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Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Titel: Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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alkoholfreies Bier, und Brett nahm noch ein Mixgetränk. Und wenn ich mich noch an alle Lieder erinnern könnte, die dieser untalentierte Hurensohn in dem Dinnerjackett sang, würde ich als glücklicher Mann ins Grab gehen.
    Während wir aßen, ignorierten wir das hektische Orgelspiel des Sängers und seine müde Stimme und redeten über uns. Meine Seite der Geschichte war ziemlich schnell erzählt. Sie drehte sich hauptsächlich um schlechte Jobs, das Aufwachsen und dies und das, aber ich ließ aus, dass ich ein Ex-Sträfling bin, weil ich den Wehrdienst verweigert hatte. Das würde ich später erzählen, wenn wir einander besser kannten.
    Brett erzählte mir, sie sei in Gilmer, Texas, aufgewachsen, Cheer-leader und später Tambourmajorin gewesen und hätte sich einmal eingebildet, mit der gesamten Footballmannschaft vögeln zu wollen. Diese Phantasievorstellung habe sich jedoch abgenutzt, bevor sich die Gelegenheit dazu ergeben habe, und nachdem sie ein paar von ihnen kennengelernt habe, sei sie zu dem Schluss gekommen, dass der Knauf am Ende ihres Taktstocks genauso anregend sei. Richtige Damengespräche.
    »Als ich achtzehn war«, sagte sie, »war ich auch ohne die Footballmannschaft eine wandelnde Samenbank. Ein Psychologe würde Ihnen sagen, das hat daran gelegen, dass irgendwas mit mir nicht stimmt, und wer bin ich, dass ich widersprechen könnte. Sie würden Ihnen sagen, meine Eltern haben mich geschlagen oder missbraucht oder im Schlaf an meinem Arschloch rumgespielt, oder ein Nachbar hätte mir Kleingeld und Eis gegeben, damit ich mich nackt ausziehe und auf seinen Küchentisch setze, während er sich zu gewalttätigen Bugs-Bunny-Zeichentrickfilmen einen runterholt. Und ich bin sicher, so was gibt es, aber ich hatte eine gute Kindheit, bin geliebt worden und war auch in der Schule beliebt. Ich bin zur Kirche gegangen und getauft worden und war sogar in der Benimmschule.«
    »Ich nehme an, dass Sie in der Benimmschule kein Diplom bekommen haben.«
    Wieder das tolle Lächeln. »Ich habe eines bekommen, Klugscheißer. Aber wie ich schon sagte, von diesem ganzen Schwachsinn trifft nichts auf mich zu. Aber ich habe einen leisen Verdacht, was mein Problem war und noch ist.«
    »Und der wäre?«, fragte ich.
    »Ich habe die Pille genommen, als ich sechzehn war, weil ich glaube, dass ich schlicht und ergreifend gerne gevögelt habe. Und das immer noch gern tue. Obwohl ich jetzt Moralvorstellungen habe.« »Sie tun es nicht bei der ersten Verabredung.«
    »Das ist sie. Die Moral. Und ich lasse die Männer ein Gummi überziehen. Aber ich denke, das hat nichts mit Moral zu tun. Man könnte es Krankheitsprophylaxe nennen. Das muss es sein, weil ich diese gottverdammten Gummis hasse.«
    »Männer hassen sie auch. Nur zu, erzählen Sie mir mehr.«
    Brett erzählte mir, sie habe einen siebenundzwanzig Jahre alten Sohn namens Jimmy, der in Austin wohnte und sich mit taoistischer Philosophie und dem Kampfsport Aikido beschäftigte. Jimmy glaubte, der Ursprung seiner Energie sei der Mittelpunkt der Erde, und von dort fließe sie durch seinen Dickdarm und seinen ganzen Körper. Er hatte haufenweise innere Energie. Was die Japaner Ki nennen. Drei Personen konnten Jimmy wegen seines Ki nicht hochheben. Er konnte den Arm ausstrecken, und man konnte daran herumschwingen wie an einer Reckstange. Doch trotz all dieser inneren Energie mangelte es ihm an gesundem Menschenverstand, und er besaß kein Bankkonto. Er schrieb Brett mindestens zweimal im Monat einen Brief, in dem er sie um Geld bat. Als sie das letzte Mal von ihm gehört hatte, war er in eine ehemalige Kokainsüchtige verliebt, die zur Christian Science konvertiert war und eine nicht näher erklärte Wunde – eigentlich mehr eine entzündete Stelle – an ihrem Bein nur durch die Kraft ihres Gebets heilte. Jimmy sagte, er sei sicher, mit der Zeit könne seine Freundin sie vollständig heilen. Einstweilen hatte sie sich jedoch außerdem zur Benutzung von Verbandsstoff, Jod und Klebeband bereit erklärt, obwohl sie dies ihrer Kirche nicht mitteilte.
    Brett hatte eine jüngere Tochter namens Tillie, die in Denver wohnte. Sie sagte, der letzte Brief, den sie von Till, wie Brett sie nannte, bekommen habe, sei ermutigend. Till schreibe, ihr Zuhälter schlage sie dieser Tage nicht mehr so häufig, und die meisten ihrer alten Verletzungen seien abgeheilt, obwohl sie eine kleine weiße Narbe über dem rechten Auge zurückbehalten habe und sie an kalten Tagen ein wenig hinke. Sie

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