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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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diesem Exfreund von der Lisa. Was ist denn, wenn das auch diese Typen waren, die den Mord begangen haben, und nicht Henning Bürger?»
    «Wie soll denn das gegangen sein?»
    «Wieso denn», erregte sich Kuli. «Wir wissen doch nur, dass die noch am Leben war, als wir die Wohnung verlassen haben. Da kann doch jeder nach uns hineingegangen sein, muss doch gar nicht Bürger gewesen sein, nur weil der eine Affäre mit der hatte. Gibt ja noch ein paar andere Gründe, jemanden umzubringen, und vielleicht ist eine Affäre auch gar kein richtiger Grund. Oh Gott», ereiferte er sich, «wir haben eine Leiche kennengelernt, und jetzt haben die auch noch die Bettina verprügelt. Das ist ja alles ein totaler Wahnsinn!»
    «Der ganz normale Wahnsinn des Lebens», sagte Paul leichthin, wunderte sich selbst darüber, dass ihn der Tod einer zumindest flüchtigen Bekanntschaft so wenig berührte, und schob seine aktuelle Verrohung auf die positiven Aussichten des heutigen Abends. Er hatte eine Verabredung mit einem nicht männlichen Wesen und nur noch acht Stunden Arbeit davor zu bewältigen!
    »Ist mir aber gerade auch wurst», fuhr er also fort. «Wir halten uns an Bürger.»
    «Du bist völlig gefühllos», sagte Kuli.
    «Bin ich nicht. Aber wir haben uns für einen Weg entschieden. War doch klar, dass das Probleme geben würde. Oder hast du gedacht, wir rufen den an, der gibt uns nach einer kurzen Entschuldigung das Geld in die Hand, stellt sich der Polizei, und alle sind glücklich?»
    «Irgendwie so was habe ich gedacht, ja», sagte Kuli hilflos. «Wo soll ich denn jetzt hin? Kann doch nicht mehr nach Hause. Die warten doch da bestimmt schon auf mich. Mahlzeit.»
    Richard Schiefelbeck war aus seinem weißen Fiat Panda gestiegen und stiefelte an ihnen in Stolz und Würde vorbei zum Eingang wie der Ministerpräsident eines finanzkräftigen EU-Landes kurz vor der Verabschiedung eines Rettungspakets. Er hatte sich eine Aktentasche unter den Arm geklemmt, die Wichtigkeit und Bedeutung signalisieren sollte, aber eigentlich nicht mehr enthalten konnte als ein Pausenbrot und eine kleine Flasche Wasser. Das so ziemlich Letzte nämlich, was die Mitarbeiter des T2-Teams für ihre Arbeit brauchten, war eine Aktentasche. Richard Schiefelbeck ignorierte Kulis Gruß und lächelte Paul an. Ein verschwörerisches Lächeln war das, ein Kumpellächeln. Du bist mein Freund, sollte das heißen, mein Agent, mein Taktgeber.
    «Pass auf», sagte Paul. «Wir gehen jetzt erst mal da rein. Wir machen unsere Arbeit. Und dann gehst du mal schön in ein Hotel.»
    «Was?», fragte Kuli. «Ich war doch letzte Nacht schon in einem Hotel. Wovon soll ich das denn bezahlen?»
    Paul nickte väterlich und legte Kuli tatsächlich einen Arm auf die Schulter. «Ich weiß, das ist hart. Und ich würde dich ja auch wirklich gerne zu mir einladen, aber das geht nicht. Wer weiß, ob die dich schon die ganze Zeit verfolgen oder observieren. Wenn die uns dann zusammen nach der Arbeit sehen, wissen die, dass ich der andere Mann bin.»
    «Was?», fragte Kuli erneut und drehte sich so schnell um die eigene Achse, als würde er den Amoklauf einer wild gewordenen Hummel verfolgen. «Du meinst, die sind schon hier?» Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen. «In einem dieser Autos?»
    «Es wäre auf jeden Fall sinnvoll, jetzt nicht durchzudrehen», sagte Paul weise, und «Mahlzeit» sagten sie beide, denn Frau Gutschmidt huschte mit sichtlich schlechter Laune an ihnen vorbei, die Handtasche fest umklammert. Sie erwiderte ihren Gruß nicht.
    «Aber ich kann mich doch ganz vorsichtig zu dir schleichen, heute Nacht», raunte Kuli. «Das merkt keine Sau, ich nehme vorher Umwege, ich schüttle alle ab.»
    «Ich denk, du hast hier Freunde?», antwortete Paul diabolisch und freute sich über seine eigene Bosheit. «Schlaf doch bei denen.»
    «Das war gelogen. Und du weißt das schon die ganze Zeit», sagte Kuli.
    «Mahlzeit», sagte ein Mitarbeiter mit Cordhose, Strickpullover und Zopf im Vorbeigehen.
    Kuli bekam einen Anfall. «Jetzt leck mich am Arsch, ja?», brüllte er dem jungen Mann hinterher, der sich erschrocken duckte und wortlos in Richtung Drehtür eilte.
    «Kein Wunder, dass du keine Freunde findest, wenn du so wenig nett bist», sagte Paul gnadenlos und machte sich auf, dem eingeschüchterten Mann zu folgen. «Das war übrigens Maurizio Galvani. Ein Öko aus Italien, arbeitet oben in der Kundenbetreuung. Der wird jetzt überall herumerzählen, dass du ein Rassist bist.

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