waren geöffnet, ihr Inhalt lag auf dem Teppich verstreut.
    «Was zum Teufel tust du da?», fauchte er und knallte die Tür hinter sich zu.
    Sie funkelte ihn kalt an, schloss die Akte in ihrer Hand und legte sie provozierend langsam zurück in eine der Schubladen.

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