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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Systeme und seiner Bereitschaft zu tauschen wieder wett. Im Austausch für eine Hintertür in eine vertrauliche Datenbank der Sozialversicherung hatte er ihr den Zugang zum Amt für Zoll- und Steuerwesen Ihrer Majestät verraten, wahrscheinlich die einzige wichtige Regierungsstelle, auf die sie noch keinen Zugriff hatte. Sie waren sich beide bewusst, dass das, was sie taten, nicht legal war. Aber sie vertrauten auf ihre Fähigkeiten, das Gefängnis zu umgehen. Schließlich waren sie die einzigen Leute in ihren Institutionen, die über die Qualifikation verfügten, sich selbst zu erwischen.
    Stacey hatte nicht erwartet, dass sie die neue Möglichkeit zur Akteneinsicht so bald brauchen würde. Aber als Carol ihr sagte, sie solle nach einem Jake Andrews suchen, der in Bradfield wohnte, und Chris sie anrief, um zu bestätigen, dass Jake Andrews und Jack Anderson ein und derselbe seien, war sie erfreut über die Chance, sich mit ihrem neuen Spielzeug zu beschäftigen.
    Allerdings war sie nicht erfreut darüber, dass Jake Andrews ein genauso unsichtbares Phantom war wie Jack Anderson. Von Anderson hatte es bis vor drei Jahren zumindest eine Spur gegeben. Aber Jake Andrews, wohnhaft in Bradfield, tauchte kein einziges Mal in den offiziellen Unterlagen auf. Stacey war selbst überrascht, wie heftig sie darauf reagierte. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie mit ihrem einzigartigen Zugriff auf die Systeme die entscheidenden Informationen liefern könnte. Aber der Cyberspace hatte sie im Stich gelassen. Ein Schmalspurmörder war ihrem elektronischen Spinnennetz entkommen.
    Wütender denn je marschierte Stacey in Carols Büro. Ihre Chefin sah von einem Stapel Zeugenaussagen auf, die das CTC ihrem Team zur Durchsicht geschickt hatte. »Hat’s geklappt?«, fragte Carol.
    »In den Unterlagen, auf die ich Zugriff habe, ist er nicht zu finden. Kein Telefon. Kein Handy. Keine Gemeindesteuer. Keine Sozialversicherungs- oder Steuernummer. Kein Fernseher angemeldet. Kein Kraftfahrzeug auf seinen Namen zugelassen. Kein Pass oder Führerschein. Keine Kredite aufgenommen. Er ist Mr. Nobody.« Sie wusste, dass sie klang wie ein kleines Kind, aber das war ihr egal.
    Carol lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, streckte sich und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich hatte nicht erwartet, dass Sie wirklich etwas finden«, gestand sie. »Aber wir mussten trotzdem suchen. Da er sich so viel Mühe gegeben hat, Jack Anderson zu beseitigen, glaube ich nicht, dass er so offensichtlich in eine andere, offiziell belegte Identität schlüpfen würde. Was meinen Sie?«
    »Ich glaube, es gibt noch eine dritte Identität«, überlegte Stacey. »Bestimmt sind all seine offiziellen Unterlagen unter dem Namen zu finden. Er benutzt Jack Anderson, wenn er die Leute anlockt, die ihn aus der Schule kennen könnten, und Jake Andrews für alles andere. Und die Identität Nummer drei ist diejenige, die Spuren hinterlässt.«
    »Und das ist die, über die wir nichts wissen«, seufzte Carol, stand auf und ging um ihren Schreibtisch herum.
    »Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass er wieder die gleichen Initialen gewählt hat«, meinte Stacey. »Es ist das klassische Vorgehen von Betrügern. Seltsam, aber wahr.«
    »Allerdings bringt das nicht viel, oder? Damit werden wir nicht vorankommen. Es ist ungefähr so nützlich wie Chris’ und Paulas Barmann, der eine Belohnung dafür wollte, dass er zufällig einen Vornamen mitbekommen hatte.«
    Stacey schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist es doch nicht ganz ohne Wert. Ich habe ziemlich ausgefeilte Suchmöglichkeiten. Ich habe das Programm selbst entwickelt. Das könnte uns vielleicht doch etwas bringen.«
    Carol sah etwas besorgt aus. Aber das war ein Ausdruck, den Stacey bei ihrer Chefin schon kannte. »Ich denke manchmal, Sie sollten mir gar nicht sagen, was Sie alles machen können, Stacey. Okay, legen Sie los. Tun Sie, was Sie können. Wir müssen diesen Kerl finden.« Sie trat hinter Stacey ins Einsatzzentrum hinaus. »Paula«, rief sie. »Ich habe einen Job für Sie.«

    Die Schwester kam eilig mit Tonys Krankenblatt und seinen Tabletten herein und strahlte noch immer höchstes Missfallen aus. »Oh, gut, Sie sind noch hier«, konstatierte sie.
    Er sah von seinem Laptop-Bildschirm auf. »Und ich hatte mir eingebildet, ich sei in einem Krankenhaus, nicht in einem Gefängnis.«
    »Sie sind nicht ohne Grund hier«, entgegnete die Schwester. »Sehen Sie sich mal die Schwellung an Ihrem Bein an. Sie

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