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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wäre?«
    Tony lächelte. »Was? Alex Ferguson hat Angst davor, was passieren könnte, wenn Manchester United nächsten Monat ins Victoria-Park-Stadion kommt?«
    »Sehr lustig. Es wäre besser, solche Witze nicht in Gegenwart des CTC zu machen. Es ist eine bekannte Tatsache, dass man sich seinen Sinn für Humor chirurgisch entfernen lassen muss, bevor man bei ihnen Mitglied wird.«
    »Das weiß ich. Schließlich sehe ich regelmäßig Spooks .«
    Carol war überrascht. »Tatsächlich? Ich nicht.«
    »Solltest du aber. Sie schauen es sich an.«
    »Das glaub ich nicht.« Es ihr fiel schwer, sich vorzustellen, dass sich David und Johnny mit etwas so Häuslichem wie Fernsehen beschäftigen könnten.
    Tony nickte heftig. »Sie machen das wirklich. So finden sie heraus, wie weit sie gehen können.«
    »Du willst mir erzählen, dass der MI5 und das CTC ihre operativen Entscheidungen auf der Grundlage einer Fernsehserie treffen?« Carol tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. »Zu viele Medikamente, Tony.«
    »Genau das sag ich dir«, meinte er ernst. »Weil sie Leute für sich arbeiten lassen, die die Psychologie der Billigung verstehen.«
    »Die Psychologie der Billigung?« Carols Wiederholung des Begriffs ließ ihre Skepsis durchklingen.
    »So funktioniert es aber. Selbst gebildete Zuschauer schieben, wenn sie eine Fernsehserie wie Spooks einschalten, ihre Zweifel vorübergehend so weit zur Seite, dass sie den Plot akzeptieren. Und wenn dies häufiger geschieht, wenn die Skepsis auch nur ein bisschen aufgehoben wird, dann wird der Zuschauer konditioniert, zu glauben, die wirkliche Welt sei ebenso. Damit wird diesen verrückten Kerlen vom MI5 die Erlaubnis gegeben, die Grenzen noch ein bisschen weiter zu verschieben.« Tony sprach schnell und gestikulierte mit den Händen.
    Carol sah ungläubig drein. »Du willst damit sagen, dass die Zuschauer durch das, was sie im Fernsehen sehen, dazu gebracht werden, brutaleres Vorgehen von Gesetzeshütern zu akzeptieren?«
    »Ja. Mehr oder weniger und natürlich abhängig von ihrer Gutgläubigkeit.« Er bemerkte Carols Zweifel. »Okay, hier ist ein Beispiel. Ich glaube, es gibt bislang keinen beglaubigten Fall eines MI5-Agenten, der mit dem Gesicht in eine Friteuse geschubst wurde. Aber wenn man das einmal in einer Serie mit so viel Glaubwürdigkeit wie Spooks zeigt, selbst wenn es die Bösen tun, dann hat man eine Zuschauergruppe geschaffen, die im Fall, dass ein MI5-Agent tatsächlich jemanden mit dem Gesicht in eine Friteuse taucht, sagen wird: ›Na ja, er musste es tun, nicht wahr? Sonst hätten sie es mit ihm gemacht.‹ Die Psychologie der Billigung.«
    »Wenn du recht hast, warum wird dann gegen Folter protestiert? Warum sagen wir nicht alle: ›Ach ja, wir haben ja gesehen, wie gut das in den Filmen funktioniert, lasst es uns doch einfach akzeptieren‹?«
    Carol stützte sich bei diesen Worten mit den Fäusten auf den Rand des Bettes, und ihr zerzaustes blondes Haar fiel ihr in die Augen.
    »Carol, vielleicht hast du’s noch nicht bemerkt, aber es gibt eine maßgebliche Anzahl von Menschen da draußen, die genau das sagen. Schau dir die Widerstände in den USA an, als der Senat gerade voriges Jahr beschlossen hatte, die Folter abzuschaffen. Die Leute glauben genau deshalb an deren Wirksamkeit, weil sie das in den Filmen gesehen haben. Und manche der Fürsprecher haben Macht. Dass wir nicht alle darauf hereinfallen, liegt daran, dass wir nicht ebenso leichtgläubig sind. Manche von uns sind gegenüber dem, was sie sehen und lesen, viel kritischer als andere. Aber einem Teil der Leute kann man tatsächlich die ganze Zeit etwas vormachen. Und wenn Agenten und Polizisten massiv vorgehen, verlassen sie sich auf diese Akzeptanz.«
    Sie runzelte die Stirn. »Du machst mir manchmal Angst, weißt du das?«
    Sie sah sein schmerzlich verzogenes Gesicht, vermutete aber nicht, dass das mit seinem Knie zusammenhing. »Ja, ich weiß. Aber ich glaube nicht, dass das unbedingt schlecht ist. Nach meiner Erfahrung motiviert dich gerade etwas, das dir Angst macht, umso mehr dazu, es zu besiegen.«
    Carol wandte sich ab, wie gewöhnlich war ihr sein Lob peinlich. »Du glaubst also nicht, dass dies eine Art konzertierte Aktion gegen die Vics ist?«
    »Nein. Weil Danny Wade nicht ins Bild passt.«
    Carol seufzte genervt. »Der Scheiß-Danny-Wade. Du und Paula, ihr könntet einen mit eueren Argumenten dazu bringen, an der glatten Wand hochzugehen.«
    Tony lächelte. »Ich habe diesen

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