Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
Unfallversicherung
4 459
Private Krankenversicherung
25 957
Arbeitgeber
11 592
Private Haushalte, private Organisationen ohne Erwerbszweck
37 504
Quelle: Statistisches Bundesamt
Nach Einrichtungen
Die größten Empfänger dieser Leistungen bezogen auf die Einrichtungen stellten dabei die Krankenhäuser mit 71, Arztpraxen mit 42,8, Apotheken mit 40,1 und Zahnarztpraxen mit 17,3Milliarden Euro dar. Die Einrichtungen der (teil-)stationären Pflege verschlangen 21Milliarden und dieVerwaltung 16Milliarden Euro.
Nach Art der Leistung
Wenn man die Kosten nach Leistungen aufschlüsselt, zeigt sich, dass ärztliche Grundleistungen 23Milliarden (Hausarzt, körperliche Untersuchungen), ärztliche Sonderleistungen 38Milliarden (Facharzt, Chirurgie), Labor 6,8 und Strahlendiagnostik 7,5Milliarden Euro kosteten. Alle Pflegeleistungen einschließlich Unterkunft undVerpflegung in den Krankenhäusern lagen bei 66Milliarden Euro. Arzneimittel bei 45Milliarden, Hilfsmittel bei 14Milliarden und Zahnersatz bei 6Milliarden Euro.
Die gesetzliche Krankenversicherung
Ein besonders wichtigerTeilbereich ist die gesetzliche Krankenversicherung, da sie die weitgehend kostenfreieVersorgung von über 90Prozent aller Menschen in unserem Staat absichert. Dort wurden 2009 etwa 160Milliarden Euro ausgegeben, wobei die Krankenhausbehandlung mit 56Milliarden am stärksten ins Gewicht fällt, gefolgt von den Arzneimitteln mit 31Milliarden und den Arztkosten mit 28Milliarden Euro, wobei der Anteil der Arzneikosten am Gesamtkuchen seit Jahren ansteigt.
Im internationalen Vergleich
Wie stehen wir damit im internationalenVergleich zu anderen Industriestaaten da? Folgende Zahlen, die sich auf den Anteil des Gesamtwertes aller Produkte eines Landes beziehen, zeigen, dass wir im oberen Drittel liegen, ganz vorn die USA .
Gesundheitsausgaben 2007 im internationalen Vergleich
In Prozent des Bruttoinlandsprodukts
USA
16
Frankreich
11
Schweiz
10 , 8
Deutschland
10 , 4
Kanada
10 , 1
Niederlande
9 , 8
Schweden
9 , 1
Italien
8 , 7
Australien
8 , 7
Großbritannien
8 , 4
Japan
8 , 1
Aus: Hartmut Reiners: Krank und pleite? Das deutsche Gesundheitssystem
Wir investieren also etwa 10 Prozent unserer Wertschöpfung in unsere Gesundheit. Das ist viel Geld, in einer freien Marktwirtschaft löst dies zwischen den verschiedenen Anbietern einen Konkurrenzkampf um das größte Kuchenstück aus. Zusätzlich wird Druck ausgeübt, damit der zu verteilende Kuchen immer größer wird. Das führt nicht automatisch zu schlechten Ergebnissen. Doch der Gesundheits » markt « folgt dabei ganz eigenen Regeln.
Der Gesundheitsmarkt
In einer funktionierenden Marktwirtschaft reguliert sich der Markt durch Angebot und Nachfrage, weshalb besonders forsche Experten meinen, im Gesundheitssystem müsse mehr Markt, sprich Konkurrenz, herrschen. Dann würden sich die besten Produkte von allein durchsetzen, und der Patient könnte sich dann das günstigste Angebot aussuchen. Nun gibt es sicher Branchen, in denen dies gut funktioniert, etwa in der Autoindustrie. In anderen gilt diese Selbstregulierung nur eingeschränkt, wie man an den verschiedenen Immobilien-, Banken- und Schuldenkrisen beobachten konnte. Dort gilt Marktwirtschaft nur für die Gewinne, also finanzielle Belohnung nur für diejenigen, die Erfolg haben.Bei Verlusten gilt Sozialismus, sprich sie werden auf alle verteilt, auch wenn man gar nichts mit ihnen zu tun hat. Aber ganz besonders gelten die Regeln einer Marktwirtschaft nicht für das Gesundheitssystem, obwohl die Forderung nach mehrWettbewerb im Gesundheitswesen eine der Lieblingsfloskeln in der Politik ist.
Den Gesundheitsmarkt kann man nicht Angebot und Nachfrage frei überlassen, denn er wird vom Anbieter dominiert und der Kunde hat keineWahl. Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein neues Auto kaufen, und im Autohaus zeigt Ihnen derVerkäufer 3 Modelle: einen Golf, einen Mercedes und einen Ferrari. Nun wägen Sie ab, was für Ihre Entscheidung maßgeblich ist:Emotionen, Alltagstauglichkeit oder die Höhe Ihres Bankkontos. Nach reiflicher Überlegung werden sich die meisten für den Golf entscheiden, manche für den Mercedes und sehr wenige für den Ferrari. Basierend auf dieser Nachfrage werden mehr Golfs gebaut als teure Sportwagen. In der Medizin ist das anders. Sie sind erkrankt und gehen zum Anbieter, also dem Arzt. Dieser stellt Ihnen 3Therapien vor, eine günstige, eine teure und eine sehr teure. Nun sagt er Ihnen, die besten Heilungschancen besitzen Sie
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