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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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einmal, um mit einigen Ihrer langjährigen Mitarbeiter zu sprechen«, kündigte Kevin an und stand auf. »Noch eines, wo waren Sie gestern um die Mittagszeit? Etwa um ein Uhr?«
    »Ich?« Foster schien sich nicht klar zu sein, ob er wütend oder aufgeregt sein sollte.
    »Ja, Sie.«
    »Ich war mit einer Gruppe von Freunden in Lancashire, um Vögel zu beobachten«, berichtete er und bewahrte seine Würde. »Wir kamen gegen Mittag an und blieben bis Sonnenuntergang. Ich kann Ihnen Namen nennen.«
    Kevin zog eine Karte mit seiner E-Mail-Adresse heraus. »Schicken Sie sie mir. Ich freue mich, von Ihnen zu hören.« Nach einem letzten zögernden Blick auf den Fußballplatz ging er, und seine Mundwinkel zuckten und hoben sich zu einem Lächeln. Es kam nicht oft vor, dass das Leben ihm bei der Ausübung seiner Pflicht die Chance bot, einem Lehrer eins auszuwischen. Er wusste, dass es kleinlich war, genoss es aber trotzdem, sich im Namen seines sechzehnjährigen Ichs auf diese bescheidene Art und Weise zu rächen.

    Das Campion Locks war in der Zeit, als auf den Kanälen Nordenglands Kohle und Wolle über die Pennines hin und her transportiert wurden, ein Wirtshaus für die Schiffer gewesen. Es stand etwas vom Kanal entfernt, nahe am Innenhafen, wo drei wichtige Wasserwege aufeinandertrafen. Als es gebaut wurde, war Temple Fields der wörtlich zu verstehende Name für diesen Ort. Jetzt taten sich statt der Tiere, die früher vor dem Pub gegrast hatten, Sonntagvormittagsgäste an Bruschetta und Bagels gütlich und besänftigten ihre strapazierten Mägen mit Eiern und geräuchertem Lachs.
    Während sie näher kamen, sah sich Chris die bunte Menge der Gäste an. Sie stieß Paula in die Rippen und sagte: »Das ist jetzt aber voll in Ordnung. Jordan sollte uns öfter in solche Lokale schicken. Da passen wir genau hin, Schätzchen. Ich werde sonntags mal mit Sinead herkommen müssen, um sie daran zu erinnern, wie sich junge Liebe anfühlt.«
    »Du hast Glück, dass du jemanden hast, den du daran erinnern kannst«, seufzte Paula. »Ich bin so weit, dass mir Sex wie die Erfahrung aus einem anderen Leben vorkommt.«
    »Du musst mehr ausgehen. Musst dir ’n tolles Mädel suchen, das ein Lächeln auf dein Gesicht zaubert.« Chris bahnte sich einen Weg durch die Gäste, die auf der gepflasterten Fläche jenseits der Tische herumstanden und warteten, bis Plätze frei wurden.
    »Das wird ja bei dieser Arbeit auch leicht passieren«, meinte Paula. »Jedes Mal, wenn ich einen Abend freihabe, will ich nur schlafen.«
    Sie gingen hinein. Drinnen war es fast genauso voll, aber wegen der Schieferböden und der niedrigen Decke viel lauter. »Apropos …«, hakte Chris nach. »Wie schläfst du denn zur Zeit?«
    »Besser«, antwortete Paula knapp mit gesenktem Kopf, während sie in ihrer Tasche das Foto von Jack Anderson suchte.
    »Da bin ich froh.« Chris wandte sich um und gab Paulas Ellbogen einen leichten Druck. »Wenn du mich fragst, ich finde, du hältst dich spitzenmäßig.«
    Sie gingen auf die Bar zu, wo eine Thekenmannschaft aus drei Männern und einer Kellnerin versuchte, den Bestellungen von Getränken und Gerichten nachzukommen. Chris hielt einem der Männer ihren Ausweis hin, der aber laut lachte und sagte: »Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein. Kommen Sie wieder, wenn der Ansturm vorbei ist.«
    Normalerweise wäre sie so darauf erpicht gewesen, die Angelegenheit zu erledigen, dass sie dem Kellner Vorhaltungen gemacht hätte. Aber die Sonne schien, und sie hatten beide in den letzten vierundzwanzig Stunden zu viel Schreckliches gesehen. So viel Tod hatte Chris daran erinnert, dass es Zeiten gab, in denen es wichtig war, innezuhalten und den Duft der Blumen zu genießen. Also lächelte sie. »In diesem Fall nehmen wir zwei Radler.«
    Sie fanden mit ihren Gläsern ein Stück Mauer am Kanal, auf dem sie gemütlich in der Sonne sitzen und unaufhörlich über die Vergiftungen und den Bombenanschlag sprechen konnten. Langsam lichtete sich die Menge, die Leute leerten ihre Gläser und gingen, um den Sonnenschein zu genießen. »Wenn wir beide in einer Fernsehserie mitspielten, käme jetzt der Zeitpunkt, an dem eine von uns einen messerscharfen Geistesblitz hätte, der den ganzen Fall lösen würde«, überlegte Chris und starrte gelassen auf den Kanal hinaus, wo ein bunt gestrichenes, schmales Boot die erste der drei Schleusen überwand, die in das Hafenbecken führten.
    »Wenn wir im Fernsehen wären, hättest du niemals die Drinks

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