Schleichendes Gift
Am anderen Ende standen zwei viereckige Körbe, der eine mit der Aufschrift »Wäsche«, auf dem anderen stand »Reinigung«. Beide waren fast voll. Wahrscheinlich wurden sie von jemand anderem geleert. Glücklicherweise war diese Person noch nicht hier gewesen, seit Robbie krank geworden war.
Im Wäschekorb lagen obenauf eine Armani-Jeans, eine Calvin-Klein-Badehose und ein extravagant gestreiftes Hemd von Paul Smith. Carol nahm die Jeans und ging die Taschen durch. Zuerst dachte sie, sie seien leer, doch als sie die Finger weiter hineinschob, stieß sie auf ein Stück Papier, das ganz tief in der rechten vorderen Tasche steckte. Sie zog es heraus und glättete vorsichtig die Falten und Knicke.
Es war die Ecke eines linierten Blatts Papier, offenbar aus einem Notizbuch herausgerissen. In schwarzer Tinte stand darauf »www.bestdays.co.uk«. Carol ging damit ins Wohnzimmer und bat Sam um eine der Beweismitteltüten. »Was haben Sie da, Chefin?«, fragte er und reichte ihr eine.
Carol ließ das Stückchen Papier in den Beutel fallen, verschloss ihn und schrieb das Datum darauf. »Eine Internetadresse. Wahrscheinlich nichts. Nehmen Sie es für Stacey mit, bitte. Haben Sie etwas gefunden?«
Sam schüttelte den Kopf. »Ich sag Ihnen, er scheint mir ein ziemlich langweiliger Zeitgenosse zu sein.«
Carol ging wieder ins Schlafzimmer. Die Nachttische boten nichts Überraschendes – Kondome, Pfefferminzbonbons, Papiertücher, eine Blisterpackung mit Ibuprofen, ein Butt Plug von der Größe eines kleinen Fingers und eine Tube Gleitmittel. Carol war sicher, dass dies heutzutage als einfache Grundausrüstung galt. Interessanterweise war das Buch, das in der linken Schublade lag, Michael Cricks kritische Biographie des Chefs von Manchester United, Alex Ferguson. Obwohl Carol weit davon entfernt war, sich mit Fußball auszukennen, wusste selbst sie, dass aus der Vielzahl der Biographien von Fußballheiligen dies eine interessante Wahl war.
Im Badezimmer war nichts, was Carols Aufmerksamkeit erregte. Seufzend kehrte sie zu Sam zurück. »Es ist fast unheimlich«, meinte sie. »Da ist so wenig Persönliches.«
Sam lachte abfällig. »Wahrscheinlich hat er keine Persönlichkeit. Diese Fußballstars, die sind doch alle in der Adoleszenz steckengeblieben. Sie werden vor dem ersten Kuss von den großen Clubs verpflichtet, und die Manager und Trainer übernehmen die Rolle ihrer Mütter. Wenn sie Erfolg haben, sind sie, kurz bevor sie zwanzig werden, reich im materiellen Sinn und arm an Vernunft. Sie werden in Watte gepackt und von Models verwöhnt. Viel mehr Geld als Verstand und Erfahrung. Ein Haufen Peter-Pan-Typen, Jüngelchen, die nicht erwachsen werden wollen, aber Testosteron haben sie.«
Carol grinste. »Sie klingen bitter. Haben Sie eine Freundin an einen von denen verloren?«
Sam erwiderte ihr Lächeln »Die Frauen, die ich mag, sind zu intelligent für Fußballer. Nein, es ärgert mich nur, dass ich keinen Bentley GTC Mulliner habe.« Sam hielt ihr eine Rechnung entgegen. »Sein neuer Wagen. Wird nächsten Monat geliefert.«
Carol pfiff anerkennend durch die Zähne. »Ich kenne Männer, die für so einen Wagen einen Mord begehen würden. Aber wahrscheinlich nicht mit Rizin.« Während sie noch sprach, klingelte ihr Telefon. »DCI Jordan«, meldete sie sich.
»Hier spricht Dr. Blessing. Dr. Denby bat mich, Sie anzurufen. Robbie Bishops Zustand hat sich verschlimmert. Wir glauben nicht, dass es noch lange gehen wird. Ich weiß nicht, ob Sie gern hier wären?«
»Bin schon unterwegs«, sagte Carol. Sie klappte ihr Handy zu und seufzte. »Sieht aus, als entwickelte sich die Sache zur Ermittlung in einem Mordfall.«
Sie warteten auf Phil Campsie. Chris nahm eine Hantel und machte ein paar Unterarm-Curls. »Er ist der Hässliche, oder?«, fragte sie. »Der aussieht wie eine Kreuzung aus einem Affen und Mr. Potato Head?«
»Phil Campsie, meinst du? Ja, er ist hässlich.« Kevin streckte sich und gähnte. Seine vierjährige Tochter schlief in letzter Zeit leider nicht mehr durch. Seine Frau hatte betont, dass sie immer nachts hätte aufstehen müssen, als sie Ruby stillte. Jetzt sei Kevin an der Reihe, seine Tochter zu beruhigen, bis sie wieder einschlief. Das war nicht unlogisch. Trotzdem schien es ihm nicht fair, vor allem nicht, weil er zur Arbeit ging und Stella noch zu Hause war. Aber es war schwer dagegen anzukommen, wenn er nicht so dastehen wollte, als liebe er seine Tochter nicht. »Er ist sehr hässlich«,
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