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Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)

Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)

Titel: Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Frank
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gestresst ist und weder Zeit noch Nerven hat, um sich Ihnen angemessen zuzuwenden. Dann erleben Sie hautnah, was es bedeutet, wenn ungeprüfte Hightechmedizin wichtiger genommen wird als eine ausreichende Personaldecke.
    Das alles sind Fehlleistungen in der Medizin, und die gibt es schon sehr lange. Contergan, Practolol, Lipobay– die Liste ist leider nicht kurz.Alles Fälle, in denen allein durch professionelles Hinschauen und weniger Ignoranz tragische Schäden anTausenden Patienten hätten verhindert werden können. Doch trotz teils fantastischer neuer Forschungserkenntnisse, spektakulärer Operationsmethoden, erfolgreicher Sofortbehandlung selbst schwerster Notfälle und anderer großer Erfolge der modernen Medizin nimmt im dritten Jahrtausend unserer Zeitrechnung das Maß an schlechter Medizin zu. Besonders bei der Prävention und Behandlung chronischer Krankheiten hat sich schlechte Medizin zu einer monströsen Apparatur aufgebläht, die die Gesundheit der Patienten immer mehr bedroht.
    1 Milligramm / Deziliter
    2 Millimeter Quecksilbersäule
    3 Kilogramm / Meter zum Quadrat
    4 Meine Empfehlung an Leserinnen, die sich jetzt vielleicht fragen, wie sie sich richtig verhalten: Suchen Sie sich eine n /eine Gynäkologen/ Gynäkologin, de r /die Ihnen nicht automatisch zu einer Mammografie rät, sondern in der Lage ist, Sie erst einmal anhand des absoluten Risikos aufzuklären. Sollten Sie allerdings zufällig eine auffällige Veränderung Ihrer Brust bemerken, schieben Sie die Untersuchung bitte nicht hinaus.

Gute Medizin: Klare Regeln sind nicht verhandelbar
    Wer gerne ein Fußballspiel anschaut, kennt auch die Regeln. Ein Foul im Elfmeterraum vor demTor ahndet der Schiedsrichter mit einem Strafstoß. Auch in der Medizin gibt es Spielregeln und wie beim Fußball sind diese Regeln nicht verhandelbar. Doch anders als beim Fußball weiß in der Medizin kaum jemand, was geht und was nicht. Deshalb ist es hier so schwierig, gegen Fouls und Unfairness zu protestieren. Und wenn der Schiedsrichter noch dazu schläft, sich hat bestechen lassen oder einfach gar nicht da ist, deuten die Spieler einfach die Regeln um, verkürzen die Spielzeit, nachdem sie in Führung gegangen sind, oder behaupten schlichtweg, das Spiel gewonnen zu haben, obwohl es gar nicht stattfand. Oder die unterlegene Mannschaft erklärt sich in einer Pressekonferenz zum Sieger und weil alle Journalisten diese Meldung bringen, glaubt jeder, es entspräche derWahrheit. So etwas ist in der Medizin möglich– doch warum?Weil sich ihre Meinungsführer nicht um die Regeln kümmern und das Publikum, also Sie, die Regeln nicht kennt. So werden Fouls nicht geahndet. Außerdem haben die Meinungsführer eine hohe Reputation. Sie sind Universitätsprofessoren, stehen bedeutenden Stiftungen vor und leiten große Forschungsinstitute. Und so glaubt das Publikum, dass sie die Regeln befolgen, zumal es ja nicht um ein Spiel, sondern um Menschenleben geht. Doch welches sind eigentlich die Regeln guter Medizin?
    Kontrollierte Studien statt »Wunderheilungen«
    Besonders zwischen 1850 und 1970 hat die moderne Medizin zahlreiche bahnbrechende Behandlungsmethoden entwickelt, von denen vorherige Generationen nur träumen konnten. Im Gegensatz zu alten Heilkunden, die besonders auf Beobachtung von Einzelfällen beruhten, versuchte die moderne Medizin Antworten von allgemeiner Gültigkeit zu finden. Man fing an, Krankheiten nicht mehr als gottgegeben hinzunehmen, sondern versuchte herauszufinden, ob sie nicht über Naturgesetze verstehbar und damit beeinflussbar seien. Ganz im Sinne der beginnenden Aufklärung im 18.Jahrhundert, der auch die Naturwissenschaften ihren großen Erkenntnisschub verdanken. Man versuchte also, Ursachen zu erforschen undTherapien zu entwickeln, die immer und überall gleich lehr- und anwendbar sind. Dabei unterzog man den Körper einer systematischen Untersuchung, entwickelte die Anatomie (Lehre vom Körper) und Pathologie (Lehre von den Krankheiten), die immer neue atemberaubende Erkenntnisse hervorbrachten. Mit dem Mikroskop kam die Mikrobiologie hinzu, und so wurde es möglich, die großen Geißeln der Menschheit, die Infektionskrankheiten, auf kleinste, bisher unsichtbare Lebewesen (Bakterien undViren) zurückzuführen und funktionierende Maßnahmen dagegen zu entwickeln. Kanalisation, Hygiene, Kühlschränke und dann die Medikamente wie Antibiotika und präventiv die Impfungen verhinderten immer effektiver tödliche Infektionen. Die große

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