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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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gefragt…»
    «Nach mir?» Kuli erschrak.
    «Was ist los?», fragte Paul mit immer noch in die Höhe gestrecktem Arm. Direkt vor ihnen hielt ein Taxi.
    «Warte, wir sind gleich bei dir!», befahl Kuli und hatte auch schon die rechte Hintertür geöffnet. Er hörte noch, wie Bettina «Wir? Wieso wir?» fragte, dann brauste das Taxi mit ihm und Paul auch schon los in Richtung Südstern.

    D as Blumen-Paradies war geschlossen, natürlich war es das. Aber Kuli und Paul sahen das ganze Malheur schon durch die verriegelte Glastür. Überall lagen Scherben, zerstörte Gebinde und Gestecke wild verstreut auf dem Boden herum. Rosen ließen die Köpfe hängen, Topfpflanzen hatten ihre Töpfe verloren, Beiwerk aus Farn und Chicco bildeten einen grünen Teppich der Zerstörung. «Scheiße», sagte Kuli und machte sich wirklich Sorgen.
    «Ich klopf mal», nickte Paul und klopfte mal.
    Es dauerte nur Sekunden, da kam Bettina aus einem versteckten Winkel des Ladens, hielt sich mit der einen Hand die Nase und drehte mit der anderen den Schlüssel im Schloss. Sie sah Kuli und Paul dabei nicht einmal an. Die beiden traten durch die Tür, vorsichtig, wie auf Eierschalen, denn die Ton- und Glasscherben knisterten unter ihren Füßen. Es klang richtiggehend gefährlich, vor allem für ihre Schuhsohlen. Bettina schloss hinter ihnen ab und richtete überflüssigerweise einen Blumentopf wieder auf. Obwohl, irgendwo musste man ja mal anfangen.
    «Ach, ist bestimmt alles irgendwie halb so schlimm», sagte Kuli wenig überzeugend und betrachtete eine in der Mitte durchgebrochene Zimmerpalme. Bettina nickte und verzog das Gesicht; die Nase schien ihr wirklich weh zu tun. Die dunkelroten Flecken an ihren Fingern und an den Nasenlöchern sahen nach getrocknetem Blut aus.
    «Ich glaub, die ist nicht gebrochen», sagte Paul. «Ich kenn mich da aus. Haste Glück gehabt.»
    Jetzt hob Bettina den Blick. «Wer ist der Typ, Kurt?», fragte sie mit einer Stimme, die noch immer tränenerstickt klang.
    Kuli zierte sich nur kurz. «Das ist Paul.»
    «Kurt?», fragte Paul.
    «Ich denk, der ist abgestürzt», sagte Bettina.
    «Aber nur gestern Abend», schwor Paul und kreuzte Zeige- und Mittelfinger.
    «Ist doch jetzt egal», rief Kuli und hob beide Arme, um Ordnung in das Durcheinander zu bringen. Er hatte es bislang leider versäumt, Paul im Detail über die Geschehnisse des gestrigen Tages einzuweihen. Im Taxi hatten sie geschwiegen, ihren Fall konnten sie vor dem Fahrer sowieso nicht ausbreiten.
    «Was wollten die Typen von dir?» Erst mal die Aufregung in konstruktivere Bahnen lenken. Bettina hob eine umgeknickte Rose auf und schien zu überlegen, ob man die noch kleben konnte.
    «Wissen, ob ich die Handynummer von Henning Bürger habe», sagte sie dann. «Ob der mir die mal zugesteckt hat oder ob ich die von Lisa habe. Und vor allem, ob ich sie weitergegeben habe.»
    «Und was hast du da gesagt?», fragte Kuli angespannt.
    «Ich hab natürlich nein gesagt», erwiderte Bettina. «Ich bin ja nicht blöd!»
    «Nee», bestätigte Kuli erleichtert.
    «Bestimmt nicht», antwortete auch Paul. «Das war sehr schlau von dir, Bettina.»
    Bettina bedachte ihn mit einem Blick, der besagte, dass es ihr am Arsch vorbeiging, ob Paul sie für schlau hielt oder nicht.
    «Ja», sagte sie bitter. «Aber dann haben sie mich geschlagen. Nee, warte, erst haben sie angefangen, den Laden auseinanderzunehmen. Und dann haben sie mich geschlagen. Ins Gesicht. Mit der Faust. Die haben mir bestimmt die Nase gebrochen.»
    «Sieht wirklich gar nicht danach aus», konstatierte Paul mitleidlos.
    «Und dann?», drängte Kuli. Er hatte gerade ganz andere Sorgen.
    «Hab ich’s ihnen gesagt», antwortete Bettina und wischte sich über die Augen. «Natürlich. Ich bin ja nicht blöd!»
    «Nee …», seufzte Kuli.
    «Was hast du denen denn gesagt? Also, was genau», wollte Paul wissen, der spürte, wie sich an seinem Rücken Haare aufrichteten, von denen er gar nicht gewusst hatte, dass er sie besaß.
    Bettina bedachte Kuli mit einem zornigen Blick. «Na, dass er Kurt Biedental heißt. Dann haben die kurz telefoniert und gesagt, es gibt keinen Kurt Biedental in Berlin. Dann haben sie mich noch mal geschlagen. Aber ich konnte ja nichts anderes sagen, denn du heißt doch Kurt Biedental, oder etwa nicht?»
    Kuli seufzte noch einmal. Dies war wirklich nicht der beste Zeitpunkt, Bettina reinen Wein einzuschenken und die zarte Pflanze ihrer Beziehung zu den anderen Grünteilen auf den Boden zu

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