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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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weshalb sie für unbestimmte Zeit aus dem allmächtigen Netzwerk ausgeklinkt waren.
    Aber ist Bayern deswegen mit einer durch und durch korrupten Bananenrepublik vergleichbar? In der Günstlingswirtschaft und Bestechung an der Tagesordnung sind? Mitnichten! Auf keinen Fall darf man den Spezlgefallen mit Bestechung gleichsetzen. Der Spezlgefallen ist vielmehr ein Akt reinen Wohlwollens. Ein Beispiel: Nehmen wir einen beliebigen Bayern namens Jackl. Eigentlich heißt der Jackl Jakob, aber das weiß außer ihm und seiner Geburtsurkunde sonst niemand mehr. Ein in Bayern weit verbreitetes Phänomen.
    Ebenjener Jackl will bauen. Ein Haus. Dafür braucht er eine Genehmigung. Doch genau da liegt das Problem. Der Jackl bekommt nämlich keine. Sein Bauantrag wurde nicht etwa abgelehnt, nein, über seinen Bauantrag wurde einfach nicht entschieden. Immer und immer wieder schreibt der Jackl Briefe ans zuständige Bauamt, wann er denn mit dem Entscheid rechnen könne. Und was geschieht? Nichts. Er schreibt aber nicht nur Briefe, sondern auch E-Mails. Das Amt ist, wie der Jackl auch, schließlich modern! Und was geschieht? Nichts! Das geht so lang, bis der Jackl endlich sein Telefon in die Hand nimmt und im Bauamt anruft. Vier Tage später hat er einen Termin bei dem für seinen Antrag zuständigen Sachbearbeiter. Ein sehr freundlicher ruhiger Mann. Man redet ein bisschen über das Wetter, den steigenden Bierpreis und die neue Verkäuferin in der Metzgerei Vogel. Schließlich kommt man auch auf den Bauantrag zu sprechen und auf die Frage, warum über diesen noch nicht entscheiden sei. Der freundliche und ruhige Sachbearbeiter erklärt dem Jackl, dass es nun mal leider ein bisschen dauern könne. Mal ginge es langsamer mit den Baugenehmigungen und mal schneller. Klar, dass der Jackl gerne wissen will, wovon es den abhänge, dass die Genehmigung schneller erteilt wird. Auf diese Frage bekommt der Jackl keine Antwort. Stattdessen will der freundliche und ruhige Sachbearbeiter wissen, ob der Jackl denn einen guten Architekten für das Projekt habe. Der Jackl wundert sich ein wenig über die Frage, da doch schließlich sein Architekt in dem Bauantrag vermerkt ist. Doch er behält seine Verwunderung für sich, was gegenüber Beamten, die merkwürdige Dinge tun, niemals eine schlechte Entscheidung ist. Der freundliche und ruhige Sachbearbeiter gibt dem Jackl eine Visitenkarte und meint, er würde einen Architekten kennen, von dem er glaube, dass er für Jackls Bauvorhaben genau der richtige Mann sei. Er selbst würde den Architekten gut kennen. Schließlich habe dieser auch sein Haus geplant. Und obendrein sei dieser Architekt nicht einmal teuer. Natürlich hat der Jackl sofort bei diesem Architekten angerufen, festgestellt, dass das wirklich kein schlechter Mann ist und günstig obendrein. Also trennt sich der Jackl von seinem alten Architekten, stellt einen neuen Bauantrag und siehe da: Eine Woche später hat er seine Baugenehmigung. Wurde in dieser Geschichte jemand bestochen? Nein, es wurde ja kein Geld ausgetauscht, sondern lediglich Informationen.

4. Kapitel: In welchem Rotwein den Gedankenaustausch zweier Männer enthemmt und so erstaunliche Vorurteile über den Freistaat Bayern zutage treten
    In den Wochen, in denen wir unseren Umzug vorbereiteten, mischte sich zu meinen Zweifeln eine immer größer werdende Spannung. Ich hatte die Wohnungssuche in München böse unterschätzt. Was, wenn nach unserem Umzug weitere unangenehme Überraschungen auf uns warteten? Was, wenn ich die Bayern und das Bayerische an sich unterschätzt hatte? Was, wenn Bayern wirklich das Land der begrenzten Unmöglichkeiten war? Nicht umsonst gilt der Freistaat als das Texas Deutschlands. Erzkonservativ. Verbissen gegenüber Fremden. Seit Jahren war mit der CSU in Bayern eine Partei an der Macht, die jede noch so dreiste Affäre scheinbar unbeschadet überstehen konnte und immer wieder in die Regierungsverantwortung gehoben wurde. Menschen, die sich derlei gefallen ließen und tolerierten, waren meiner Meinung nach nicht ganz richtig im Kopf. Oder Italiener. Kein Wunder, dass viele Menschen denken, der letzte Regierungswechsel in Bayern habe 1933 stattgefunden. Wenigstens wurde München von der SPD regiert. Was man auch nicht unbedingt gut finden musste, aber was immerhin ein Zeichen dafür war, dass die Demokratie in Bayern nicht ganz verloren ist.
    Gott sei Dank hatte ich mich mit Thomas wieder versöhnt. Um seine Trauerarbeit zu beschleunigen, hatte ich

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