Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
plötzlich vor der geschlossenen Tür des ersten Wohnwagens. Einer der Leibwächter, die in Kings Wagen gesessen hatten, riss die Tür auf, eine Neunmillimeter in der Hand. Ich war nah, sehr nah. Ich riss den Schaft der Schrotflinte hoch und traf sein Kinn. Er wurde ein paar Zentimeter größer, flog rückwärts und blieb auf dem Boden liegen, um dort den Eifer und die Begeisterung eines Bettvorlegers an den Tag zu legen. Ich stieg über ihn hinweg, hob die Neunmillimeter auf und warf sie durch die offene Tür hinter mir.
Ich bog mit schnellen Schritten in einen Korridor ein, und ein anderer Leibwächter zeigte sich. Ich hob die Schrotflinte. Er sprang zur Seite, als ich schoss, und die Ladung riss ein Stück aus der Rückwand des Wohnwagens. Ich hörte ihn irgendwo außer Sicht ein raschelndes, huschendes Geräusch verursachen. Dann hörte ich, wie die Hintertür geöffnet und zugeschlagen wurde, und da wusste ich, dass der große, böse Schläger gar nicht so böse war, dass er lief was die Füße hergaben, und dass er, wenn ihm nichts dazwischenkam, um Mitternacht den Atlantischen Ozean erreichen würde.
»King!«, schrie ich. »King!«
Ich sah eine Tür zu meiner Linken und gab einen Schuss auf das Schloss ab. Die Tür flog auf, und ich war hindurch, und da war King. Er lag im Bett, Bissinggame neben sich. Sie setzten sich rasch auf. Beide waren nackt. Bissinggame hatte einen pfirsichfarbenen Freizeitanzug über eine Stuhllehne gehängt. Auf dem Stuhl lagen Jockey-Shorts, pfirsichfarbene Socken und weiße Schuhe.
King hatte seinen Hut auf den Nachtschrank neben dem Bett gelegt und die Hand in der Schublade des Nachtschranks, da er nach etwas griff.
»Ich dachte, Sie hassen Schwule«, sagte ich.
Ich schoss auf den Nachtschrank. Er explodierte. Eine Lampe ging zu Bruch. Eine Fünfundvierziger, die in der Schublade gelegen hatte, bevor diese sich in eine Handvoll Anmachholz verwandelte, fiel zu Boden. King zuckte zurück, die blutende Hand voller Holzsplitter.
»Gottverdammich«, sagte er.
»Ich war gerade im Krankenhaus«, sagte ich. »Meine Freundin. Und ein Freund von mir. Sie sind beide von Ihrem Mann erschossen worden, von Big Man Mountain.«
»Er ist nicht mein Mann«, sagte King, und er war so ruhig wie ein Mann, der gerade in einem Restaurant seine Bestellung aufgab.
»Jesus!«, sagte Bissinggame. »Ich bin nicht schwul. Ich gehe in die Kirche. Er zwingt mich dazu.«
»Big Man ist Ihr Mann. Er war die ganze Zeit Ihr Mann. Ich kann nicht glauben, dass ich Ihnen überhaupt zugehört hab. Ich will, dass Sie wissen, Sie erbärmliches schwanzlutschendes, arschleckendes Stück Scheiße, was ich tun werde. Ich werde Ihnen den Arsch wegblasen. Bissinggame, wenn Sie hier rauswollen, verschwinden Siejetzt!«
Bissinggame glitt unter dem Laken hervor und griff nach seiner Unterwäsche auf dem Stuhl.
»Gehen Sie nackt oder sterben Sie nackt.«
»Ich bin schon weg«, sagte Bissinggame, und er ging um das Bett herum. Dann sah ich, wie seine Augen sich weiteten, und ich wusste, dass jemand hinter mir war, aber das war mir egal. Es interessierte mich nicht. Nichts interessierte mich, abgesehen davon, dass King sterben würde. Ich riss die Schrotflinte hoch und drückte ab.
Ich schoss einen Teil der Decke in Stücke, und die Stücke flatterten überall im Raum zu Boden. Ich wusste nicht genau, was passiert war, bis mir aufging, dass eine schwarze Hand auf dem Lauf der Schrotflinte lag. Ich fuhr herum, um zu kämpfen, aber die Hand gehörte Leonard, und er stieß mich vor die Brust, riss mir die Schrotflinte aus der Hand und warf sie in eine Ecke.
Leonard zog eine Automatik unter seinem Hemd hervor und hielt sie beiläufig in der Hand. »Das ist nicht dein Stil, Bruder. Du bist dafür nicht der Richtige. Teufel noch mal, das weißt du selbst. Ich weiß es. Außerdem würdest du es aus den falschen Gründen tun und dich morgen früh deswegen schlecht fühlen.«
»Aber jetzt würde ich mich gut fühlen.«
Im Korridor gab es einen Tumult. Ein Schrei war zu hören, dann ein Haufen Grunzer, dann ein Geräusch, als falle etwas zu Boden. Jim Bob kam mit seinem Totschläger in der Hand herein. Er sah mich an. »Wenn du ’n Haus einnehmen willst, musst du’s auch sichern, Mann. Es war noch einer im Haus. Jetzt liegen zwei auf dem Boden. Der Wichser hat es mit Taekwondo probiert, aber er ist nicht so gut darin. Taekwondo ist auch nicht mehr so gut. Tatsache ist, es ist schon seit zwanzig Jahren kein Taekwondo mehr,
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